
FIFA nutzt "RefCam" bei der Klub-WM Bilder von Schiri-Kameras sollen ins Live-Fernsehen
Bodycams bei Schiris sollten in einem Test im Amateurbereich das Verhalten der Spieler verbessern - nun will die FIFA sie im Profibereich kommerziell nutzen, die Bundesliga könnte folgen.
"Nach den positiven Rückmeldungen haben wir bestätigt, dass wir diese Technologie bei der Klub-WM als Teil der Live-Spielübertragung einsetzen wollen", sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino in einer vom Weltverband verbreiteten Mitteilung zur Generalversammlung des International Football Association Board (IFAB), das traditionell die Regeln des Fußballs berät und beschließt.
Mit der sogenannten "RefCam" – meist am Headset oder auf der Brust des Schiedsrichters befestigt – könnte sich das TV-Bild mit Blick auf die Schiedsrichter entscheidend verändern: Gespräche mit den Spielern oder die direkte Perspektive eines Schiris auf eine strittige Situation könnten den Weg in die Live-Übertragung finden.

FIFA-Präsident Gianni Infantino
Vom Schutz der Schiedsrichter zur kommerziellen Nutzung
Das IFAB unterstützt das Vorgehen der FIFA ausdrücklich. Das Gremium testet schon seit 2023 Bodycams für Schiedsrichter im Amateurbereich in England. Die ursprüngliche Idee war es, mit den Kameras das Verhalten der Spieler zu verbessern. Die Bodycams wurden im englischen Amateurfußball getestet. Die Gewissheit, vom Schiedsrichter aufgenommen zu werden, sollte abschreckend wirken, was unangemessenes Verhalten oder sogar Gewalt gegen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter angeht. Das IFAB stellte bei den Tests "positive Auswirkungen auf das Verhalten der Spieler" fest.
Der Test im Amateurbereich sah strenge Vorgaben vor: Die Schiris sollten die Kameras beispielsweise nur bei Bedarf einschalten, das Material musste nach 60 Tagen gelöscht werden und durfte nicht von den Unparteiischen selbst veröffentlicht oder geteilt werden. Nun folgt mit der kommerziellen Nutzung der Bilder durch die FIFA ein ganz anderer Ansatz.

Schiedsrichter Sven Jablonski mit "RefCam" am Ohr
Regeln verbieten derzeit den Schidsrichtern Kameras
In der Bundesliga kam die "RefCam" zuletzt bei einer Partie zwischen Borussia Dortmund und Bayern München zum Einsatz. Ihren ersten Bundesligaeinsatz hatte die Kamera in der Saison 2023/24 bei einem Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfL Wolfsburg, einmal wurde sie in der 3. Liga genutzt. Live wurden die Kameras in Deutschland aber noch nicht genutzt.
Bislang waren die Bodycams auf den Amateurbereich eingeschränkt, der DFB musste sich jeweils eine Genehmigung beim IFAB holen. Mehr als zwei Einsätze pro Saison und Wettbewerb ließ das IFAB nicht zu. Generell wäre eine Regeländerung nötig. Regel 5 - "der Schiedsrichter" - besagt in ihrer aktuellen Fassung ausdrücklich, dass Schiedsrichter keine Kameras tragen dürfen.
"RefCam" in der Bundesliga? DFB und DFL zeigen sich offen
Doch die Entwicklung geht Richtung Öffnung. Die Verbände und Organisatoren der Wettbewerbe bemühen sich derzeit, ihre TV-Produktion zu modernisieren. Das Bild soll ansprechender werden und damit mehr Geld bringen. Auch in der DFL war das zuletzt immer wieder Thema: Clips aus den Mannschaftsbussen oder kurze Interviews direkt vor dem Anpfiff und viele neue Perspektiven sollen die Bundesliga ab der Saison 2025/26 attraktiver machen.
Kommt die "RefCam" nun auch in der Bundesliga? "Wir sind grundsätzlich offen für Maßnahmen, die die Position der Schiedsrichter stärken und das Verständnis für ihre Aufgabe verbessern können", sagt Alex Feuerherdt, Sprecher der DFB Schiri GmbH, im Gespräch mit der Sportschau. "Und das Material kann für Schulungen genutzt werden, beispielsweise zum Positionsspiel oder zum Umgang mit Spielern."
Für die Zukunft gelte generell: "Wir werden die Erfahrungen bei der Klub-WM auswerten", sagt Feuerherdt. Die DFL teilte auf Anfrage der Sportschau mit: "Eine flächendeckende Einführung der 'RefCam' im Regelspielbetrieb ist aktuell nicht vorgesehen." Man stehe Tests "im Live-Kontext grundsätzlich sehr offen gegenüber". Die DFL werde dazu mit der DFB Schiri GmbH und dem IFAB im Austausch bleiben.

Alex Feuerherdt, Sprecher der DFB Schiri Gmbh
Gefahr: Bilder zeigen nicht die Wahrnehmung des Schiedsrichters
Doch es bleiben Gefahren. Denn Kamerabilder zeigen nicht unbedingt die Wahrnehmung des Schiedsrichters. "Manche Bilder können vielleicht einen falschen Eindruck vermitteln", sagt Feuerherdt. "Wenn ein Schiedsrichter sich beispielsweise in einem Zweikampf auf die Füße konzentriert und ein Halten oben nicht erkennt - dann ist auf den Bildern trotzdem beides zu sehen und so entsteht Erklärungsbedarf."
Die Verbände produzieren das TV-Bild meist in Eigenregie. Sie können daher auswählen, welche Bilder von der "RefCam" gezeigt werden und sie mit zeitlichem Verzug nach einer strittigen Szene nutzen und dementsprechend bewerten, ob man sie zeigen sollte. Doch dabei können natürlich Fehler oder Missverständnisse entstehen.
Zuletzt gab es eine andere technische Neuerung: Die Schiedsrichter nutzen das Stadionmikro, um Entscheidungen nach einem Eingriff des Video-Assistenten zu erklären.