Slalom in Madonna di Campiglio Linus Straßer meldet sich zurück
Bisher erlebte Linus Straßer einen ziemlich gebrauchten Winter. Beim Slalom in Madonna di Campiglio meldete sich Deutschlands bester Slalomfahrer wieder zurück.
Der Druck war groß auf Linus Straßer. Deutschlands bester Slalomfahrer hatte bisher einen Winter zum Vergessen erlebt. Dreimal hintereinander war er vorzeitig ausgeschieden. Platz sieben in Levi zum Saisonstart war sein bestes Ergebnis gewesen.
Straßers Gefühlsachterbahn in den letzten Wochen
Doch beim Nachtslalom in Madonna di Campiglio zeigte der Mann vom TSV 1860 München mal wieder, was in ihm steckt - und war danach sichtlich erleichtert. Es sei "ein gutes Rennen" gewesen, bilanzierte Straßer, der am Ende mit Platz sechs sein bestes Saisonergebnis feierte, am BR-Mikrofon.
Das klang kurz vor Weihnachten noch ganz anders. "Spaß machen tut es nicht", klagte ein frustrierter Linus Straßer nach seinem Ausscheiden in Alta Badia im BR. "Aber so viel Möglichkeiten hast du dann auch nicht außer weitermachen." Besonders bitter: Straßer hatte bis zu seinem Einfädler kurz vor Schluss eine engagierte Fahrt gezeigt. "Das sind die Momente, wenn du da wieder rauskommst und oben stehst, ist nicht das Podest das Geile, sondern der Weg dorthin", philosophierte der 32-Jährige. Er müsse nun "einen Weg rausfinden".
ARD-Experte Felix Neureuther fühlte mit dem Bayer mit. "Da fängst du an zu grübeln. Das ist keine schöne Situation. Der Linus weiß ja, dass er es kann." Für Straßer gehe es darum, "die Trainingsleistung ins Rennen zu bekommen".
Straßer: Egal, ob ich Dritter, Sechster oder Zehnter bin
In Madonna di Campiglio klappte das deutlich besser. In beiden Läufen fuhr Straßer nicht mit dem größten Risiko. Für ihn sei nach den letzten Misserfolgen klar gewesen, "du musst jetzt schon zweimal ins Ziel kommen". Das glückte Straßer, der im Gegensatz zu vielen Topläufern wie Manuel Feller oder dem nach dem ersten Lauf führenden Norweger Atle Lie McGrath das Rennen beenden konnte. Zuletzt hatte er in Levi Weltcup-Punkte geholt.
"Ich bin schonmal lockerer Ski gefahren als heute", analysierte der Slalomweltcup-Zweite des letzten Winters, der in den vergangenen Wochen sogar einen Materialwechsel zurück zum Erfolgsmaterial aus der letzten Saison vollzog. Ein solcher Schritt ist meistens Ausdruck der Hilf- und Ratlosigkeit eines Athleten.
Deshalb war für den 32-Jährigen sein sechster Platz gar nicht das Entscheidende. "Mir ist ziemlich egal, ob ich Dritter, Sechster oder Zehnter bin", so Straßer im BR. "Ich habe es sehr gut geschafft, das alles beiseite zuschieben und mich nur auf mich und den Lauf zu konzentrieren."
Auszeit mit der Familie als Restart
Dass der Kopf frei war, verdankt Straßer auch seinem Umfeld. Während der Weihnachtsfeiertage habe er probiert einen "Perspektivwechsel hinzukriegen", berichtet Straßer. Dieser beinhaltete konkret, viel Zeit mit der Familie.
Töchterchen Marta zeigte er das Skifahren, wie er in den Sozialen Medien postete. Und auch sonst verbrachte er viel Zeit im Schnee. Der "Perspektivwechsel" sei ihm "sehr gut gelungen", freut sich Straßer, der feststellt: "Ich stand heute wirklich mit einer großen Lockerheit am Start."
Vielversprechender Start in den "Slalom-Monat Januar"
Mit eben dieser will Straßer, der in der Slalomwertung abgeschlagen auf Platz 15 (76 Punkte) liegt, auch die kommenden Rennen angehen. Dann sei es "eine Frage der Zeit, bis das Ergebnis auch wieder richtig, richtig gut ist".
Gelegenheit, sich weiter zu beweisen, gibt es in den nächsten Wochen zur Genüge. Zunächst warten die Schweizer Slaloms in Adelboden und Wengen, ehe es für Straßer zum Heimspiel in Kitzbühel geht. Am Ganslernhang triumphierte er im letzten Jahr. Den Abschluss von fünf Rennen in vier Wochen bildet das Nightrace in Schladming. Auch hier gewann Straßer im letzten Winter.
Der gern zitierte "Slalom-Monat Januar" könnte der Wendepunkt in der Saison des Linus Straßer werden.