Marco Verratti (l.) und Kylian Mbappé (r.) von Paris Saint-Germain diskutieren während des Champions-League-Achtelfinals gegen den FC Bayern.

Startruppe gescheitert Das Konzept Paris Saint-Germain versagt erneut

Stand: 09.03.2023 11:25 Uhr

Das Champions-League-Trauma von Paris Saint-Germain setzt sich mit dem Aus gegen die Bayern fort. Ist es das Ende der Weltauswahl-Strategie?

Seit 2011 stecken katarische Geldgeber hunderte Millionen Euro in den Kader von Paris Saint-Germain. Seitdem ist es das zentrale Ziel, die Champions League zu gewinnen. Und seitdem scheitert der Klub in bemerkenswerter Regelmäßigkeit früh.

Dieses Mal ist nach dem ernüchternden 0:2 (Hinspiel: 0:1) im Rückspiel gegen Bayern München wieder das Achtelfinale Endstation - zum fünften Mal in den vergangenen elf Jahren. "Ein weiteres europäisches Fiasko für Paris", schrieb "Le Figaro". Lediglich 2020 war PSG unter Trainer Thomas Tuchel ganz nah dran am lang ersehnten Titel, verlor aber im Endspiel ebenfalls gegen die Bayern mit 0:1.

Champions-League-Bilanz seit 2012
Saison Erreichte Runde Gegner (Ergebnisse)
2012/13 Viertelfinale FC Barcelona (2:2, 1:1)
2013/14 Viertelfinale FC Chelsea (3:1, 0:2)
2014/15 Viertelfinale FC Barcelona (1:3, 0:2)
2015/16 Viertelfinale Manchester City (2:2, 0:1)
2016/17 Achtelfinale FC Barcelona (4:0, 1:6)
2017/18 Achtelfinale Real Madrid (1:3, 1:2)
2018/19 Achtelfinale Manchester United (2:0, 1:3)
2019/20 Finale Bayern München (0:1)
2020/21 Halbfinale Manchester City (1:2, 0:2)
2021/22 Achtelfinale Real Madrid (1:0, 1:3)
2022/23 Achtelfinale Bayern München (0:1, 0:2)

Zlatan Ibrahimovic und David Beckham machen den Anfang

Die Investoren aus Katar haben es geschafft, den durchschnittlichen Ligue-1-Klub PSG zu einer schillernden Marke zu machen, beliebt gerade bei der jungen Zielgruppe. In dieser Hinsicht ging das Konzept der großen Namen auf. Anfangs waren Zlatan Ibrahimovic und David Beckham die Zugpferde, aktuell bilden Neymar, Lionel Messi und Kylian Mbappé ein Sturmtrio, das nach Weltauswahl klingt.

Allerdings fehlt der ganz große sportliche Triumph, auch gegen die Bayern lieferten die Stars nicht. "Paris wartete darauf, dass die Flammen von Mbappé und Messi das Blatt wenden würden, aber beide Genies blieben in ihrer Kiste", schrieb "L'Equipe". Neymar fehlte verletzt.

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Winter-WM und Verletzungspech

Trainer Christophe Galtier nannte die Winter-WM, bei der sich Messi und Mbappé im Finale gegenübergestanden hatten, als Grund für das Scheitern: "Es liegt nicht am Aufbau des Kaders, sondern an einer Saison mit einem vollgeladenen Spielkalender."

Hinzu kam Verletzungspech: Kapitän Marquinhos musste bei den Bayern früh raus, auch der für ihn eingewechselte Nordi Mukiele verletzte sich im Anschluss. "Schwerwiegend" seien gerade die Ausfälle in der Defensive gewesen, sagte Galtier.

Das Problem mit den Superstars

Trotz seiner Argumente wird Galtier nun noch heftiger in der Kritik stehen als zuvor. Gleichzeitig werden die Diskussionen um den Kader und die Gesamtstrategie weitergehen. Zu viele zu mächtige Stars und machtlose Trainer - dieser Eindruck verfolgt PSG seit Jahren.

Frankreichs ehemaliger Nationalspieler Emmanuel Petit formulierte es gegenüber der "NZZ" so: "Wie sollen die Trainer Tag für Tag mit solchen Stars umgehen? Die drei Stürmer Kylian Mbappé, Lionel Messi und Neymar sind die Bosse, hinzu kommen Sergio Ramos und Marco Verratti. Ihnen kann man keine Anweisungen geben. Die PSG-Chefs wollen nur große Namen und so viele Trikots wie möglich auf der ganzen Welt verkaufen. Eine eingeschworene Einheit zu formen, liegt ihnen fern."

Kylian Mbappé vermeidet Bekenntnis zu PSG

Das Projekt mit dem Superstar-Trio scheint jedenfalls gescheitert. Messis Vertrag läuft im Sommer aus, Verlängerung ungewiss. Neymars könnte 2025 ablösefrei wechseln. Und selbst PSG-Ikone Kylian Mbappé vermeidet ein klares Bekenntnis zum Klub.

Angesprochen auf einen Verbleib in Paris wich Mbappé nach der Niederlage in München aus: "Da bin ich entspannt. Für mich zählt in dieser Saison nur noch die Meisterschaft. Dann werden wir sehen." Erst im Sommer hatte Mbappé einen Vertrag bis 2025 unterschrieben.

Angebot aus Katar für Manchester United

Möglicherweise ist die Zeit der Superstars in Paris ohnehin bald vorbei, denn Katar greift nach neuen Projekten. Ein Konsortium unter der Führung von Scheich Jassim bin Hamad Al Thani hat ein Angebot für die Übernahme von Manchester United abgegeben.

Jassim gehört zur Familie von Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani, der über QSI Paris St. Germain besitzt. Wohin würde die Familie die Superstars dann künftig lotsen?

PSG-Talente glänzen andernorts

Auch unabhängig von diesen Spekulationen scheint ein Strategiewechsel denkbar: weniger Superstars, dafür mehr eigene Talente, die durchaus vorhanden waren und sind.

Kingsley Coman, Christopher Nkunku, Moussa Diaby - das sind nur drei Beispiele von PSG-Nachwuchsspielern, die andernorts Karriere gemacht haben, weil sie in Paris kaum Spielzeit hatten. Alle drei haben dieses Jahr Champions League gespielt - und mindestens einer der drei, Bayern-Spieler Coman, hat es dort weiter gebracht als Messi und Co.

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