Zahl der Spielabbrüche rückläufig DFB zählt weniger Gewalt im Amateurfußball
Nach der Coronapandemie war die Zahl der Spielabbrüche im Amateurfußball in die Höhe geschnellt. Jetzt verzeichnet der DFB rückläufige Zahlen.
"Die Richtung stimmt und es scheint so, als habe sich die Lage ein wenig entspannt, aber wir dürfen in unserem Wirken nicht nachlassen", sagte der 1. DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann am Donnerstag. "Es sind immer noch zu viele Vorfälle."
Im 10. Lagebild Amateurfußball hielt der Verband fest, dass die absoluten Zahlen bei Spielabbrüchen, Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen in der Saison 2023/24 unter denen des Vorjahres lagen - und das, obwohl mehr Spiele ausgetragen wurden.
Saison | Zahl Spielabbrüche (%) | Vorfälle von Gewalt und/oder Diskriminierung |
---|---|---|
2021/22 | 945 (0,08 %) | 5.800 (0,5 %) |
2022/23 | 963 (0,08 %) | 6.200 (0,5 %) |
2023/24 | 909 (0.08 %) | 5.800 (0,45 %) |
Datenerhebung seit 2014
Die Zahlen werden seit 2014 erhoben und basieren auf den Spielberichten der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter. In den 1,3 Millionen erfassten Partien der vergangenen Saison kam es 5.800 Mal zu Vorfällen von Gewalt und/oder Diskriminierung - also in 0,45 Prozent aller Spiele. Im Vorjahr hatte diese Zahl noch bei 6.200 (0,5 Prozent) gelegen.
Damit setzt sich der leichte Abwärtstrend seit 2014 fort, damals wurden 6.700 Gewalt- und/oder Diskriminierungsvorfälle verzeichnet (0,53 Prozent). Die Gründe für den Rückgang seien vielfältig, sagte Zimmermann. Er verwies auf Gewaltpräsentationsmaßnahmen in den Landesverbänden und konkret auf die Aktion "Jahr des Schiris". "Wir glauben, dass die damit verbundene Überschrift: 'Geht vernünftig miteinander um', vielerorts gewirkt hat", sagte Zimmermann.
Der DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann
Zahl der Spielabbrüche weiterhin hoch
Die Zahl der Spielabbrüche wegen Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen hatte in den ersten Jahren der Datenerhebung recht konstant bei 0,05 Prozent aller Spiele gelegen. Nach der Coronapandemie schnellte diese Zahl alarmierend hoch auf 0,08 Prozent in der Saison 2021/22. Damals waren 945 Spiele abgebrochen worden.
Nach einem minimalen Rückgang 2022/23 auf 0,078 Prozent schrumpfte die Zahl abgebrochener Spiele nun auf 0,071 Prozent. 909 Spielabbrüche bedeuten allerdings weiterhin ein deutlich höheres Niveau als vor Corona.
Weitere Maßnahmen
"Da sind wir immer noch nicht schlau, woran das genau liegt", sagte Zimmermann. "Es kann sein, dass die Intensität der Gewaltvorkommnisse gestiegen ist. Gleichzeitig haben wir mehr Schulungen durchgeführt in Sachen Diskriminierung, sodass die Schiedsrichter möglicherweise auch feinfühliger geworden sind."
Beim Blick in die Zukunft verwies Zimmermann auf neue Maßnahmen. "Mit dem Stopp-Konzept und der Regelung, dass nur der Kapitän sich beim Schiedsrichter über einen Pfiff beschweren kann, setzen wir aktuell die nächsten Schritte um." Beide Konzepte könnten zu einer weiteren Beruhigung beitragen, sagt Zimmermann.
Stopp-Konzept mit Beruhigungspausen
Das Stopp-Konzept gibt den Schiedsrichtern die Möglichkeit, in hitzigen Situationen Beruhigungspausen anzuordnen. Laut Regelwerk müssen sich die Teams dann im eigenen Strafraum versammeln. Im Mittelkreis nennt der Schiedsrichter den Trainern und Kapitänen Grund und Dauer der Pause und fordert sie auf, Spieler, Zuschauer und Teamoffizielle zu beruhigen.
Pro Spiel sind zwei Beruhigungspausen möglich, bevor ein Schiedsrichter die Partie abbrechen muss - wobei er dies weiterhin auch ohne vorherige Beruhigungspause tun kann.
Kapitänsregel auch in Deutschlands Amateurfußball
Die als "Meckerregel" oder "Kapitänsregel" bekannt gewordene Maßnahme, dass nur noch die Spielführer mit dem Schiedsrichter in strittigen Szenen diskutieren dürfen, war bei der EM in Deutschland erfolgreich eingeführt worden. Mitte Juli verkündete der DFB, dass diese Regelung künftig auch in allen deutschen Spielklassen gelten soll.