Dreikampf um Platz 2 in Gruppe G Hochspannung unter schwedischer Beobachtung
Schweden ging bei der Frauen-WM 2023 in Australien und Neuseeland als großer Favorit der Gruppe G an den Start - und wurde dieser Rolle mit zwei Siegen gerecht. Die drei anderen Teams Italien, Südafrika und Argentinien wollen am letzten Vorrunden-Spieltag heute (02.08.2023) aber noch Rang zwei erobern.
Es war ein Statement, um den Platz in der Diskussion, wer zu den Titelanwärterinnen bei der Frauen-WM 2023 gehört, sicher zu haben. Mit 5:0 besiegte Schweden im zweiten Gruppenspiel Italien, den vielleicht stärksten Gegner in der Vorrunden-Gruppe G. Der EM-Halbfinalist von 2022 hat damit nach dem eher mauen 2:1 gegen Südafrika ordentlich die Muskeln spielen lassen und seine Ambtionen untermauert.
Schon vor dem Turnier zählte Schweden zum erweiterten Favoritenkreis. Seit Mitte März 2020 hatte es zuvor in 27 Spielen nur zwei Niederlagen gegeben. Eine in der WM-Vorbereitung gegen Dänemark (0:1), viel schlimmer war aber das 0:4 gegen England im EM-Halbfinale im vergangeben Jahr. Entsprechend ist die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland auch eine Gelegenheit zur Rehabilitation. Die Schwedinnen wollen zeigen, dass sie zur absoluten Spitze gehören.
Jonker: Schweden als Gegner im Achtelfinale vermeiden
Andries Jonker, Trainer der niederländischen Nationalmannschaft, hatte deswegen schon vor dem eigenen 7:0 gegen Vietnam klargemacht, wie ungern er im Achtelfinale auf die Skandinavierinnen treffen würde. "Wir haben vor niemandem Angst, aber man muss auch bedenken: Wenn man einem Gegner wie Schweden aus dem Weg gehen kann, muss man das auch machen", sagte Jonker. "Wir würden es bevorzugen, gegen die Nummer zwei in dieser Gruppe zu spielen." Und so wird es wohl auch kommen, nachdem die Niederlande ihre Gruppe gewonnen haben.
Wer das sein wird, ist aber vor dem Vorrunden-Finale die große Frage. Schweden hat die Italienerinnen enorm unter Druck gesetzt mit der hohen Niederlage. Unterliegen sie im Gruppenfinale heute (02.08.2023, 9 Uhr MESZ, live im Ersten und auf sportschau.de) auch Südafrika, scheiden die Südeuropäerinnen aus. Dann würde die Entscheidung zwischen Südafrika und Argentinien, das zeitgleich auf Schweden trifft (im Livestream auf sportschau.de), fallen.
Italienischer Optimismus trotz der Schweden-Klatsche
Die Favoritinnen sind eigentlich nur aktiver Zuschauer bei diesem Dreikampf um Platz zwei. Schweden ist sicher weiter, sogar nahezu sicher Gruppensieger. Italien müsste neben drei Punkten auch zehn Tore aufholen. Es wird für den schwedischen Trainer Peter Gerhardsson also auch durchaus die Gelegenheit geben, Spielerinnen aus der zweiten Reihe Spielzeit auf dem Platz zu geben. Gleichwohl muss Italien darauf hoffen, dass Schweden, in welcher Formation auch immer, stark genug ist, um gegen Argentinien zu punkten - denn dann würden "Die Blauen" auch mit einem Remis ins Achtelfinale einziehen.
"Ich bin davon überzeugt, dass wir mit unserem Spiel und den Qualitäten, die wir haben, immer noch unseren Weg gehen können", sagte Nationaltrainerin Milena Bertolini nach der herben Pleite gegen Schweden. "Jetzt müssen wir das letzte Spiel gegen Südafrika gewinnen. Aber wir wussten, dass sich am letzten Tag alles entscheiden würde. Wir können es schaffen."
Südafrika-Coach Ellis: Sieg holen, den wir verdient haben
Mit Südafrika ist die letzte Hürde aber durchaus eine gefährliche. Der Afrikameister ist zwar nur die Nummer 54 der Weltrangliste und hat erst einen Punkt in den ersten beiden Spielen geholt - auf die gilt es jedoch genauer zu schauen. Gegen Schweden kassierte "Banyana Banyana" erst in der Schlussphase das Gegentor zum 1:2 und gegen Argentinien (2:2) gab die Mannschaft einen 2:0-Vorsprung aus der Hand. Es hätten also auch schon vier Zähler sein können.
"Wir haben gezeigt, dass wir bestehen können. Nun ist es an der Zeit, um in die nächste Runde einzuziehen, Geschichte zu schreiben und den Sieg zu holen, den wir in diesem Turnier verdient haben", sagte Südafrikas Trainerin Desiree Ellis. "Enthusiasmus und Energie sind auf einem hohen Niveau, das Team zeigt, dass es dafür bereit ist."
Doch selbst bei einem Sieg ist Südafrika darauf angewiesen, was beim Parallelspiel passiert. Sollte Argentinien gegen ein vielleicht mit angezogener Handbremse spielendes Schweden nämlich höher gewinnen, wären die Südamerikanerinnen in der K.o.-Runde.
- Spiele gegeneinander: keine
- FIFA-Weltrangliste: Südafrika Platz 54 / Italien Platz 16
- Beste WM-Platzierung: Südafrika - Vorrunde 2019 / Italien - Viertelfinale 1991 und 2019
- Fun Fact: Südafrika hat in seiner WM-Historie (zwei Teilnahmen) bisher fünf Spiele bestritten und ist schon dreimal mit 1:0 in Führung gegangen. Das Problem: Es gab noch keinen einzigen Sieg.
- Spiele gegeneinander: 1 (1 Sieg für Schweden)
- FIFA-Weltrangliste: Argentinien Platz 28 / Schweden Platz 3
- Beste WM-Platzierung: Argentinien - Vorrunde 2003, 2007 und 2019 / Schweden - Vize-Weltmeister 2003
- Fun Fact: Vor 15 Jahren bei den Olympischen Spielen 2008 sind beide Nationen bisher das einzige Mal aufeinandergetroffen. In den aktuellen WM-Kadern stehen noch drei Spielerinnen, die schon damals dabei waren: Vanina Corea, Gabriela Chavez (beide Argentinien) und Caroline Seger (Schweden).