Hinter den Erwartungen 2. Liga - Großklubs unter Aufstiegs-Druck
Drei Spieltage sind in der 2. Liga absolviert - von den ambitionierten Traditionsklubs hat sich noch keiner auf den Aufstiegsplätzen eingefunden. Die derzeitigen Probleme sind so unterschiedlich wie die Vereine selbst.
Seine Elf habe "sehr viel Charakter gezeigt", sagte Schalke-Trainer Karel Gaeraerts nach dem 2:2 beim 1. FC Magdeburg. Was man eben so sagt als Fußballlehrer, wenn die Mannschaft noch einen Rückstand aufgeholt hat, aber insgesamt hinter den Erwartungen bleibt.
Damit stehen die Schalker allerdings bei weitem nicht alleine in der (Zweitliga-)Welt. Vor allem die großen Traditionsklubs mit Aufstiegsambitionen und großer und erwartungsvoller Fanbasis haben sich zu diesem frühen Saison-Zeitpunkt im grauen Mittelfeld mit vier Punkten nach drei Spieltagen eingeordnet.
Der 1. FC Köln, Hertha BSC und auch der Hamburger SV haben allesamt schon das gesamte mögliche Ergebnis-Portfolio von Sieg, Remis und Niederlage aufzubieten. Die Probleme, die die Vereine (noch) haben, sind allerdings so unterschiedlich wie sie selbst.
Hamburger SV
Beim einstigen Bundesliga-Dino Hamburger SV sind die Beteiligten vor allem mit der offensiven Durchschlagskraft unzufrieden - wie bereits in Teilen der Vorsaison: "Die Möglichkeiten, die wir im Umschaltspiel haben, müssen wir lernen, besser zu machen. Da haben wir noch eine ganze Menge Arbeit vor uns", schimpfte etwa HSV-Trainer Steffen Baumgart nach der 0:1-Pleite bei Hannover 96.
Hannovers Spieler bejubeln einen Treffer
Im insgesamt 16. Spiel unter dem Fußballlehrer blieben die Hanseaten saisonübergreifend bereits zum vierten Mal ohne eigenen Treffer. Und: Mit durchschnittlich 47 Prozent Ballbesitz in den bisherigen drei Partien strahlen die Hamburger alles andere als Dominanz aus.
Hertha BSC
Hertha BSC stehen unruhige Stunden und Tage bevor. Bis zum Ende des Transferfensters am Freitag (30.08.2024, 18 Uhr) dürfte es noch zum Verlust von tragenden Teamsäulen kommen.
Marc Oliver Kempf von Hertha BSC
Nach dem kurzfristigen Verkauf von Top-Angreifer Haris Tabakovic (zu 1899 Hoffenheim) soll der derzeitige Abwehrchef Marc Oliver Kempf vor dem Absprung in die Serie A (Como) stehen. Und auch der derzeit verletzte Leistungsträger Fabian Reese könnte noch kurzfristig vom Hertha-Zug in Richtung Freiburg abspringen.
Gute Berliner Nachrichten mit Blick auf einen möglichen Aufstieg klingen eher anders, könnte der geneigte Fußballfan meinen. Umso größer war der Hertha-Wohlfühlfaktor nach dem hart erkämpften ersten Saisonsieg (2:0) gegen Jahn Regensburg. "Der erste Dreier ist ganz wichtig für das Selbstvertrauen. Wer weiß, was sonst los gewesen wäre", sagt Angreifer Florian Niederlechner.
1. FC Köln
Das kollektive Durchatmen war am Samstagabend auch in Köln zu vernehmen. Der erste Erfolg gegen allerdings desolate Braunschweiger (5:0) sorgte für Erleichterung. "Der Sieg tut sehr gut nach dem Saisonstart, den wir uns alle ein bisschen anders vorgestellt hatten", sagte Verteidiger Jan Thielmann.
"Für uns ist das total wichtig, dass wir mal ein Spiel gewinnen. Wir haben auch die Spiele zuvor über weite Strecken überlegen gestaltet, aber zu wenig Ertrag daraus gezogen", sagte Sport-Geschäftsführer Christian Keller.
Kölns Timo Hübers jubelt über seinen Treffer gegen Braunschweig.
In allen drei Zweitliga-Begegnungen hatte die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber deutlich über 50 Prozent Ballbesitz (im Schnitt 56 Prozent), aber sie machte zu wenig aus ihren (Tor-)Chancen. Und den Spielern gelang es nicht, ihr Niveau während der Partien dauerhaft aufrechtzuerhalten.
"Das war ein bisschen Thema der letzten Tage, weil wir intern schon das Gefühl hatten, dass wir vieles ganz gut machen, aber irgendwie haben wir uns immer selber in die Bredouille gebracht und die Spiele nicht über die Zeit bekommen", sagte FC-Verteidiger Leart Pacarada. Das Kölner Gebilde erscheint noch instabil.
FC Schalke 04
Bei Schalke 04 wird es für alle Beteiligten darum gehen, die vielen neuen Namen fehlerfrei anzuwenden. 15 Neuzugänge, dazu noch Jugendspieler und beendete Leihen zu anderen Klubs lassen das Team in einem ganz anderen Licht als in der katastrophalen Vorsaison erscheinen.
Moussa Sylla (li.) brachte Schalke früh in Führung.
"Wir haben viele Spieler geholt, jetzt ist Ende“, sagte S04-Sportdirektor Marc Wilmots. Vielmehr soll es noch Verkäufe geben. "Wir wollen einen Kader von 20 Spielern und vier, fünf jungen Leuten haben“, so der Belgier.
Die Schalker suchen noch nach einem eingespielten Team. Während in der Offensive das Zusammenspiel vor allem zwischen Leistungsträger Kenan Karaman und Moussa Sylla (beide drei Tore) schon überraschend gut klappt, ist die Defensive noch zu fragil: Sechs Gegentore in drei Zweitligapartien genügen nicht höheren Ansprüchen.