Hintergrund Investoren bei Werder: Wie machen es die Bundesliga-Konkurrenten?
Mit dem Geld der Investoren soll es bei Werder sportlich wieder vorangehen. Wir geben einen Überblick, welche Klubs zuvor schon Anteile verkauft haben.
Der 25. Januar war ein ereignisreicher Tag am Osterdeich. Seit Jahren gab es Debatten über den Einstieg eines Investors bei Werder, nun wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Für 38 Millionen Euro verkauft die Werder Bremen GmbH & Co KG aA 18,5 Prozent ihrer Anteile an ein regionales Bündnis aus acht Investoren.
Bisher hatte als Gesellschafter der Sport-Verein "Werder" von 1899 e.V. sämtliche Anteile gehalten. Fortan werden es noch 81,5 Prozent sein. Neue Wege gehen die Bremer mit dem Verkauf von Anteilen in der Bundesliga allerdings nicht.
Der FC Bayern hat Anteile an 3 Unternehmen verkauft
Bayern-Präsident Franz Beckenbauer Herbert Hainer (Vorstandschef von Adidas) und Manager Uli Hoeneß vereinbarten einst den Einstieg von Adidas. Heutzutage ist Hainer Präsident des Klubs.
Schon mehrere Vereine haben Anteile veräußert, um sich Kapital zu besorgen. Bereits vor mehr als 20 Jahren ist Bayern München diesen Weg gegangen. 2002 zahlte Adidas 77 Millionen Euro für zehn Prozent der Anteile an der FC Bayern München AG. Seitdem haben auch Audi (insgesamt 90 Millionen in den Jahren 2010 und 2011) und die Allianz (110 Millionen Euro im Jahr 2014) Anteile übernommen. Die drei Unternehmen halten jeweils 8,33 Prozent der Anteile. Hauptanteilseigner mit 75 Prozent ist der FC Bayern München e.V., also der eingetragene Verein.
Borussia Dortmund ist an die Börse gegangen
Spektakulär wurde es im Oktober 2000 in Dortmund, als die Borussia als erster und bisher einziger Bundesligist an die Börse ging und damit auf einen Schlag rund 130 Millionen Euro kassierte. Durch eine Kapitalerhöhung im September 2021 nahm der BVB noch einmal 86 Millionen Euro ein.
Fans der Dortmunder können an der Börse Aktien ihres Lieblingsklubs kaufen. Derzeit befinden sich 67,24 Prozent der Aktien in Streubesitz. Das bedeutet, dass keiner der Aktionäre insgesamt mehr als fünf Prozent hält.
Präsident Dr. Gerd Niebaum, Vizepräsident Ernst G. Breer und Manager Michael Meier bei der Vorstellung der BVB-Aktie im Oktober 2000.
Jeweils mehr als fünf Prozent der Aktien wiederum besitzen die Unternehmen Evonik Industries AG (8,19 Prozent), Signal Iduna (5,98 Prozent), Puma (5,32 Prozent) und die Ralph Dommermuth Beteiligungen GmbH (5,03 Prozent), zu der mit der 1&1 AG der Trikotsponsor der Dortmunder gehört. Ohnehin unterhalten sämtliche Unternehmen Geschäftsbeziehungen zum BVB. Als Privatperson hält darüber hinaus Bernd Geske 8,24 Prozent der Aktien. Der Unternehmer sitzt auch im Aufsichtsrat des Klubs.
Wirklich vergleichbar sind die Summen bei den Bayern und beim BVB nicht mit Werder. An der Weser fallen die Beträge deutlich kleiner aus.
In Frankfurt engagieren sich auch Banken
Investoren aus dem Umfeld des Klubs gibt es, wie nun in Bremen, aber auch an anderen Standorten. So gliederte im Mai 2000 die arg unter finanziellen Problemen leidende Eintracht aus Frankfurt den Profifußball in die Eintracht Frankfurt Fußball AG aus. An der AG übernahm dann zunächst das Sportmarketing-Unternehmen Octagon aus den USA für etwa 25 Millionen Euro 49,9 Prozent der Anteile. Dadurch wurde der Klub seinerzeit vor der Insolvenz gerettet.
Die Hoffnung auf das große Geschäft mit dem Klub zerschlug sich aber rasch. "Die Eintracht ist eine Badewanne mit sehr vielen Löchern, aus der das Wasser nur so herausschießt", sagte Matthew Wheeler, Managing Director bei Octagon, rund ein Jahr später im Mai 2001. Das Unternehmen läutete daher wieder den Rückzug ein.
Aufsichtsratschef Philip Holzer hält gemeinsam mit Stephen Orenstein 16,81 Prozent der Anteile an Eintracht Frankfurt.
Heutzutage kommen die Anteilseigner am Main aus dem Umfeld des Klubs. 67,89 Prozent hält der eingetragene Verein. Aufsichtsratschef Philip Holzer und Aufsichtsratsmitglied Stephen Orenstein (jeweils Unternehmer) besitzen mit ihrer "Freunde des Adlers GmbH" 16,81 Prozent der Anteile an der AG. 7,3 Prozent halten die "Freunde der Eintracht Frankfurt AG". Hierbei handelt es sich um einen Zusammenschluss mehrerer Banken mit Sitz in Frankfurt.
