Schiedsrichter Daniel Siebert bei einem Bundesligaspiel mit Headset

Mehr Transparenz beim Video-Assistenten? Wie die Durchsagen der Schiris ablaufen sollen

Stand: 17.01.2025 18:09 Uhr

Die Schiedsrichter sollen Entscheidungen in der Bundesliga nach einem Eingriff des Video-Assistenten bald testweise über die Stadionlautsprecher durchsagen. Der Versuch soll zeigen, wie hilfreich das für Fans ist im Stadion ist.

Der Test soll zu einem noch nicht bestimmten Zeitpunkt der Rückrunde in ausgewählten Stadien der Bundesliga und der 2. Bundesliga beginnen, wie die DFL bestätigte. Knut Kircher, Geschäftsführer der DFB Schiri GmbH, sagte, dass man "im Verlauf der Rückrunde" mit dem Test starten werde.

Die Durchsage soll immer dann kommen, wenn ein Schiedsrichter eine Entscheidung trifft, nachdem er zum Monitor gegangen ist oder wenn eine faktische Entscheidung (beispielsweise bei einer Abseitsstellung) durch eine Empfehlung des Video-Assistenten geändert wurde.

Knut Kircher, Geschäftsführer der DFB Schiri GmbH

Knut Kircher, Geschäftsführer der DFB Schiri GmbH

Drei Elemente soll die Ansage der Schiedsrichter beinhalten:

  1. Was geprüft wurde
  2. Was das Ergebnis der Prüfung ist
  3. Welche Entscheidung getroffen wird

Die Information geht also nicht über das hinaus, was bislang in der Bundesliga mit einer Infografik auf den Videowänden eingeblendet wird. Die Durchsagen könnten die Entscheidungen für viele Fans im Stadion deutlicher und verständlicher machen, so die Hoffnung von Kircher.

"Es geht uns um mehr Transparenz", sagt Kircher im Gespräch mit der Sportschau. Beim Trainingslager der Schiedsrichter in Portugal hätten bereits Übungseinheiten stattgefunden, um für die Einführung vorbereitet zu sein. Das Zeigen der Bilder auf den Videowänden sei "ein möglicher weiterer Schritt in der Zukunft".

Bisher werden Fans in Deutschland ausschließlich über Infotafeln informiert.

Bisher werden Fans in Deutschland ausschließlich über Infotafeln informiert.

Die FIFA ist eine Befürworterin der Durchsagen

Im offiziellen Ablauf des Video-Assistenten in den Spielregeln ist die Durchsage eigentlich nicht vorgesehen. Doch im März 2023 starteten die Regelhüter des International Football Association Boards (IFAB) einen Test, der Verbänden und Wettbewerben die Durchsagen ermöglicht. Vor allem die FIFA, die im IFAB ohnehin eine prägende Rolle spielt, befürwortet die Durchsagen.

Bei der WM der Frauen im 2023 in Australien und Neuseeland wurde das Prinzip angewendet, später auch bei anderen Turnieren wie der Klub-WM der Männer 2023 in Saudi-Arabien und bei Nachwuchsturnieren.

Bei der WM der Frauen zeigte sich eine Gefahr in dem Prinzip: Eine Schiedsrichterin fällte die korrekte Entscheidung, sagte aber versehentlich eine falsche Entscheidung an. Für die Unparteiischen kommt also eine weitere Aufgabe hinzu, bei der viel Konzentration gefragt ist - es besteht die Gefahr von Versprechern.

VAR-Verwirrung bei Schiedsrichterin Hyeon-jeong Oh

Sportschau FIFA Frauen WM, 26.07.2023 11:47 Uhr

UEFA setzte zuletzt auf ausführlichere Texte

Eine andere Lösung wäre möglich gewesen. Die UEFA nutzte statt der Durchsagen bei der EM 2024 in Deutschland ausführlichere Texttafeln auf den Videowänden. Dort wurde mehr erklärt als auf den aktuellen DFL-Tafeln.

Bei der UEFA wäre ein solches Prinzip auch schwieriger umzusetzen, da es technisch bis zu den kleineren Stadien der Conference League eingeführt werden müsste. Technisch ist ein Durchgriff auf die Stadionregie nötig, der Schiedsrichter muss sich per Knopfdruck am Headset auf die Stadionlautsprecher schalten können.

Die Anzeigetafel nach einem VAR-Eingriff bei der EM in Dortmund

Die Anzeigetafel nach einem VAR-Eingriff bei der EM in Dortmund

Stadiondurchsagen weltweit in mehreren Wettbewerben

Seit Beginn der Testphase hat nicht nur die FIFA die Durchsagen getestet. In Portugals Liga wurde das Prinzip bereits angewendet, Englands Ligapokal nutzt es in der aktuellen Saison ab dem Halbfinale.

Auch im Pokalwettbewerb in den Niederlanden werden die Schiedsrichterdurchsagen für den Rest der Saison 2024/25 getestet. Über Europa hinaus sind die Durchsagen beispielsweise in den USA in der Major League Soccer und in der mexikanischen Liga MX zu hören.