Katharina Schmid und Selina Freitag jubeln in Lillehammer.

Dank Trainer Heinz Kuttin Leichtigkeit ist bei den Skispringerinnen zurück

Stand: 30.12.2024 15:10 Uhr

Es läuft für Katharina Schmid und die deutschen Skispringerinnen. Und das auch, weil mit Trainer Heinz Kuttin nicht nur die Leichtigkeit, sondern auch der sportliche Erfolg zurückgekehrt sind.

Von Ann-Kathrin Rose, Oberstdorf

Lässig und locker kommt Katharina Schmid zum Interviewtermin. Im Trainingsanzug mit Wollsocken in den Badelatschen wirkt sie mitten im Trubel der Weltcup-Saison entspannt, fast gelöst. Das Lachen - es gehört in diesem Winter so sehr zu Schmid wie die Top-Platzierungen.

"Ich habe gerade ultra viel Spaß beim Skispringen und auch das Selbstvertrauen", sagt sie im Sportschau-Interview: "Das kam und kommt natürlich auch mit den guten Wettkämpfen. Das macht es gerade aus."

Die guten Wettkämpfe, drei Siege und die Tatsache, dass sie es bei allen fünf Springen dieser Saison aufs Podest geschafft hat, hat Schmid sich erarbeitet. Sie weiß, wer dafür verantwortlich ist, dass es in dieser Saison so gut läuft. "Ich - und der Heinz", sagt sie und muss fast unweigerlich lachen.

Katharina Schmid jubelt in Engelberg

Kuttins kesse Sprüche

Der Heinz, das ist Trainer Heinz Kuttin, der die Skispringerinnen seit diesem Jahr trainiert. Und nicht nur eine gehörige Portion österreichischen Schmäh mit ins Team gebracht hat, sondern großen Wert legt auf das Miteinander. "Er ist sehr menschlich und tut uns gut", verrät Schmid.

Kuttin selbst, sonst nur selten um einen Spruch verlegen, wird fast ernst, wenn er erklärt, was hinter seiner Lockerheit steckt. "Sehr oft gibt es lockere Sprüche, aber die haben alle einen Hintergedanken", sagt Kuttin: "So erfahren sie gewisse Dinge, wie: Wenn der Tag nicht so gut läuft, dass sie trotzdem versuchen, es gelassener zu nehmen. Sie können sich verkrümeln, können rumdenken und sich zu viel Kopf machen oder sagen, okay: Das war nicht mein Tag heute."

Zurück zu den "Basics"

Genau das wünscht sich Kuttin von den Athletinnen, versucht es selbst vorzuleben. "Wichtig ist, menschlich zu bleiben. Das ist der Hauptpunkt“, sagt der Österreicher: "Auch wenn es nicht so gut geht. Das ist uns bis jetzt sehr gut gelungen und ich hoffe, dass das so bleibt." Das bestätigen auch Schmid und Teamkollegin Selina Freitag. "Positiv - das ist sein Wort. Er sagt immer: 'Positive Körpersprache!'", sagt Freitag: "Er hat viel Erfahrung und hat diesen Sommer ziemlich viel bewegt bei uns im Team."

Kuttin arbeitete mit den deutschen Skispringerinnen an dem, was sie selbst "Basics" nennen - setzte auf Kurz-Ski, kleine Schanzen und feilte an Landung und Telemark. "Es war schon erstmal ein bisschen komisch", so Freitag: "Aber er hatte einen Plan und wir haben das so mitgemacht." Dass sich die Springerinnen auf seine Ideen so eingelassen haben, war für Kuttin wichtig. "Alle haben voll mitgezogen", erzählt er: "Wir sind da sehr individuell rangegangen, obwohl wir uns noch gar nicht gekannt haben. Irgendwann ist dann der Punkt gekommen, wo das Vertrauen ineinander wächst."

DSV-Sprungtrainer Heinz Kuttin winkt mit der Fahne ab

DSV-Sprungtrainer Heinz Kuttin winkt mit der Fahne ab

Sonne und harte Arbeit im Herbst

Damit das klappen kann, hat Kuttin dem Team im Herbst noch einmal Sommer und Sonne verordnet. "Da haben wir auf Zypern nochmal sehr hart trainiert, aber wir hatten Spaß", sagt der Coach. Jener Spaß ist es, der selbst kurz vor einem der Saison Highlights, der Two Nights Tour, noch spürbar ist. Vielleicht auch, weil mit Coach Kuttin die Leichtigkeit zurück ist im deutschen Team.

Dass Schmid, die sich im Sommer noch Gedanken über ein mögliches Karriereende machte, aktuell im Gelben Trikot unterwegs ist, bedeutet der Oberstdorferin viel. "Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde: 'Ich würde das Gelbe Trikot gern hergeben'", sagt Schmid und lacht: "Ich mag das Gelbe Trikot und werde versuchen, das noch ein Weilchen anzubehalten." Und vielleicht kommt bei der Two Nights Tour zum Textil noch eine Trophäe hinzu.