Protest gegen DFL-Investor "Neues Votum muss her" - Fanszene lehnt DFL-Gespräch ab
Die organisierten Fans haben in ihrer Begründung für ihr klares Nein zur Gesprächseinladung der DFL ein neues Votum in der Investorenfrage als alternativlos bezeichnet. Und der Kampf dafür soll weitergehen, kündigten sie als Reaktion auf eine Mitteilung der Deutschen Fußball Liga an.
"Je länger die Proteste ignoriert werden, desto geschlossener werden wir für eine Neu-Abstimmung einstehen", hieß es in der Stellungnahme, die von "Unsere Kurve", "QFF - Queer Football Fans", "F_in - Netzwerk Frauen im Fußball", "FC Playfair" und "BAFF - Bündnis aktiver Fußballfans" unterzeichnet wurde. Es sei ein Trugschluss zu glauben, dass sich nur ein Bruchteil der Fans gegen den geplanten Investorendeal und vor allem dessen Zustandekommen positioniere.
DFL-Aufsichtsratschef Watzke zeigt sich enttäuscht, erneuert aber Gesprächbereitschaft
DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke zeigte sich enttäuscht über die Dialog-Absage der Fanvertreter, erneuerte seine Gesprächsbereitschaft aber. "Die Absage der eingeladenen Fanvertreter nehmen wir zur Kenntnis, bedauern sie aber, denn Dialogbereitschaft ist immer die Basis für ein demokratisches Miteinander", sagte Watzke am Freitag in einer DFL-Mitteilung.
Der Sprecher des DFL-Präsidiums und Geschäftsführer des Bundesligisten Borussia Dortmund wies zudem Vorwürfe der Fans zurück, wonach ihre Proteste gegen den Milliarden-Deal bei der Dachorganisation des deutschen Profifußballs nicht gehört würden. "Die Kritik von Vereinsvertretern und Fanbündnissen wurde in der Vergangenheit nicht ignoriert, der Abstimmungsinhalt im Dezember unterscheidet sich elementar von dem im Mai, viele Kritikpunkte wurden berücksichtigt und die Klubs umfangreich informiert", sagte Watzke.
Reaktion auf DFL-Statement
Das Statement der aktiven Fans am späten Donnerstagabend (08.02.2024) war eine Reaktion auf eine Mitteilung der Deutschen Fußball Liga. Diese hatte wegen der anhalten Proteste bei Spielen, die in jüngster Zeit vielfach zu längeren Unterbrechungen in der ersten und zweiten Liga geführt hatten, Vertreter der Fanszenen zu Gesprächen eingeladen.
"Einhergehend mit dem Recht der Mitsprache müssen wir uns alle der Verantwortung stellen, sich intensiv auch mit kritischen Themen auseinanderzusetzen. Nicht jeder Austausch kann garantieren, dass alle Gesprächspartner im Anschluss einer Meinung sind", hatte es von der DFL geheißen. Die Fans sprachen von einem "selbstgefälligen Ton der Presseerklärung" und bemängelten unter anderem auch die Abläufe.
Fans wollen wahrgenommen werden
Die DFL verkenne mit diesem Statement einmal mehr, dass die Stadionatmosphäre ein positives Merkmal des deutschen Profifußballs sei, sagte der Vorsitzende von "Unsere Kurve", Jost Peters. "Die Fans sind das, was den deutschen Fußball von anderen europäischen Ligen abhebt. Die Einbeziehung von Fans und Vereinsmitgliedern sollte also nicht nur öffentlich gepredigt, sondern auch gelebt werden." Davon könne aber in dieser Frage keine Rede sein.
Dario Minden, Fanvertreter in der DFB-Kommission Fans und Fankulturen, meinte: "Die wohlfeile Aussage der DFL 'Mitsprache durch Fans und Mitglieder in den Vereinen gehören wesentlich zum deutschen Fußball' hat in Sachen Investor keine Grundlage." Dass auch aus den Reihen der Klubs Forderungen nach einer erneuten Abstimmung laut geworden sind, begrüßten die organisierten Fans ausdrücklich.
Fanszenen Deutschlands: "Leere Worte werden unsere Widerstand nicht brechen"
Gar nicht zufrieden mit dem Vorgehen der DFL ist "Fanszenen Deutschlands", das Bündnis, das die Protestspieltage ausgerufen hat. Im Unterschied zu beispielsweise "Unsere Kurve" steht das Bündnis nicht im Dialog mit der DFL.
Auch "Fanszenen Deutschlands" hat eine Mitteilung veröffentlicht: Ein Ende der Proteste sei nicht zu erwarten, schreibt das Bündnis. Am Ende heißt es: "Seid euch bewusst: Die deutschen Fanszenen haben einen langen Atem! Eure leeren Worte werden unseren Widerstand gegen euer Vorhaben nicht brechen! Wir sehen uns am Wochenende in den Stadien der Republik!"
Finanzinvestor wird abgelehnt
Seit Monaten protestieren die aktiven Fanszenen gegen die Pläne der DFL, denen zufolge für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen ein Finanzinvestor der DFL eine Milliarde Euro zahlen soll. Bei einer Abstimmung der 36 Profiklubs im Dezember war die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit nur knapp zustande gekommen.
Für Fragen sorgte das Abstimmungsverhalten von Martin Kind für Hannover 96, der vom Stammverein angewiesen war, dagegen zu stimmen.