Nordische Kombi in Planica Wieder Silber - nächste WM-Medaille für Kombinierer
Vierter Wettkampf, vierte Medaille für die deutschen Nordischen Kombinierer. In der Staffel der Männer von der Großschanze holte das Quartett von Bundestrainer Herrmann Weinbuch Silber. Eric Frenzel knackte damit einen Rekord - er ist jetzt bester Medaillensammler bei Nordischen Ski-Weltmeisterschaften.
Die deutschen Nordischen Kombinierer haben die vierte Medaille bei der WM in Planica geholt. Das Quartett mit Eric Frenzel, Vinzenz Geiger, Johannes Rydzek und Julian Schmid gewann am Mittwoch (01.03.2023) nach einem Sprung von der Großschanze und 4 x 5 Kilometern Silber. Der Sieg ging an Norwegen, der deutsche Schlussläufer Schmid kam nach einem Strauchler am letzten Berg 9,0 Sekunden hinter Jarl Magnus Riiber ins Ziel. Bronze holte Österreich (+ 9,3 Sekunden).
Protest der Deutschen wird abgelehnt
Die Entscheidung über Gold und Silber fiel auf den letzten 400 Metern. Julian Schmid lag gemeinsam mit Norwegens Schlussläufer Jarl Magnus Riiber an der Spitze und wollte in einer Kurve überholen. Doch Riiber machte die Lücke zu, Schmid kam kurz ins Straucheln und verlor die entscheidenden Sekunden. Für Bundestrainer Weinbuch eine Unsportlichkeit: "Das hat mir nicht gefallen. Julian war eigentlich schon vorbei, da läuft ihm Riiber über die Skispitze. Deswegen werden wir Protest einlegen, um das genau zu untersuchen", kündigte der Coach in der Sportschau an.
Der Protest der Deutschen wurde später aber von der Jury abgelehnt. Schmid beschrieb die Situation so: "Der Anstieg ist sehr eng, da muss man vorn sein. Da war oben in der Haarnadelkurve wenig Platz. Da sind wir uns auf die Ski gestiegen. Dann hatte er das Loch und war weg."
Frenzel holt historische Medaille
Frenzel hat mit der Medaille im vermutlich letzten WM-Staffelrennen seiner Karriere eine historische Marke geknackt. Der in der Oberpfalz lebende Sachse ist zum alleinigen WM-Rekordhalter bei Ski-Weltmeisterschaften aufgestiegen.
Mit 18 Medaillen setzte er sich vom norwegischen Langläufer Björn Dählie ab, mit dem er bisher zusammen an der Rekordspitze stand. Den Gesamt-Rekord der Norwegerin Marit Björgen, die 18 WM-Titel und insgesamt 26 WM-Medaillen holte, bleibt aber auch für Frenzel unerreicht.
Frenzel: "Mit Silber sehr zufrieden"
So richtig freuen über den Rekord konnte sich Frenzel direkt nach dem Rennen in der Sportschau noch nicht: "Ich bin gedanklich noch bei dem Rennen. Man möchte am liebsten selbst noch anschieben. Mit der Silbermedaille können wir sehr, sehr glücklich sein", sagte er. Geiger sagte aber: "Anstoßen werden wir auf jeden Fall. Ein paar Tage haben wir ja noch bis zum nächsten Rennen."
Startläufer Frenzel läuft nach vorn
Der deutsche Startläufer Eric Frenzel brachte die Deutschen dabei gleich in die Pole Position im Rennen. Der 34-Jährige ging nach dem Springen als Dritter und mit 23 Sekunden Rückstand auf den führenden Norweger Espen Andersen sowie drei Sekunden hinter dem Österreicher Martin Fritz ins Rennen. Die Lücke zu Frist war nach wenigen hundert Metern geschlossen, nach etwa drei Kilometern setzte sich Frenzel vom Österreicher ab.
