Vorstellung von Klopp bei Red Bull Wenn der Jürgen alles überstrahlt
Die Strahlkraft von Jürgen Klopp soll im Red-Bull-Kosmos insbesondere dem Standort Leipzig helfen. Die besondere Verbindung aus Mainzer Tagen zu Marco Rose könnte dabei wichtig sein.
Als kürzlich zu Silvester auf dem Frankfurter Opernplatz schon vor Einbruch der Dunkelheit eine ausgelassene Stimmung herrschte und das Szenelokal Papa Enj die ersten Schlager auflegte, feierte eine bunte Sportlerschar fast unerkannt mit. Pascal Hens, der ehemalige Handballstar war ebenso zugegen wie Axel Hellmann, der aktuelle Vorstandschef von Eintracht Frankfurt.
Dazu auch Marco Rose, Trainer von RB Leipzig und Sandro Schwarz, Coach bei New York Red Bulls. Hätte nur noch gefehlt, dass sich auch der bald in seinem neuen Domizil in Wiesbaden wohnende Jürgen Klopp noch dazu gesellt hätte, dann wäre die Troika mit gemeinsamen Anfängen beim FSV Mainz 05 bereits zum Jahreswechsel vereint gewesen.
Der Leipziger Coach freut sich auf den Austausch
So aber fügt sich erst dieser Tage, was offensichtlich zusammengehört. Klopp als neue Fußball-Überfigur aus dem Red-Bull-Kosmos hat sich am Montagmorgen (13.01.2025) mit Rose auf dem Vereinsgelände am Cottaweg ausgetauscht und die Akademie besichtigt, nachdem der 57-Jährige am Vortag einigermaßen überraschend beim Bundesligaspiel von RB Leipzig gegen Werder Bremen (4:2) auf der Tribüne saß.
"Alle freuen sich auf ihn, auch ich", hatte Rose hernach über Klopp gesagt: "Er kann uns mit seinen Erfahrungswerten als Toptrainer, als Manager in England, was Kaderplanung betrifft, viel Input geben. Er hat ein tolles Netzwerk, jeder kennt Kloppo als Typen. Ich glaube, dass wir da sehr viel Mehrwert generieren." Man kenne sich schließlich schon ein paar Jahre: "Wir haben uns auch alles Gute für das neue Jahr gewünscht, uns inhaltlich kurz ausgetauscht und wollen das natürlich noch vertiefen."
Erste Anwesenheit in aller Munde
Klopps erste Anwesenheit in der Red-Bull-Arena auf der VIP-Tribüne neben Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer vermeldete jede Nachrichtenagentur im Vorspann, obwohl der gelungene Re-Start der Roten Bullen genügend Gesprächsstoff geliefert hätte. Aber Klopps breites Grinsen zieht ja auch in jedem Werbespot.
Am Freitag hatte der neue "Head of Global Soccer" noch den Eishockey-Cracks von Red Bull München zugeschaut, tags darauf erspähte man ihn beim französischen Zweitligisten FC Paris gemeinsam mit dem Technischen Direktor Mario Gomez, der mit Klopp künftig ein gemeinsames Büro in München direkt am Englischen Garten beziehen soll.
Vorstellung wird zum Medienevent
Wie sich das alles im Detail im Namen der Dose ausgestalten wird, auch dazu dürfte die Kultfigur am Dienstag ab 14 Uhr bei einer Vorstellungsrunde in Salzburg im Hangar 7 befragt werden. Nicht fehlen darf bei diesem Medienevent natürlich Geschäftsführer Oliver Mintzlaff, der den insbesondere in Deutschland kritisch betrachteten Nachfolgejob für den Erfolgscoach vom FC Liverpool eingefädelt hat.
Insbesondere dem früheren Leichtathleten hilft es natürlich, dass die Kicker von RB Leipzig zumindest national wieder halbwegs in die Spur gekommen sind, obwohl sich das Versagen des Brauseklubs auf internationaler Bühne nicht mehr korrigieren lässt. Um das Champions-League-Aus abzuwenden, kam Klopp zu spät.
Der neue Vordenker und Türöffner soll sich übrigens in der veritablen Schaffenskrise der Sachsen sehr für Roses Verbleib eingesetzt haben. Er und Schwarz gehören in Zukunft zu Klopps wichtigen Ansprechpartnern, wobei sich Rose eine gewisse Abgrenzung wünschen würde: "Es wäre wichtig, wenn wir an den Standorten täglich unsere Arbeit machen können, ohne dass wir ständig schauen, was macht Jürgen Klopp. So versteht er seine Rolle auch nicht, glaube ich."
Die Werdegänge von Rose, Schwarz und Klopp sind ähnlich
Der 48-jährige Rose und der zwei Jahre jüngere Schwarz haben (teils unter Klopp) eine prägende Zeit als Spieler im alten Mainzer Stadion am Bruchweg verbracht, sind dann im Anschluss Trainer geworden, wobei der eine (Rose) das Sprungbrett über Red Bull Salzburg nahm, während der andere (Schwarz) noch mit den Nullfünfern zum Coach einer Erstligamannschaft aufstieg. Wohl keiner aus dieser Troika hätte jemals gedacht, dass ihre Wege über Stationen in Mainz, Dortmund und Berlin, Salzburg, New York oder Liverpool jemals so zusammenfinden würden.
Gemeinsame Zeit bei Mainz 05: Jürgen Klopp und Marco Rose (ganz re.) im April 2007.
Dass der sportaffine Getränkegigant inzwischen auch nach Japan, Brasilien, England und Spanien expandiert, weil sich Vereine wie Omiya Ardija und RB Bragantino in RB-Besitz befinden und Klubs wie Leeds United und Atletico Madrid nichts gegen einen Anteilsverkauf oder ein Sponsoring haben, macht Klopps Aufgabenbereich zur globalen Herausforderung. Aber wenn einer für ein übergreifendes Thema begeistern kann, dann ja wohl dieser universelle Menschenfänger.
Sport als wichtiger Teil des Marketings
Klopp hat sich schon früher nicht abfällig über das Fußball-Engagement von Red Bull geäußert, das vor über 40 Jahren von Dietrich Mateschitz und Chaleo Yoovidhya gegründete Unternehmen, das heute deren beiden Söhnen gehört, die je 49 Prozent der Anteile halten. Beide sind in das Tagesgeschäft kaum involviert, dennoch wird der Konzern mit einem Jahresumsatz von inzwischen mehr als zehn Milliarden Euro ganz im Sinne der Gründungsväter geführt.
Schon vor fünf Jahren flossen rund ein Drittel vom Gesamtumsatz direkt ins Marketing. Damals wie heute ist der Sport ein Lockmittel, junge Menschen aus aller Welt für das süße Produkt zu begeistern. Der gebürtige Schwabe Klopp macht da jetzt mit.
Die deutschen Fankurven sind skeptisch
Spannend wird sein, wie seine Botschaften in deutschen Stadien verfangen. Schmähplakate hingen ja nicht nur in Kiel, sondern auch schon in Dortmund und Mainz; also dort, wo Klopp jeweils beinahe ein Vermächtnis für die Ewigkeit hinterlassen hat. Trotzdem fühlten sich dort ganze Fankurven getäuscht.
Vielleicht will Klopp deren Sympathien auch gar nicht, sondern einfach zeigen, dass sein Wissen, seine Überzeugung, seine Aura und seine Erfahrung so groß sind, dass er nicht mal mehr Trainer sein muss, damit sich im internationalen Fußball nachhaltig Erfolg einstellt. Und dann wird garantiert kräftig gemeinsam gefeiert.