
Fußball | 3. Liga "In die Fresse" - Dynamo in Saarbrücken wie ein Aufsteiger
Weniger Ballbesitz, weniger Torschüsse - dafür die drei Punkte. Dynamo Dresden überzeugte am Sontag in Saarbrücken durch einen wenig euphorischen, dafür extrem seriösen Auftritt. Jetzt kommt ein Abstiegskandidat.
So spielt ein Aufsteiger. Oder, um es mit Saarbrückens Torwarttrainer Michael Weirich zu sagen: "Dynamo hat uns richtig in die Fresse reingeschlagen, hat uns richtig auf die Bretter geschickt." Mit einem 4:1 beim direkten Aufstiegskonkurrenten 1. FC Saarbrücken eroberte die SGD am Ostersonntag die Tabellenspitze zurück – und untermauerte deutlich, dass die Schwarz-Gelben in diesem Frühjahr Aufstiegskandidat Nummer eins in der 3. Liga sind.
Stamm: "Hatten die Effizienz"
Weirich, der Dynamo-Keeper Tim Schreiber aus gemeinsamen Zeiten in Saarbrücken kennt, gestand nach der Demontage durch die Sachsen: "Diese Niederlage schmerzt." Wie Weirich sah auch Dynamo-Coach Thomas Stamm einen Sieg, der "verdient war über die 90 Minuten, wenn man die Qualität der Chancen nimmt." Der große Unterschied zur jüngsten Dresdner Heimniederlage gegen Osnabrück: "Wir hatten heute die Effizienz."
Wenn zur spielerischen Qualität der Dresdner die Effizienz kommt, sind die Schwarz-Gelben in dieser Saison nur schwer zu stoppen. "Insgesamt ist es beeindruckend, wie Dynamo spielt. Es ist faszinierend, was Dynamo aufzieht", beobachtete bereits Ex-Dynamo Pascal Testroet nach dem 2:2 seines FC Ingolstadt Anfang April in Dresden. Testroet prophezeite damals: "Dresden geht auf eins hoch." Respekt, der auch von Saarbrückens Trainer Rüdiger Ziehl kommt: "Dresden steht zurecht da oben."
Erster Dynamo-Sieg gegen FCS seit 2010
Sieben Punkte liegen die Sachsen vor dem vierten Platz. Zudem beendeten die Dresdner eine kurze Schwächephase von zwei Spielen ohne Sieg. Und zugleich eine lange Schwächephase gegen Saarbrücken: Erstmals seit August 2010 und erstmals nach acht Spielen konnte Dynamo gegen die Saarländer wieder gewinnen - und macht damit einen großen Schritt Richtung Zweitliga-Rückkehr.
Auch wenn sowohl Stamm als auch Dynamo-Kapitän Niklas Hauptmann auf die Euphorie-Bremse treten: "Die drei Punkte tun uns gut. Es sind noch zwölf zu vergeben, wir haben noch nicht zwölf Punkte Vorsprung", so Stamm. "Ich der Nachbetrachtung kann man vielleicht sehen, ob der Sieg heute wichtig war", sagte Hauptmann.
Gegen Sandhausen "vielleicht nochmal schwieriger"
Denn: "Wir dürfen das heute genießen, denn wir dürfen Siege nicht für selbstverständlich nehmen. Wir müssen auch nächste Woche gegen Sandhausen unsere Aufgaben machen", so Hauptmann. Dynamos kommender Gegner Sandhausen (Sa., 14 Uhr live im MDR FERNSEHEN) steckt mitten im Abstiegskampf, kann nur mit einem Sieg in Dresden auf den Klassenverbleib hoffen. "Es wird vielleicht nochmal schwieriger, denn bei Sandhausen geht es noch um was", erwartet Stamm.
Schwere Aufgaben für direkte Konkurrenten
Weil die Dynamo-Verfolger Ingolstadt und Bielefeld im direkten Duell aufeinandertreffen und Saarbrücken beim Spitzenreiter der Rückrundentabelle Essen vor einer schweren Aufgabe steht, könnte Dynamo mit einem Sieg einen weiteren großen Schritt Richtung Aufstieg machen. "Wichtig wäre, wenn wir eine Leistung wie heute zeigen. Mit der gleichen Energie, mit der gleichen Art und Weise", fordert Stamm von seiner Mannschaft.
"Das Leben ist eine Reise. Wenn wir stehenbleiben, geht es schief." Das Zitat stammt zwar nicht von Dynamo-Trainer Stamm sondern vom am Montag (21. April 2025) gestorbenen Papst Franziskus. Es lässt sich aber auch auf Dynamos Reise Richtung zweite Liga anwenden.
Dirk Hofmeister