Verbandschef bestätigt Schweden beerdigt Pläne für Videobeweis
Die Mitglieder von zahlreichen Klubs in Schweden haben sich mehrheitlich gegen die Einführung des Videobeweises ausgesprochen - nun sagt der Verbandschef: Der VAR wird nicht kommen.
Fredrik Reinfeldt, Präsident des schwedischen Fußballverbands SvFF, sagte in einem Interview mit der Zeitung "Aftonbladet", dass es keinen weiteren Vorschlag des Verbands zur Einführung des Video Assistant Referee (VAR) in Schweden geben werde. "Und ich sehe das auch nicht für die Zukunft", sagte Reinfeldt.
Hintergrund sei die Tatsache, dass sich mittlerweile 18 Klubs des Ligaverbands Elitfotboll gegen den Videobeweis ausgesprochen hätten. Elitfotboll ist vergleichbar mit der DFL, der Ligaverband vereint die 32 Klubs der beiden oberen Ligen Schwedens. "Ich stehe zu den demokratischen Spielregeln", sagte SvFF-Präsident Reinfeldt.
In Versammlungen hatten sich die Mitglieder der Vereine mehrheitlich gegen den VAR ausgesprochen. Neben den Klubs haben mittlerweile auch zwei von 24 Bezirken des Verbands in Abstimmungen gegen den Videobeweis gestimmt. Reinfeldt setzt nun also um, was ihm aufgetragen wurde.
Schwedens Verbandspräsident Fredrik Reinfeldt
Verbandspräsident befürwortete den Video-Assistenten
Reinfeldt sagte, dass er auch keine Vorgaben durch die UEFA sehe, die den Videobeweis nach Schweden bringen könnten. Er fügte aber an, dass der schwedische Fußball bei großen Turnieren von FIFA und UEFA oder im Europapokal zwangsläufig mit dem Videobeweis in Kontakt kommt. Im Europapokal bot die UEFA bei nicht ausgerüsteten Stadien zuletzt Lösungen mit Übertragungswagen an.
Der Verbandschef hatte sich Ende Juni 2023 öffentlich für den Video-Assistenten ausgesprochen. Er nannte ihn "die Zukunft des schwedischen Fußballs" und bemängelte das kategorische Nein der Kritiker, nur "einige Fans" seien dagegen. Mehrere Klubs wie IF Elsborg und Malmö FF sowie der schwedische Fanverband widersprachen. Es gehe nicht um "einige Fans", sondern um die Ergebnisse von Abstimmungen bei Mitgliederversammlungen.
Schweden ist in den Top 30 der Fünf-Jahres-Wertung das einzige Land in der UEFA, das keinen Video-Assistenten in der obersten Liga hat. Hinter den Top 30 gibt es laut einer Übersicht des europäischen Ligenverbands mehrere Ligen ohne VAR: beispielsweise Finnland, Irland, Island und Malta.
51-Prozent-Regel ähnlich wie 50+1: Vereinsmitglieder sagen nein
In Schweden haben die Klubs eine Struktur ähnlich der deutschen 50+1-Regel. 51 Prozent der Stimmrechte müssen im schwedischen Sport bei den Vereinen liegen, sie sind dadurch weitgehend von Mitgliedern bestimmt.
In Deutschland gibt es den Video-Assistenten seit der Saison 2017/18. Weltweit sorgt das technische Hilfsmittel zwar für mehr richtige Entscheidungen - aber auch für Diskussionen darüber, ob wirklich mehr Gerechtigkeit Einzug hält. Kritikpunkte sind beispielsweise eine ungleiche Anwendung, eine fehlende Verständlichkeit für Fans oder auch ein Fehlen jener Genauigkeit, die bei beispielsweise bei Abseitsentscheidungen suggeriert wird.