Vierschanzentournee Sportschau-Experte Hannawald freut sich auf Rückkehr der Fans
In Oberstdorf beginnt am Mittwoch die 71. Vierschanzentournee. Für Sportschau-Experte Sven Hannawald gehören die deutschen Skispringer dieses Mal nicht zu den Favoriten. Ganz vorne sieht er dafür einen Norweger.
Jedes Mal, wenn Sven Hannawald über die Vierschanzentournee spricht, bekommen seine Augen einen besonderen Glanz. "Ich habe sie als kleines Kind gesehen und wollte sie unbedingt gewinnen", erzählt er im Sportschau-Interview.
Dass ihm das eindrucksvoll gelungen ist, macht ihn noch heute stolz. Vor 21 Jahren siegte Hannawald bei allen vier Tournee-Springen, holte als erster den Grand Slam und schrieb damit Skisprung-Geschichte.
In diesem Jahr findet die Vierschanzentournee bereits zum 71. Mal statt. "Es gibt bei jeder Tournee irgendeine Geschichte, die man so nicht auf dem Schirm hatte, und das wird auch in diesem Jahr wieder so sein." Das mache die Tournee so faszinierend, findet Hannawald.
Vierschanzentournee wieder mit Zuschauern
Zu der Geschichte in diesem Jahr gehört auch die Rückkehr der Zuschauer und Zuschauerinnen. "Dass wir jetzt endlich wieder volles Haus haben, ist sensationell."
Und da ist es wieder, dieses Leuchten in den Augen von Sven Hannawald. Er gibt auch direkt zu, dass er beim Gedanken an die vielen euphorischen Fans schon wieder ein bisschen Gänsehaut bekommt. "Wenn man dann mal oben steht und auf einmal alle losbrüllen, da hat man schon ein bisschen Fracksausen, aber das motiviert einfach", erinnert er sich.
Vierschanzentournee - besondere Herausforderungen für Skispringer
Mit diesem Motivationsschub müssen die Springer aber auch erstmal umgehen können. Vier Springen an vier verschiedenen Orten (Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck, Bischofshofen) innerhalb von zehn Tagen sind eine besondere Belastung. Die Regenerationszeit ist gering, der Medienrummel größer als bei normalen Weltcup-Springen.
Wer allen davonfliegen möchte, müsse aber nicht nur damit umgehen können, sondern brauche die Tournee über auch das gewisse Quäntchen Glück, erzählt Hannawald: "Das ist das, was man nicht planen kann, was es für alle anderen aber unheimlich spannend macht."
Hannawalds Favoriten:Kubacki, Lanisek, Granerud
Zu den Favoriten zählt für Sven Hannawald nicht ganz überraschend der Pole Dawid Kubacki. Denn wer im Gelben Trikot, also als Gesamtweltcup-Führender zur Tournee fährt, "hat irgendetwas richtig gemacht".
Der Slowene Anze Lanisek, siegreich bei Weltcup-Springen in Titisee-Neustadt und Engelberg, gehört für den Sportschau-Experten ebenfalls zum Favoritenkreis. "Er kommt speziell auf diesen Schanzen gut zurecht", erklärt Hannawald. "Er hat in der Saison jetzt auch das Selbstvertrauen, dass er gar nicht darüber nachdenkt, ob er irgendetwas falsch macht. Er lässt es einfach laufen."
Ganz vorne sieht Hannawald aber einen Norweger: Halvor Egner Granerud – zurzeit auf Rang vier des Gesamtweltcups. "Obwohl Kubacki in Gelb ist, glaube ich instinktiv, dass Granerud das Ding rocken wird."
Hannawald: Deutsche nicht in der Favoriten-Rolle
Für die Deutschen könnte es dieses Mal schwer sein, ganz nach vorne zu fliegen. "Ich muss sagen, wir sind dieses Jahr seit langem mal in einer Situation, wo wir eigentlich keine Favoriten sind. Das muss aber gar nicht schlimm sein."
Beim letzten Weltcup vor der Tournee in Engelberg habe man aber gesehen, dass der ein oder andere das Licht am Ende des Tunnels sehe, so Hannawald. "Wenn Karl Geiger beispielsweise weiß, was er zu tun hat, ist er direkt mit dabei." Und so gibt Sven Hannawald die Hoffnung nicht ganz auf, dass es nach 21 Jahren vielleicht doch wieder einen deutschen Tournee-Sieger geben könnte.