WM-Sensation Jordan Stolz Der "Michael Jordan" unter den Eisschnellläufern
Der erst 18-jährige Jordan Stolz hat die Eisschnelllauf-WM in Heerenveen aufgemischt. Viermal Gold - da wird auch bei den Vergleichen ins oberste Regalfach gegriffen.
Eric Heiden war wohl der naheliegendste Vergleich und ein echter Ritterschlag. Der fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasieger stammt wie Jordan Stolz aus dem US-Bundesstaat Wisconsin. Auch er konnte, wie der neue Shootingstar der Szene 2023, im gleichen Jahr den Junioren- und Senioren-Weltmeistertitel über eine Einzelstrecke gewinnen.
Alleine Letzteres macht Stolz, gemeinsam mit Eric Heiden und dessen Schwester Beth, schon jetzt zu einem außergewöhnlichen Sportler. Denn außer diesen Dreien ist dies in dieser Sportart niemandem sonst gelungen.
In nur 15 Monaten vom Weltcupdebüt zum vierfachen Weltmeister
Stolz' Aufstieg in diesem Winter erfolgte raketenartig. Erstmalig fiel er über seine Landesgrenzen hinaus 2020 im Junioren-Weltcup auf - allerdings noch ohne in den Siegerlisten aufzutauchen. Das änderte sich ein Jahr später, als er - nach einem Wachstumsschub und mit deutlich kräftigerer Statur - im März 2021 im Alter von 16 Jahren seinen ersten Titel im Erwachsenenbereich gewann.
Im Dezember 2021 feierte Stolz, Sohn eines deutschen Vaters, sein Weltcup-Debüt. Über 500 und 1.000 Meter qualifizierte er sich für die Olympischen Winterspiele in Peking, wo er die Plätze 13 und 14 belegte. Bei der Sprint-WM wenige Wochen später schnupperte er bereits an den Medaillenrängen.
Erst jüngster Weltcupsieger, nun jüngster Einzel-Weltmeister
Im November 2022 dann der endgültige Durchbruch: Stolz, der nach Aussage seines Vaters von klein auf nie eine andere Sportart als Eisschnelllaufen ausübte, gewann im norwegischen Stavanger über die 1.500 Meter als jüngster Mann ein Weltcup-Einzelrennen und fand sich plötzlich in der Weltelite wieder.
Vier Weltcuprennen konnte Stolz in dieser Saison insgesamt gewinnen (je zwei über 1.000 und 1.500 Meter), im vergangenen Monat dominierte er auch die Junioren-Weltmeisterschaften in Inzell.
"Holländer-Schreck" in Heerenveen
Und nun vier WM-Titel! Mit dem Sieg über die 500 Meter avancierte Stolz in Heerenveen zum "Holländer-Schreck", vor allem aber auch zum jüngsten Weltmeister im Eisschnelllauf. Bis dahin war die Tschechin Martina Sablikova mit 19 Jahren die bisher jüngste Einzel-Goldmedaillengewinnerin. Danach holte er sich auch noch die Titel über 1.000 und 1.500 Meter sowie im Teamsprint der Männer, gewann zudem Bronze in den beiden anderen Einzeldisziplinen, dem 5.000-m-Lauf und dem Massenstart.
Im Mai feiert der gefeierte WM-Star seinen 19. Geburtstag. Wenn er von Verletzungen verschont und weiterhin so ehrgeizig bleibt, könnte Jordan Stolz aus Kewaskum/Wisconsin in den kommenden Jahren die Konkurrenz auf den Eisovalen dieser Welt beherrschen wie lange kein Athlet mehr.
Ritterschlag von Ex-Weltmeister Dubreuil
So einer war Eric Heiden, der 1980 in Lake Placid fünfmal Olympia-Gold holte, und zwar über alle Einzelstrecken von den 500 bis zu den 10.000 Metern. Den Vergleich mit Heiden zog übrigens der niederländische Eisschnelllauftrainer Gerard Kemkers. Der über die 500 Meter entthronte kanadische Ex-Weltmeister Laurent Dubreuil griff ähnlich hoch: "Er ist unglaublich. Es ist, als würde man versuchen, Michael Jordan zu schlagen oder so etwas." Nach "Air" nun ein "Ice Jordan"? Mehr Ritterschlag geht nun wirklich kaum.