Auch Andersen konnte nicht das gleiche hohe Tempo wie der siebenfache Olympiamedaillengewinner gehen. Der Vorsprung des Norwegers schmolz ständig, kurz vor dem ersten Wechsel bei fünf Kilometern überholte Frenzel sogar und übergab als Erster auf Vinzenz Geiger. Nach getaner Arbeit jubelte Frenzel mit erhobenem Zeigefinger Richtung Tribüne.
Geiger und Oftebro: Erst bummeln dann Höchsttempo
Geiger und der laufstarke Norweger Jens Luraas Oftebro gingen zusammen auf die Strecke – und die beiden bummelten. Der Vorsprung von 28 Sekunden auf den drittplatzieren Österreicher Lukas Greiderer war bis zur 7,5-Kilometer-Zwischenzeit auf 7,8 Sekunden geschmolzen. Dann zog Geiger aber das Tempo an. Der Deutsche wollte Oftebro abschütteln. Das gelang allerding nicht. Oftebro, Bester in der Kombinierer-Langlauf-Wertung, konnte alle Angriffe kontern. Beim zweiten Wechsel übergab der Norweger sogar mit 0,4 Sekunden Vorsprung. Österreich mit Greiderer war durch die Tempoverschärfung vorn auf 32,2 Sekunden zurückgefallen.
Rydzek kontert Grabaak
Deutschlands dritter Läufer Johannes Rydzek musste sich bei seinem ersten WM-Rennen von Planica mit dem starken Norweger Joergen Grabaak auseinandersetzen. Wieder gingen die beiden Spitzenreiter zu Beginn nicht das höchste Tempo, von hinten konnte der Österreicher Stefan Rettenegger und in seinem Schlepptau der Franzose Laurent Muhlethaler auflaufen.
Nach 12,5 Kilometern lagen die vier nur noch 4,5 Sekunden auseinander. Doch auch Grabaak und Rydzek hatten sich ihre Körner für die zweiten 2,5 Kilometer aufgespart. Grabakk wollte Rydzek abschütteln, doch der Oberstdorfer blieb dran und überholte kurz vor dem Wechsel sogar. Frankreich übergab 21,4 Sekunden später, Österreich hatte 23,6 Sekunden Rückstand.
Schlussrunde: Schmid und Riiber behaken sich
Der Vorsprung des deutschen Schlussläufers Julian Schmid und des Norwegers Jarl Magnus Riiber war allerdings schon nach 1,2 Kilometern weg. Österreichs Top-Läufer Johannes Lamparter schloss die 23-Sekunden-Lücke und setzte sich nach 16,2 Kilometern sogar an die Spitze. Frankreichs Marco Heinis konnte dem Tempo nicht folgen und fiel zurück.
Das Top-Trio aus Deutschland, Norwegen und Österreich machte die Medaille unter sich aus. Lamparter verschärfte immer wieder das Tempo, doch Schmid und Riiber blieben dran. Auf dem letzten Kilometer konnten sich der Deutsche und der Norweger sogar absetzen. Ein Rempler von Riiber brachte Schmid ins Hintertreffen, Riiber lief zu Gold, Schmid freute sich 9,0 Sekunden später über Silber, das er um 0,3 Sekunden knapp vor Lamparter verteidigte.
Skispringen: Deutsches Team auf Rang drei
Am Mittag beim Skispringen von der Großschanze waren Rydzek (115,5 Meter), Frenzel (123,5 Meter), Geiger (125,5 Meter) und Schmid (137 Meter) auf den dritten Rang hinter Norwegen und Österreich gesprungen. Schmid landete dabei die zweitgrößte Weite hinter Skisprung-Überflieger Riiber (139,0 Meter)
Zuvor bereits drei Kombi-Medaillen in Planica
Mit zweimal Silber für Nathalie Armbruster und Julian Schmid in den Wettkämpfen von der Normalschanze sowie Silber in der Mixed-Staffel hatte das deutsche Kombinierer-Team in Planica zuvor bereits drei Medaillen gewonnen.