Nach dem Spiel gegen Südkorea "Wir brauchen Zeit" - DFB-Team sucht Erklärungen fürs WM-Aus
Auch am Tag nach dem WM-Aus ist die Enttäuschung im und rund um das DFB-Team groß. Die Suche nach Gründen für das vorzeitige Ausscheiden läuft. Viele Fragen sind noch ungeklärt - unter anderem die nach der Zukunft von Kapitänin Alexandra Popp und Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Schnelle Antworten wird es vermutlich nicht geben.
Als die DFB-Spielerinnen am Freitagmittag Ortszeit (04.08.2023) aus dem Hotel in Brisbane kamen und in den Bus zum Flughafen stiegen, war ihnen anzusehen, wie sehr das historische vorzeitige WM-Aus einer deutschen Frauen-Nationalelf sie getroffen hat. Kaum ein Lächeln war auf den Gesichtern zu sehen, dafür viele gesenkte Köpfe. Kapitänin Alexandra Popp gab einen Einblick ins Seelenleben der Mannschaft: Viele Spielerinnen hätten kaum bis gar nicht geschlafen, einige hätten Besuch von Familie und Freunden gehabt. Niemand aus dem Team fühle sich am Tag nach dem 1:1 gegen Südkorea schon wieder richtig gut. "Wir brauchen jetzt erstmal Zeit, um das Ganze Revue passieren zu lassen." In der Analyse werde man dann klar sehen, "was gefehlt hat, woran es gelegen hat".
Zu möglichen personellen Konsequenzen sagte Popp selbstkritisch: "Man sollte sich erstmal an die eigene Nase fassen, dann können wir an andere Leute herangehen." Ob sie selbst weiter für die Nationalelf spielen werde, ließ die DFB-Kapitänin offen. "Diese Gedanken sind gerade sehr weit entfernt", sagte die 32-Jährige. Sie plädierte für die Einstellung eines hauptverantwortlichen Experten für die sportlichen Belange im Frauenfußball.
Rückendeckung für die Bundestrainerin
Nach DFB-Präsident Bernd Neuendorf unmittelbar nach dem Spiel stärkte am Tag danach auch DFB-Manager Joti Chatzialexiou der Bundestrainerin den Rücken. "Wir haben Martina letztes Jahr für eine tolle EM gefeiert. Jetzt sind wir leider historisch ausgeschieden. Da gilt es, gemeinsam aus diesem Weg rauszukommen", sagte der Sportliche Leiter der DFB-Nationalmannschaften in Brisbane vor der Rückreise ins Teamquartier in Wyong.
Neuendorf hatte nach dem 1:1 am Donnerstag gegen Südkorea Voss-Tecklenburg sein Vertrauen ausgesprochen und eine Analyse nach der Rückkehr nach Deutschland angekündigt. Die Bundestrainerin selbst übernahm die Verantwortung für das Debakel. Sie ließ ihre Zukunft erst einmal offen, schrieb aber bei Instagram: "Wir haben in den letzten zwei Jahren sehr viel erreicht und angeschoben und darauf wollen wir trotz dieses Rückschlags weiter aufbauen." Bereits im September startet die Qualifikation für die Olympischen Spielen 2024 in Paris. Chatzialexiou schließt für sich persönlich einen Rücktritt nach den Enttäuschungen zuvor bei der Männer-WM und der U21-EM aus.
Keine gemeinsame Rückkehr des DFB-Teams nach Deutschland
Am Samstag (05.08.2023) werden Voss-Tecklenburg und Chatzialexiou im DFB-Teamquartier in Wyong noch einmal vor die Presse treten. Derweil sorgt die Heimreise des DFB-Trosses offenbar für einiges Chaos. Ein Aus nach der Vorrunde war offenbar gar nicht einkalkuliert worden, sodass die Spielerinnen und der DFB-Tross am Samstag nicht gemeinsam, sondern mit unterschiedlichen Flügen und Zielen zurück in die Heimat reisen.
Ein Besuch von DFB-Präsident Neuendorf in Australien war erst für das Achtelfinale geplant. Er wurde nach dem WM-Aus logischerweise wieder gestrichen.