Aleksander Aamodt Kilde aus Norwegen stürzt.

Ski Alpin Ein Jahr nach dem Horror-Sturz - Kilde kämpft sich zurück

Stand: 13.01.2025 13:40 Uhr

Mit 100 km/h stürzte Aleksander Aamodt Kilde vor genau einem Jahr bei der Abfahrt in Wengen schwer. Seitdem arbeitet er an seinem Comeback.

Von Marjorie Maurer

Es war eine Szene, die das Rennen überschattete und für Stille im Zielhang sorgte: Aleksandar Aamodt Kilde stürzte vor genau einem Jahr, am 13. Januar 2024, bei der Lauberhornabfahrt in Wengen so schwer, dass er auch ein Jahr später noch immer nicht zurück in den Weltcup gekehrt ist.

Knapp 100 Meter vor dem Ziel verlor der Norweger bei Höchstgeschwindigkeit die Kontrolle über seine Ski, überschlug sich und landete im Fangnetz. Fast eine halbe Stunde wurde das Ski-Ass behandelt, verlor dabei viel Blut und wurde schließlich mit einem Hubschrauber abtransportiert. Die Diagnose: eine ausgekugelte Schulter und eine tiefe Schnittwunde in der Wade.

Wengen war eigentlich ein "Kinderspiel"

Ausgerechnet in Wengen. Ausgerechnet auf der längsten Abfahrt im Weltcup, der Strecke, die ihm doch so gut liegt. Ein Jahr zuvor feierte Kilde dort mit einer überragenden Leistung noch den Doppel-Sieg im Super-G und der Abfahrt. Zwölf Monate später wurde ihm die Lauberhornabfahrt zum Verhängnis. Das Saisonaus war schon kurz nach dem Sturz besiegelt.

Abfahrt in Wengen am Samstag - die Zusammenfassung

Sportschau Wintersport, 14.01.2023 15:00 Uhr

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Kilde 21 Weltcups gewonnen, wurde zweimal Vizeweltmeister und holte bei den Olympischen Winterspielen eine Silber- und eine Bronzemedaille. In fast jedem Rennen gehörte er zu den Top-Favoriten. Ob er jemals wieder an diese Leistung anknüpfen kann, ist ungewiss.

Sieben Wochen im Rollstuhl

Unmittelbar nach dem Sturz ließ der damals 31-Jährige seine Zukunft offen: "Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch zu früh, um zu sagen, ob ich wieder auf höchstem Niveau antreten kann", erklärte er. "Es geht nicht darum, auf Ski zurückzukehren, sondern in den Alltag." Auf Instagram veröffentlichte Kilde Bilder seiner Verletzung. Spätestens dort wurde die Schwere des Sturz nochmals deutlich.

Insgesamt sieben Wochen saß der Speedfahrer im Rollstuhl, musste sich mehreren Operationen unterziehen, einmal wurde er ohnmächtig, ein anderes Mal erlitt er eine Panikattacke. "Das ist eine sehr schwere Situation für mich, um es mal vorsichtig auszudrücken", schrieb Kilde auf Instagram. Doch Kilde nimmt diese schwere Sitation an. Er arbeitet täglich an seinem Comeback. Der Norweger will zurück auf die Piste. Doch er wird von Komplikationen in seinem Heilungsprozess zurückgeworfen. Die Schulter macht Probleme, immer wieder muss er operiert werden.

Diskussion um Sicherheit im Skisport

Der Unfall löste im Skisport eine Sicherheitsdebatte aus, Diskussionen um eine Airbagpflicht wurden neu entfacht. Der deutsche Bundestrainer Christian Schwaiger kritisierte die vollen Rennkalender: "Wenn wir die Wochenenden so mit Rennen überfrachten, fordern wir heraus, dass noch richtig schlimme Dinge passieren", warnte er. "Das Programm, das wir derzeit fahren, ist Wahnsinn." Viel hat sich seit dem aber nicht verändert.

Kildes Verlobte und Topskifahrerin Mikaela Shiffrin zog eigene Konsequenzen aus der Verletzung des Norwegers. Vor dieser Saison gab sie bekannt, dass sie auf Abfahrtsrennen verzichten wird. Das Verletzungsrisiko sei zu hoch.

Aleksander Aamodt Kilde und Mikaela Shiffrin

Aleksander Aamodt Kilde und Mikaela Shiffrin.

Doch auch trotz des Verzichts verletzte sich Shiffrin schwer. Beim Riesenslalom in Killington zog sie sich mit dem Ski eine Stichwunde am Bauch zu. Sogar das Saisonaus stand im Raum. Aktuell arbeitet die US-Amerikanerin an ihrem Comeback. Das Ziel: die alpine Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm (04. Februar - 16. Februar).

Kildes Plan: Nächste Saison zurück im Weltcup

Dort wird Kilde nur als Zuschauer sein. Und trotzdem gibt es auch von ihm, ein Jahr nach dem Horrorsturz, Positives zu vermelden. Anfang Dezember sah man den 32-Jährigen erstmals wieder auf einer Weltcuppiste. In Beaver Creek stand er gemeinsam mit seinen Kollegen zur Besichtigung auf der Strecke. "Der Arzt hat mir die Erlaubnis gegeben, ein bisschen herumzufahren. Und glaubt mir, ich sauge es auf", erzählte Kilde auf Social Media.

Doch voll ins Training einsteigen kann Kilde noch immer nicht. Denn im Januar folgt nochmals eine Operation an seiner Schulter. "Es geht mir jeden Tag besser, hoffentlich wird körperlich alles wieder ganz wie vor meiner Verletzung", sagte er. Das Ziel: Eine Rückkehr in den Weltcup in der kommenden Saison. "Dafür muss mit Operationen und Reha aber alles passen. Ich mache alles, was möglich ist", sagte er im ORF-Interview. Ob eine Rückkehr bei der Lauberhorn-Abfahrt im Januar 2026 möglich ist? Es wäre sein verdienter Lohn für sein hartes Arbeiten am Comeback.