Neuer Modus im Europapokal Lostöpfe stehen fest - so läuft die Auslosung der Champions League
Die Zeit der Gruppenphasen ist beendet, im Europapokal wird künftig eine Liga vor der K.o.-Runde gespielt. Am Donnerstag (29.08.2024/18 Uhr) wird die Champions League ausgelost, am Freitag sind die Europa League (13 Uhr) und die Conference League (14.30 Uhr) dran - und dabei ist einiges anders als bisher.
"Wenn wir das alte Auslosungsprinzip beim neuen Modus benutzt hätten, wären mehr als 1.000 Kugeln mit mindestens 36 Lostöpfen nötig", sagt Tobias Hedtstück, der Wettbewerbsdirektor der UEFA, bei einem Medientermin am Mittwoch (14.08.2024). "Das würde drei Stunden dauern."
Es soll aber wie bisher bei rund 35 Minuten bleiben. Der neue Modus, bei dem nun 36 statt bisher 32 Teams in einer Liga statt in acht Gruppen spielen (der Modus ist hier genauer erklärt), erfordert daher auch bei der Auslosung einige Änderungen.
Tobias Hedtstück, bei der UEFA zuständig für Klubwettbewerbe
Wie wird gelost?
"Es gibt weiterhin Lose, es werden 36 Zettel ausgepackt", sagte Hedtstück. Doch der Computer übernehme eine stärkere Rolle als bisher. "Es ist eine hybride Auslosung."
Der Ablauf:
- Eine Kugel mit einem Los wird klassisch per Hand gezogen um anzuzeigen, welcher Klub nun seine Gegner bekommt.
- Eine spezielle Software soll laut UEFA dann automatisiert und zufällig die acht Gegner des Klubs festlegen. Im neuen Modus gibt es kein Hin- und Rückspiel in der Vorrunde, sondern für jeden Klub vier Heim- und Auswärtsspiele gegen acht verschiedene Klubs. Es soll nur wenige Sekunden dauern, bis der Computer die Gegner bestätigt. Wenn es beispielsweise um Topf 1 geht, sind pro Team 81 verschiedene Lose möglich.
- Die Software legt außerdem fest, welche Spiele der jeweilige Klub zu Hause und welche er auswärts bestreitet. Am Ende hat jedes Team einen eigenen Spielplan mit acht Spielen. Die Software wird vom Londoner Datenanbieter "AE Live" gestellt.
Gibt es weiterhin Lostöpfe?
Es gibt wie bisher vier Lostöpfe, nun mit jeweils neun statt bisher acht Teams pro Topf. Der Unterschied zu früher: Jedes Team bekommt aus jedem Topf zwei Gegner - also auch aus dem Topf, in dem der jeweilige Klub selbst liegt.
Damit ist die eigene Zuteilung in einen Topf nicht mehr wichtig. Früher haben die Klubs alle Teams aus dem eigenen Topf vermieden, wodurch die Zuteilung für die Klubs sehr wichtig war. Das entfällt nun, deshalb sind auch die Meister nicht mehr in Topf 1, nur der Champions-League-Sieger ist in Topf 1 gesetzt.
Die Auslosung beginnt mit Topf 1 und wird mit den Töpfen 2, 3 und 4 fortgesetzt. Für die Teams aus Topf 1 werden acht Gegner gelost. Für Topf 2 dann sechs Gegner, für Topf 3 vier Gegner und für Topf 4 bleiben dann nur noch die zwei Gegner aus dem eigenen Topf übrig. So hat am Ende jeder Klub einen Spielplan mit acht Gegnern.
Ein Lostopf für die Champions League
Wie sehen die Lostöpfe aus?
Fünf deutsche Teams sind dabei. Bayern München, Borussia Dortmund und RB Leipzig stehen in Topf 1, Bayer Leverkusen in Topf 2 und der VfB Stuttgart in Topf 4. Für Leverkusen und Stuttgart ist damit beispielsweise jetzt schon klar, dass aus Topf 1 nur sechs Teams als Gegner in Frage kommen.
