Staffel der Männer in Oberhof Bös Siegesserie reißt - Deutsche Staffel Fünfte bei Windlotterie
Keine Staffel-Medaille für die deutschen Männer bei der WM in Oberhof. Das DSV-Quartett kam in der Windlotterie auf Rang fünf. Auch Top-Favorit Norwegen dürfte enttäuscht sein.
Die Siegesserie von Johannes Thingnes Bö bei der Biathlon-WM in Oberhof ist gerissen. In der 4x7,5-Kiometer-Staffel wurde Bö mit dem favorisierten norwegischen Team am Samstag (18.02.2023) nur Zweiter (2 Strafrunden/14 Nachlader/+ 38,8 Sekunden). Den Sieg sicherte sich Frankreich mit Antonin Guigonnat, Fabien Claude, Emilien Jaquelin und Quentin Fillon Maillet sowie einer Strafrunde und neun Nachladern in 1:19:55,7 Stunden. Bronze holte Schweden (1 Strafrunde/13 Nachlader/+1:39,9 Minuten).
Das deutsche Team mit Justus Strelow, Johannes Kühn, Roman Rees und Benedikt Doll kam auf Rang fünf (5 Strafrunden/8 Nachlader). Mit 3:51,8 Minuten Rückstand auf Frankreich kam das deutsche Quartett aber deutlich abgeschlagen ins Ziel.
66 Strafrunden - Vorentscheidung im vierten Schießen
In dem von starken Windböen beeinflussten Rennen mussten die Teams insgesamt unglaubliche 66 Strafrunden laufen. Die deutsche Staffel lag bis zum vierten Schießen in Podestnähe. Johannes Kühn schoss bei deutlichem Wind im Stehendanschlag dann aber drei Strafrunden, die deutsche Staffel fiel mehr als zwei Minuten zurück und konnte den Rückstand nicht mehr aufholen.
Bö verpasst perfekte Serie
Norwegens Top-Läufer Johannes Thingnes Bö holte mit seinen Teamkollegen Vetle Sjaastad Christiansen, Bruder Tajei und Sturla Holm Laegreid die sechste Medaille im sechsten Rennen. Nach bisher fünf Goldmedaillen musste sich der 29-Jährige aber erstmals geschlagen geben. Bö verpasste damit eine perfekte Serie, die in der Geschichte der Biathlon-Weltmeisterschaften bisher noch keinem Athleten gelungen war.
Startläufer Strelow vorn dabei
Der deutsche Startläufer Justus Strelow hatte die Staffel zuvor noch an Position vier und in Podestnähe übergeben. Nach fehlerfreiem ersten Schießen lag Strelow noch ganz vorn, auch mit einem Nachlader Stehend konnte sich der in Oberhof trainierende Sachse vorn halten. Auf den französischen Spitzenreiter Antonin Guigonnat hatte der Deutsche beim ersten Wechsel 27,6 Sekunden Rückstand.
"Die Schlussrunde war extrem. Auf der zweiten Runde war das Tempo schon hoch, weil sich das Feld etwas auseinandergezogen hat. Da hatte ich schon ganz schön zu tun. In der dritten Runde war dann irgendwann der Tank alle", sagte Strelow in der Sportschau. "Beim zweiten Schießen war es vom Wind relativ schnell. Da ging es darum, schnell zu schießen, um die Windlücke auszunutzen. Wenn eine Böe kommt, ist man ganz schnell um 30 Sekunden hintendran."
Drei Strafrunden für Kühn
Ordentlich durcheinandergewirbelt wurde das Feld anschließend im Stehendanschlag des zweiten Schützen - und mittendrin Johannes Kühn. Bei auffrischendem Wind mussten die Läufer reihenweise nachladen oder sogar in die Strafrunde - insgesamt 25 Strafrunden wurden allein hier geschossen. Die Norweger traf es, Tarjei Bö musste einmal in die Runde, die zuvor führenden Schweizer mit Jeremy Finello erwischte es, er musste viermal in die Runde. Und Kühn konnte bei seinen acht möglichen Schuss nur zwei im Ziel unterbringen. Von Rang vier fiel der Deutsche auf Platz zehn zurück, hatte 2:10,0 Minuten Rückstand auf Überraschungs-Spitzenreiter Tomas Mikyska aus Tschechien.
"Ich war einfach eine halbe Minute zu spät am Schießstand", ärgerte sich Kühn nach seinem Einsatz in der Sportschau. "Die vor mir waren, hatten gute Bedingungen, und dann hat rund 40 Sekunden kein einziger am Schießstand getroffen. Das war ein bisschen unglücklich. Ich hab versucht, zu warten. Aber je länger man steht, desto schwieriger wird es."
Der Tscheche Mikyska blieb auch beim zweiten Wechsel vorn, knapp vor dem Franzosen Fabien Claude (+ 1,4 Sekunden) und schon deutlicher vor dem Schweden Martin Ponsiluoma (+ 56,6 Sekunden).
Rees mit fehlerfreiem Einsatz
Ein starkes Rennen in den Windböen von Oberhof machte der dritte deutsche Läufer Roman Rees. Der Deutsche traf alle Scheiben ohne Nachlader und brachte das Team von Bundestrainer Mark Kirchner auf Rang fünf nach vorn. Beim dritten Wechsel lag Rees 1:48,1 Minuten hinter dem immer noch führenden Überraschungsteam aus Tschechien sowie knapp eine Minute hinter den drittplatzierten Norwegern.
Dass sowohl der Franzose Emilien Jaquelin als auch Top-Schütze Sturla Holm Laegreid in die Strafrunde mussten, unterstreicht das starke Schießen von Rees.
Doll behauptet Rang fünf trotz zwei Strafrunden
Benedikt Doll zeigte einen guten Liegendanschlag, leistete sich Stehend aber zwei Strafrunden. Liegend kam der Schwarzwälder mit nur einem Fehler durch und behauptete Rang fünf. Ganz vorn konnte sich Liegend der Franzose Quentin Fillon Maillet um 52 Sekunden von der Konkurrenz absetzen, die tschechische Staffel fiel nach zwei Strafrunden von Jonas Marecek aus den Medaillenrängen. Um die weiteren Medaillen kämpften nun Bö aus Norwegen und der Schwede Sebastian Samuelsson.
Stehend sicherte Fillon Maillet den Franzosen mit einem fehlerfreien Schießen Gold. Auch Bö kam fehlerfrei durch, hatte aber schon einen zu großen Rückstand nach ganz vorn. Doll musste zweimal in die Strafrunde, konnte zwar Rang fünf behaupten, kam aber fast vier Minuten nach dem Sieger ins Ziel.
"Es waren heute widrige Bedingungen", sagte Doll nach dem Rennen in der Sportschau. "Ich hab es schon nochmal probiert. Es wäre auch möglich gewesen. Aber die vorn haben sich nichts erlaubt. Als ich zum letzten Stehendschießen gekommen bin, hab ich schon gesehen, dass sogar der Tscheche schon weg war. Ich hatte eine ruhige Phase, aber dann kam ein Wind. Da hab ich gedacht, ich muss schnell die Nachlader schießen und die Strafrunden laufen. Wenn ich da ewig rumgemacht hätte, hätte ich den fünften Platz noch riskiert."