Die "Herzschlag Eintracht GmbH" um den Unternehmer Sven Janssen hat im April 2021 22 Millionen Euro für fünf Prozent der Anteile gezahlt. Janssen hat auch einen Platz im Aufsichtsrat erhalten. Weitere drei Prozent hält mit der Wolfgang Steubing AG eine Wertpapierhandelsbank aus Frankfurt.
Die Automobilbranche greift in Stuttgart unter die Arme
Während sich in Frankfurt gern die Banken engagieren, ist es in Stuttgart die Automobilbranche. Merdedes-Benz hat 2017 für 11,75 Prozent der Anteile an der VfB Stuttgart 1893 AG 44,5 Millionen gezahlt. Fix ist seit der vergangenen Woche auch, dass die Porsche AG sich mit kolportierten 41,5 Millionen Euro engagieren wird.
Fortan werden Mercedes-Benz und Porsche jeweils 10,4 Prozent halten. Ein Prozent bleibt beim Sportartikelhersteller Jako. Mit 78,2 Prozent ist der VfB Stuttgart e.V. weiterhin der Hauptanteilseigner.
Der FC Augsburg hat einen Investor aus den USA
Ganz anders schaut es beim FC Augsburg aus. Beim FCA gehören 99,4 Prozent der Anteile an der Fußball-Club Augsburg 1907 GmbH & Co. KG aA der Hofmann Investoren GmbH, deren Namensgeber Klaus Hofmann zugleich Präsident des Klubs ist.
US-Investor David Blitzer hat 45 Prozent der Anteile am FC Augsburg gekauft. Hier posiert er in einem Trikot der New Jersey Devils.
Allzu regional ist der Bezug bei der Hofmann Investoren GmbH aber nicht mehr, denn im Februar 2021 hat der US-Amerikaner David Blitzer mit seinem Unternehmen, der Globald Football Holdings, 45 Prozent der Anteile am FCA übernommen. Blitzer hält auch schon Anteile am englischen Premier-League-Klub Crystal Palace und in Dänemark an Bröndby IF. Im Basketball ist er Miteingetümer des NBA-Teams Philadelphia 76ers. Im Eishockey gehören ihm Anteile am NHL-Klub New Jersey Devils.
Hofmann selbst hält 30,56 Prozent der Anteile am Klub. Dass er zugleich Investor ist und als Präsident die Interessen des eingetragenen Vereins vertreten soll, stößt dabei regelmäßig auf Kritik. Der eingetragene Verein, also dem Fußball-Club Augsburg 1907 e.V., gehören nur noch 0,6 Prozent der Anteile.
Leverkusen und Wolfsburg sind die Töchter von Konzernen
Eigene Finanzierungsmodelle in der Bundesliga gibt es bei den Werksklubs. So ist in Leverkusen die Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH eine 100-prozentige Tochter der Bayer AG. Zwischen beiden herrscht ein Gewinnabführungsvertrag. Das bedeutet, dass Gewinne an den Konzern abgetreten werden müssen. Verluste der Fußballer gleicht wiederum der Konzern aus. Genauso schaut es beim VfL Wolfsburg aus. Die VfL Wolfsburg-Fußball GmbH ist eine Tochter der Volkswagen AG.
Dietmar Hopp hat mit seinem Geld der TSG Hoffenheim den Weg in die Bundesliga geebnet.
RB Leipzig gehört zu 99 Prozent der Red Bull GmbH. Der RB Leipzig e.V. hält lediglich ein Prozent. Bei der TSG Hoffenheim liegen 96 Prozent der Anteile bei Mäzen Dietmar Hopp. Der Mitbegründer von SAP hat mehrere Hundert Millionen Euro in seinen Heimatklub investiert, um diesen aus dem Amateurfußball in die Bundesliga zu führen. Die weiteren vier Prozent an der TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH liegen in der Hand des eingetragenen Vereins.
8 Bundesligisten haben bisher keine Anteile verkauft
Werder konnte nun Anteile verkaufen, weil der Klub im Jahr 2003 den Profisport vom eingetragenen Verein in die Werder Bremen GmbH & Co.KG aA und somit in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert hat. Diesen Schritt sind auch Borussia Mönchengladbach, der 1. FC Köln und der VfL Bochum bereits gegangen. Alle drei Klubs haben zwar ausgegliedert, bisher aber noch keine Anteile verkauft.
Dies gilt ebenfalls für den SC Freiburg, Union Berlin, Mainz 05, Darmstadt 98 und den 1. FC Heidenheim. Anteile könnten diese fünf Klubs auch erst verkaufen, wenn sie in eine Kapitalgesellschaft ausgliedern. Derzeit organisiert das Quintett den Spielbetrieb im Profifußball jeweils noch klassisch über den eingetragenen Verein.
Dieses Thema im Programm:
buten un binnen, 25. Januar 2024, 19:30 Uhr