Klub | Land |
---|---|
Real Madrid | Spanien |
Manchester City | England |
Bayern München | Deutschland |
Paris Saint-Germain | Frankreich |
FC Liverpool | England |
Inter Mailand | Italien |
Borussia Dortmund | Deutschland |
RB Leipzig | Deutschland |
FC Barcelona | Spanien |
Klub | Land |
---|---|
Bayer Leverkusen | Deutschland |
Atletico Madrid | Spanien |
Atalanta Bergamo | Italien |
Juventus Turin | Italien |
Benfica Lissabon | Portugal |
Arsenal | England |
FC Brügge | Belgien |
Schachtar Donezk | Ukraine |
AC Mailand | Italien |
Klub | Land |
---|---|
Feyenoord Rotterdam | Niederlande |
Sporting Lissabon | Portugal |
PSV Eindhoven | Niederlande |
Dinamo Zagreb | Kroatien |
Red Bull Salzburg | Österreich |
OSC Lille | Frankreich |
Roter Stern Belgrad | Serbien |
Young Boys Bern | Schweiz |
Celtic Glasgow | Schottland |
Klub | Land |
---|---|
Slovan Bratislava | Skowakei |
AS Monaco | Frankreich |
Sparta Prag | Tschechien |
Aston Villa | England |
FC Bologna | Italien |
FC Girona | Spanien |
VfB Stuttgart | Deutschland |
Sturm Graz | Österreich |
Stade Brest | Frankreich |
Dürfen Klubs aus demselben Land gegeneinander spielen?
Klubs aus demselben Land dürfen zumindest grundsätzlich in der Ligaphase nicht aufeinandertreffen. Eine weitere Einschränkung: Unter den Gegnern eines Klubs dürfen sich maximal zwei aus demselben Land befinden.
Bei beiden Vorgaben gilt: Sollte die Zusammenstellung der Klubs und die Auslosung dazu führen, dass das nicht vermieden werden kann, sind Ausnahmen möglich. Die UEFA bestätigte bereits, dass in dieser Saison keine Ausnahme notwendig sein wird.
Die Trophäe der UEFA Champions League
Die Software werde sich während der Auslosung an die Ergebnisse anpassen, sagte David Gill, ein technisch Verantwortlicher des Datenanbieters "AE Live". "Wir müssen während der Auslosung sicherstellen, dass weiter genug mögliche Gegner für alle Klubs übrig bleiben. Das läuft alles automatisiert."
Ausgeschlossen sind zudem einige politisch unerwünschte Partien, offiziell "aus Sicherheitsgründen", was in der Europa League oder der Conference League Thema werden kann. Das betrifft Klubs bei Begegnungen folgender Länder:
- Spanien - Gibraltar
- Armenien - Aserbaidschan
- Kosovo - Bosnien-Herzegowina
- Kosovo - Serbien
- Kosovo - Russland*
- Ukraine - Russland*
*russische Teams sind nach Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine von der UEFA suspendiert worden.
Sind Cyberattacken auf das Lossystem denkbar?
Gegen Cyberattacken gebe es eine ganze Reihe von Vorsichtsmaßnahmen, am Tag der Auslosung werde die Technik in einer geschlossenen Umgebung genutzt, sagte Techniker Gill von "AE Live". "Es gibt dann keinen externen Zugang, DDOS-Attacken und ähnliches sind nicht möglich." Entsprechende Tests habe man durchgeführt.
2021 gab es eine Lospanne: Damals führte laut UEFA "ein technisches Problem mit der Software eines externen Dienstleisters" dazu, dass Teams im Achtelfinale der Champions League gegeneinander gelost wurden, die gar nicht gegeneinander spielen durften. Die Ziehung musste wiederholt werden.
Bleibt Raum für Verschwörungstheorien?
Manche Fans zogen die bisherigen Auslosungen gerne in Zweifel, "aufgewärmte Kugeln" sind eine beliebte Theorie bei unerwünschten Auslosungsergebnissen. Kann das neue System Zweifel ausräumen? "Die Software garantiert eine Zufälligkeit", betonte die UEFA. Statt "aufgewärmter Kugeln" können Zweifler aber genau das in Abrede stellen.
