Skispringen Weltmeisterin Katharina Schmid in neuer Rolle
Bei der Vorbereitung auf die neue Saison sind die deutschen Skispringerinnen um Katharina Schmid in eine ungewohnte Rolle geschlüpft.
Mit ihrer roten Kappe in der Hand steht Katharina Schmid an der kleinsten Schanze im Oberstdorfer Skisprungstadion. Ein kurzer Blick nach oben, dann winkt sie ab. Beim DSV-Nachwuchscamp nimmt sie, genau wie ihre Teamkolleginnen, kurzzeitig die Rolle der Trainerin ein. "Ich weiß nicht, wer nervöser ist – ob die Kinder oder ich", erzählt sie.
Noch "zwei, drei kleinere Baustellen"
Konzentriert beobachtet sie, wie die nächste junge Athletin von der Schanze springt. Den Kindern ist anzusehen, wie sie vor den Augen der Weltmeisterin alles richtig machen wollen. Dankbar saugen sie bei der anschließenden Videoanalyse jeden Tipp auf.
Das deutsche Team ist mitten in der Vorbereitung auf den Winter. Vor dem kurzen Abstecher nach Oberstdorf waren die Athletinnen im französischen Courchevel. Dort standen der Sommer Grand Prix und einige Trainingseinheiten auf dem Programm. Bei den Wettkämpfen war Katharina Schmid mit den Plätzen vier und fünf wie so oft die beste DSV-Springerin. "Ich bin eigentlich ganz zufrieden, wie es gerade läuft. Für Anfang August sind die Sprünge schon ganz gut", sagt die 27-Jährige. Jetzt gelte es, alles zu festigen und noch "zwei, drei kleine Baustellen" in den Griff zu bekommen. Es ist also wie jeden Sommer: Es wird viel getüftelt, damit im Winter alles passt.
Selina Freitag hadert mit Regeländerungen
Auch für Selina Freitag, vergangene Saison Gesamtweltcup-Fünfte, gibt es noch etwas zu tun. Mit dem Wochenende in Courchevel (Plätze sechs und neun) sei sie zwar nicht komplett zufrieden gewesen, trotzdem laufe es im Training schon ganz gut, erzählt sie. Und dass, obwohl sie mit den Regeländerungen etwas zu kämpfen habe
"Ich musste ziemlich viel umstellen, was nicht gerade einfach für mich war, weil das bisherige System ganz gut geklappt hat." Grob gesagt, gehe es bei den Änderungen um die Keildicke, den Anzug, aber auch die Skilänge, erklärt Freitag. Die Veränderungen bergen das Risiko, dass es nicht so erfolgreich läuft wie in der vorherigen Saison. Denn das System Skispringen ist und bleibt ein fragiles. Selina Freitag bleibt aber optimistisch. Sie hofft, sich weiter in der Weltspitze etablieren zu können und träumt von ihrem ersten Weltcup-Sieg.
Katharina Althaus fliegt jetzt als Katharina Schmid
Die Wintersaison beginnt für die Frauen am ersten Dezember-Wochenende in Lillehammer. Zum deutschen Weltcup-Kader gehören neben der Gesamtweltcup-Zweiten Katharina Schmid und Selina Freitag auch Luisa Görlich, Pauline Heßler und Anna Rupprecht. Für Katharina Schmid wird es die erste Saison unter neuem Nachnamen sein. Im Mai hat sie ihren Freund Patrick geheiratet und heißt jetzt eben Schmid. Es springe sich damit aber auch nicht anders, erzählt sie lachend.
Im März gewann sie unter ihrem Mädchennamen noch drei Goldmedaillen und eine Bronzemedaille bei der WM in Planica. In der kommenden Saison gibt es für sie und ihre Teamkolleginnen kein Großevent für die Frauen. Dafür sind sie zum ersten Mal Teil der Vierschanzentournee, zumindest auf deutscher Seite. Dabei springen die Frauen örtlich entgegengesetzt zu den Männern.
Sie fangen also in Garmisch-Partenkirchen an, das Neujahrsspringen ist in Oberstdorf – der Heimat von Katharina Schmid. "Auf das freue ich mich ganz besonders, weil da dann alle zum Zuschauen kommen können: Familie, Freunde. Wenn ich da dran denke und mir so vorstelle, wie es dann sein könnte, da kribbelt es schon", sagt sie. Ihren großen Traum will sie sich am Ende der Saison in Norwegen erfüllen: die 200-Meter-Marke beim Skifliegen knacken.
Bevor es mit dem Training weitergeht, erfüllt sich Katharina Schmid aber erstmal einen Traum fernab von der Schanze: Sie reist nach Island. "Das stand auf meiner Bucket List und ich freue mich, dass ich es jetzt machen kann."