Bundestrainerin bleibt nach WM-Aus Voss-Tecklenburg - "Bin noch nie weggelaufen"
Martina Voss-Tecklenburg will trotz des historisch schlechten WM-Abschneidens Bundestrainerin der DFB-Elf bleiben. Bei der letzten Pressekonferenz im australischen Wyong vor der Rückkehr nach Deutschland erklärte MVT, dass sie den Frauenfußball weiter voranbringen wolle.
"Ich bin noch nie weggelaufen, wenn es schwierig geworden ist. Und ich habe weiter den festen Willen, die nächsten Schritte im deutschen Frauenfußball zu gehen", sagte die 55-Jährige am Samstag (05.08.2023) zwei Tage nach dem bitteren 1:1 gegen Südkorea, das das erste Vorrunden-Aus der deutschen Fußballerinnen bei einer Weltmeisterschaft überhaupt bedeutete.
Sie wolle "hartnäckig und stark bleiben", betonte Voss-Tecklenburg, die von "viel positivem Support" der Fans berichtete. Man solle gestärkt aus der Niederlage hervorgehen. Negative Folgen für die Entwicklung im Frauenfußball erwartet MVT nicht. Sie setzt vielmehr auf eine "Jetzt-erst-recht-Mentalität".
DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte der Bundestrainerin bereits unmittelbar nach dem Ausscheiden das Vertrauen ausgesprochen und fügte bei einem DFB-Termin am Freitag (04.08.2023) hinzu: "Ich bin doch sehr sicher, dass sie mit der Mannschaft wieder die Kurve kriegen kann." Die Bundestrainerin selbst hatte sich zunächst nicht so klar geäußert, zwei Tage nach dem Spiel hatte sie ihre Entscheidung allerdings getroffen.
Aufarbeitungs-Termine stehen schon fest
Einige Spielerinnen haben das Teamquartier am Samstagmorgen verlassen, die anderen folgen bis zum Abend und fliegen zurück nach Deutschland. Die Bundestrainerin und auch der Sportliche Leiter "Joti" Chatzialexiou reisen am Sonntag ab. Die Termine für die Aufarbeitung der WM seien bereits besprochen worden. In den kommenden zwei bis drei Wochen sollen alle zusammenkommen.
Die Zeit drängt - bereits Ende September startet die Nations League, in der es für die europäischen Nationen um zwei Tickets für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Paris geht. Chatzialexiou ließ keinen Zweifel daran, dass man sich unbedingt eines dieser Tickets sichern und nicht bloß auf die EM 2025 konzentrieren wolle: "Es ist wichtig, den Blick nach der Analyse wieder nach vorne zu richten und zu zeigen, dass wir diese Schmach wettmachen können." Außerdem sei Olympia "ein großes Turnier mit einer ganz besonderen Bedeutung".
Suche nach Gründen, nicht nach Ausreden
Dass die "Sportbild" nach dem WM-Aus über Risse zwischen den Spielerinnen und dem Trainerteam berichtet hatte, war ein großes Thema beim DFB. "Wir haben den Spielerrat sofort darauf angesprochen", berichtete der Sportliche Leiter der Nationalmannschaft. Aus dem Mannschaftskreis sei allerdings nichts dergleichen an ihn und das Trainerteam übermittelt worden. Voss-Tecklenburg sagte: "Wir sprechen mit den Spielerinnen, wir haben das hier während des Turniers nicht erlebt. Ich habe vollstes Vertrauen in die Ehrlichkeit der Spielerinnen."
Es wäre nicht glaubwürdig gewesen, wenn wir zur WM gefahren wären und gesagt hätten, wir wollen mal schauen, dass wir die Gruppe überstehen. Wir sind als Vize-Europameister angereist.
Trotzdem soll es in der Analyse auch um die beschriebenen Themen gehen: War das Teamquartier weit vor den Toren Sydneys richtig gewählt? Wurde gut und genug kommuniziert? Was lässt sich in der Trainingsarbeit noch verbessern? "Aber wir hinterfragen uns ständig", erklärte die Bundestrainerin. "Wir wollen die Gründe finden, warum wir unsere Leistung nicht auf den Platz gebracht haben - und keine Ausreden."
Sowohl die Spielerinnen als auch alle anderen Beteiligten müssten die Erfahrungen aus Australien mitnehmen, "daraus lernen und daran wachsen", erklärte Voss-Tecklenburg - und schloss auch sich selbst mit ein.