Auslosung in der Champions League
Die UEFA weist darauf hin, dass der Anbieter "AE Live" verschiedene "interne und externe Mechanismen zur Überprüfung und Verifizierung der Ergebnisse" integriert habe. "Der gesamte Ablauf der Ziehung" sei von der Rechtsberatungsfirma Ernst & Young überprüft worden, "insbesondere im Hinblick auf die Zufälligkeit und die Einhaltung der Ziehungsregeln", so die UEFA. "Ernst & Young übernimmt auch die Überprüfung und Kontrolle der manuellen und digitalen Ziehungsvorgänge vor Ort."
Die UEFA präsentierte eine Stellungnahme von Ernst & Young, laut der die Software die Teams "zufällig und den Regeln entsprechend" auslose. Jede Auslosung werde genau beobachtet und bewertet.
Wie läuft die Auslosung in der Europa League und der Conference League?
Die Europa League wird im gleichen System wie die Champions League gelost, aus Deutschland sind Eintracht Frankfurt und die TSG Hoffenheim dabei.
Unterschiede gibt es bei der Conference League, dort haben die Teams nur sechs Gegner. Deshalb bekommen die Teams je einen Gegner aus sechs Lostöpfen. Der 1. FC Heidenheim steht in den Playoffs.
Wann kommt der genaue Spielplan?
Mit der Auslosung stehen die groben Spieltage für die Teams fest - nicht aber, wann und wo gegen wen gespielt wird. Die zeitgenauen Ansetzungen aller drei Wettbewerbe werden laut UEFA am 31. August veröffentlicht. Zuletzt setzte sich die UEFA eine Frist bis 12 Uhr mittags, diese entfällt nun. "Wir wollen uns an keine Zeit binden, wir führen die Auslosung erstmals so durch", sagte Hedtstück. "Wir machen es so schnell wie möglich."
Auch beim Spielplan hilft eine Software. Dienstags- und Mittwochsspiele sollen nicht mehr nach einem festen Muster, aber gerecht verteilt werden. Außerdem spielt die Champions League in der kommenden Saison teilweise auch am Donnerstag, am letzten Spieltag müssen zudem alle 18 Spiele gleichzeitig stattfinden.
Die beiden generellen Anstoßzeiten sind 18.45 Uhr und 21 Uhr - der frühe Termin soll künftig auch in der K.o.-Phase zum Einsatz kommen.
Wie geht es nach der Auslosung weiter?
Es gibt viele Neuerungen in der Champions League. Dazu gehört, dass zwei Länder einen zusätzlichen Platz bekommen können - Deutschland stellt auf diesem Weg eine fünfte Mannschaft.
Wie die Ligaphase abläuft, was bei Punktgleichheit gilt, wer sich wie für die K.o.-Runde qualifiziert, wer dort wann Heimrecht hat und welche Probleme aus dem Wettbewerb für nationale Ligen entstehen, ist in diesem Text erklärt:
Was soll das alles?
Die UEFA will mit der Reform der Champions League mehrere Ziele erreichen.
- Es gibt fast 50 Prozent mehr Spiele, was höhere Einnahmen verspricht. Wie immer ist die Verteilung des Geldes ein strittiges Thema - eine weitere Spaltung zwischen groß und klein könnte ein immer größeres Problem werden. Zuletzt machte die mächtige Klubvereinigung ECA kleine Zugeständnisse.
- Die Topteams spielen von Beginn an häufiger gegeneinander, was den Wettbewerb attraktiver machen soll. So spielt beispielsweise der FC Bayern München nun vier Spiele gegen vier Teams aus den Töpfen 1 und 2 statt wie im Gruppensystem nur zwei Spiele gegen ein Team aus Topf 2.
- Für kleinere Teams sollen Chancen entstehen, da sie in den Spielen gegen die Töpfe 3 und 4 auch mehr Punkte holen können.