DFB-Pokal Zweitligisten "schon im Rhythmus" - Vorteil Braunschweig?
Für die Bundesligisten steht in der ersten Runde des DFB-Pokals in der Regel das erste Pflichtspiel der Saison an. Die Zweitligisten sind hingegen schon im Wettkampf erprobt. Das ist ein erheblicher Vorteil, wie die Daten belegen.
In den eigens für den Pokal geschriebenen Gesetzen gibt es auch Sprachregelungen. So ist die Rede von krassen Außenseitern, die inzwischen gerne auch als Underdogs bezeichnet werden.
Zu ihnen gehörte in der ersten Runde der Saison 2024/25 der 1. FC Phoenix Lübeck, der auf Borussia Dortmund traf. Der Regionalligist hatte nichtmal den Heimvorteil, denn das Spiel wurde im Hamburger Volksparkstadion ausgetragen.
Erste Runde DFB-Pokal - zwischen Überraschung und Sensation
Es wäre also eine Sensation gewesen, hätten die Lübecker gewonnen. Taten sie aber nicht, sie verloren 1:4. Wohingegen es eine Überraschung in Regensburg gab, denn der SSV Jahn gewann mit 1:0 gegen den VfL Bochum.
Die Regensburger sind zwar erst wieder in die 2. Bundesliga aufgestiegen, aber sie hatten einen echten Heimvorteil, einen Gegner, der beinahe aus der Bundesliga abgestiegen wäre, und - das ist eine noch verhältnismäßig junge Sprachregelung - sie sind "schon im Rhythmus".
Seit 2011 startet die 2. Bundesliga eher
Seit der Saison 2011/12 beginnt die Saison in der 2. Bundesliga eher als die Bundesliga. Eine Ausnahme bildete die Saison 2020/21, in der beide Ligen aufgrund der Coronapandemie gemeinsam im September starteten. In der folgenden Tabelle ist diese Saison daher nicht berücksichtigt. Ebenso wenig fehlen in der Aufzählung Spiele, die auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurden. Dazu zählen seit einigen Jahren die Partien der Teilnehmer des Supercups.
Zweitligist | Bundesligist | Ergebnis |
---|---|---|
Eintracht Braunschweig | Eintracht Frankfurt | heute live |
SC Preußen Münster | VfB Stuttgart | 27.8 live |
SSV Jahn Regensburg | VfL Bochum | 1:0 |
SSV Ulm | FC Bayern München | 0:4 |
SV Elversberg | 1. FSV Mainz 05 | 0:1 |
VfL Osnabrück | 1. FC Köln | 1:3 n.V. |
SSV Jahn Regensburg | 1. FC Köln | 4:3 i.E. |
1. FC Kaiserslautern | SC Freiburg | 1:2 n.V. |
Eintracht Braunschweig | Hertha BSC | 6:5 i.E. |
1. FC Magdeburg | Eintracht Frankfurt | 0:4 |
SV Sandhausen | RB Leipzig | 0:4 |
SV Sandhausen | Borussia Mönchengladbach | 0:1 |
VfL Osnabrück | RB Leipzig | 2:3 |
SV Wehen Wiesbaden | 1. FC Köln | 2:3 i.E. |
Erzgebirge Aue | 1. FSV Mainz 05 | 1:3 |
SpVgg Greuther Fürth | Borussia Dortmund | 1:2 n.V. |
FC Erzgebirge Aue | FC Ingolstadt 04 | 7:8 i.E. |
Dynamo Dresden | RB Leipzig | 5:4 i.E. |
MSV Duisburg | FC Schalke 04 | 0:5 |
TSV 1860 München | TSG Hoffenheim | 2:0 |
Arminia Bielefeld | Hertha BSC | 0:2 |
FC St. Pauli | Borussia Mönchengladbach | 1:4 |
VfL Bochum | VfB Stuttgart | 2:0 |
RB Leipzig | SC Paderborn 07 | 2:1 n.V. |
SV Darmstadt 98 | VfL Wolfsburg | 4:5 i.E. |
Karlsruher SC | VfL Wolfsburg | 1:3 |
SV Sandhausen | 1. FC Nürnberg | 4:3 i.E. |
Arminia Bielefeld | Eintracht Braunschweig | 2:1 |
Erzgebirge Aue | Eintracht Frankfurt | 3:0 |
SSV Jahn Regensburg | FC Bayern München | 0:4 |
Dynamo Dresden | Bayer Leverkusen | 4:3 n.V. |
Eintracht Braunschweig | FC Bayern München | 0:3 |
Auch in der aktuellen Saison ist davon eine Partie betroffen. Weil der VfB Stuttgart am Samstag (17.08.2024) bei Bayer Leverkusen im Supercup antrat und nach Elfmeterschießen verlor, sind die Erstrundenspiele der beiden Mannschaften verschoben. Der VfB spielt erst am 27. August beim SC Preußen Münster. Die Partie wird ebenso live im Ersten und im Livestream zu sehen sein wie das Duell heute zwischen Eintracht Braunschweig und Eintracht Frankfurt.
Die Stuttgarter werden vor ihrem Auftritt in Münster schon zwei Pflichtspiele bestritten haben, eben den Supercup und den Bundesligaauftakt beim SC Freiburg. Den Preußen, die als Aufsteiger mit einer Niederlage bei der SpVgg Greuther Fürth und einem Unentschieden gegen Hannover 96 in die Saison starteten, wird damit ein Vorteil genommen, der sich aus der Tabelle ablesen lässt.
In den 28 Begegnungen, die unter den genannten Kriterien vor der aktuellen Runde gespielt wurden, setzte sich seit 2011/12 elfmal der Zweitligist durch. Das entspricht einer Quote von gut 39 Prozent. Insgesamt kam es in dieser Spanne zu 159 Duellen zwischen einem Zweit- und einem Erstligisten. Die klassentiefere Mannschaft setzte sich dabei 37-mal durch, das bedeutet eine Quote von nur 23 Prozent.
Zweitligisten in der ersten Runde mit automatischem Heimrecht
Die Diskrepanz relativiert sich allerdings dadurch, dass die Zweitligisten ab der zweiten Runde kein automatisches Heimrecht mehr haben, wenn sie gegen einen Bundesligisten gelost werden. In der abgelaufenen Saison kam es sogar zu einem Duell auf einem neutralen Platz: Leverkusen gewann das Pokalfinale im Berliner Olympiastadion gegen den 1. FC Kaiserslautern.
Angesichts des Quotenunterschiedes von etwa 16 Prozentpunkten deutet allerdings trotzdem vieles auf einen Vorteil hin, schon Pflichtspiele bestritten zu haben und auf einen Gegner zu treffen, der - diese Sprachregelung gilt für den Fußball allgemein - noch nicht weiß, wo er steht. Beleg dafür ist auch, dass sich in den 60 Duellen ab der zweiten Runde im relevanten Zeitraum nur zwölfmal der Zweitligist durchsetzte, wenn er Heimrecht hatte, also mit einer Quote von 20 Prozent. Diese Quote sinkt auf zwölf Prozent, wenn der Bundesligist zu Hause spielt.
Fun fact: Elfmeterschießen gewinnt der Zweitligist
Bemerkenswert bei all den Zahlen: Die vergangenen acht Pokalspiele zwischen einem Zweit- und einem Bundesligisten, die im Elfmeterschießen entschieden wurden, gingen an die klassentiefere Mannschaft. Sprachregelung: fun fact.