DTB-Chef Dietloff von Arnim kandidiert für das Präsidentenamt des Tennis-Weltverbandes.
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DTB-Chef will ITF-Präsident werden Von Arnim - "Einer muss für Tennis weltweit sprechen"

Stand: 02.02.2023 15:04 Uhr

DTB-Boss Dietloff von Arnim möchte Präsident des Tennis-Weltverbands ITF werden - im Sportschau-Interview spricht er über seine Ideen, die Lücke hinter Alexander Zverev und das Davis-Cup-Duell gegen die Schweiz.

Dietloff von Arnim ist seit Anfang 2021 Boss des Deutschen Tennis-Bundes, doch er will eine Etage höher und Präsident des Tennis-Weltverbands ITF werden. Dafür müsste er beim Kongress in mexikanischen Cancun im September Amtsinhaber David Haggerty aus den USA ablösen. Im Sportschau-Interview spricht er über seine Visionen, die große Lücke hinter Alexander Zverev und den bevorstehenden Davis-Cup-Auftakt gegen die Schweiz.

Sportschau: Herr von Arnim, Sie kandidieren als Präsident des Tennis-Weltverbandes ITF – warum?

Von Arnim: "Ich bin im Spätsommer des vergangenen Jahres von mehreren Nationalverbänden gefragt worden, ob ich mir eine Kandidatur vorstellen kann. Ich habe eine Zeitlang überlegt und dann zugesagt, weil ich glaube, dass man die ITF und das Tennis im Allgemeinen besser machen kann."

Was meinen Sie damit konkret?

"Es geht um übergeordnete Themen, Turnierformen, Zählweise, Außendarstellung, Kommunikation mit den großen und kleinen Nationalverbänden, um die Team-Wettbewerbe. Ich würde sehr viele Gespräche führen, Meinungen einholen, aber auch schon im Vorfeld der Gespräche klare Konzepte entwickeln."

Sind ATP und WTA als Spielergewerkschaften zu mächtig und würden Sie daran als ITF-Präsident etwas ändern wollen?

"Es geht mir gar nicht um Macht. Fakt ist: Es gibt immer sehr viele Stimmen in der Szene, von den Grand-Slam-Turnieren, von der ATP, von der WTA. Aber man braucht jetzt auch mal einen, der für Tennis weltweit spricht. Das muss die ITF sein."

Streben Sie als amtierender Präsident des Deutschen Tennis Bundes eine Doppelfunktion an oder geht nur ein Job von beiden?

"Es geht ganz klar nur ein Job. Die ITF schließt eine Doppelfunktion aus, und das ist auch richtig."

Sie sind jetzt zwei Jahre DTB-Boss. Wie ist Ihre persönliche Bilanz, was haben Sie verändert?

"Wir haben im Gegensatz zu anderen Sportarten auch in der Corona-Zeit geschafft, dass die Mitgliederzahlen im deutschen Tennis gestiegen sind – um rund fünf Prozent pro Jahr. Das zeigt, dass Tennis lebt."

Im Profibereich hingegen sieht es hingegen aktuell sehr schlecht aus. Zuletzt bei den Australian Open gab es in der zweiten Turnierwoche in den Einzelwettbwerben keine Deutschen mehr. Außer Alexander Zverev ist niemand mehr konstant in der Weltklasse vertreten. Was läuft falsch in der Nachwuchsförderung, warum tun sich viele beim Übergang vom Junioren- in den Seniorenbereich so schwer?

"Sie haben Recht. Es gab zwar immer mal Ausschläge nach oben wie vor anderthalb Jahren bei den US Open mit vier Deutschen unter den letzten 16. Aber generell sind die Australian Open kein Ausrutscher, sondern geben auch die Weltrangliste wieder - da sind wir bis auf Zverev viel zu weit hinten."

Warum und was tun Sie dagegen?

"Die Momentaufnahme ist das Produkt der Förderung, die vor acht bis zehn Jahren so eingeleitet wurde. Wir haben jetzt einiges verändert, was aber vielleicht erst in der Zukunft Früchte tragen wird. Konkretes Beispiel: Wir beginnen die Förderung von Top-Talenten deutlich früher. Und wir gehen an die Kultusministerien der Bundesländer, um viel mehr Flexibilität und digitalen Unterricht für die Talente zu ermöglichen. Denn im Tennis muss man früh auf internationale Turniere, um sich auf Top-Niveau messen zu können - dafür reichen keine fünf freien Tage pro Schuljahr. Ich nehme mal die Zirkus-Szene als Vergleich, da gibt es Lehrer, die extra für die Schaustellerfamilien abgestellt werden - so in der Art kann ich mir das auch im Spitzentennis vorstellen. Aber wichtig wären wie gesagt vor allem digitale Lernangebote."

Wo die Deutschen immer wieder überzeugt haben, sind die Teamwettbewerbe. Jetzt gab es im Davis Cup die Trennung vom Hauptsponsor – steht dieses große Traditionsevent auf der Kippe?

"Das glaube ich nicht, aber zum einen brauchen wir Geldgeber, die die Teamevents im Tennis wirklich verstehen. Zum anderen müssen wir über Veränderungen nachdenken. Was ich bisher von vielen Ländern gehört habe: Die Top-Tennis-Events müssen auch in die kleineren Länder kommen. Wir in Deutschland haben mehrere größere Turniere, aber beispielsweise in Dänemark und Norwegen gibt es Weltklassespieler, aber keine passenden Veranstaltungen, um die Leute dort noch mehr zu begeistern. Im Davis-Cup und Billy Jean King Cup wären also echte Heim- und Auswärtsspiele gut - so wie wir jetzt am Wochenende mal wieder eins in Trier gegen die Schweiz haben."

Die Schweiz kommt mit dem 37-jährigen Oldie Stan Wawrinka - ist Deutschland klarer Favorit?

"Nein. Und Vorsicht: Wawrinka ist immer noch ein Klassespieler, Marc-Andrea Hülser habe ich gerade selbst bei den Australian Open gesehen, der kann Einzel und Doppel. Es werden fünf hochspannende Spiele, wir müssen sehr wachsam sein."

Im Davis Cup und im Billie Jean King Cup sind Russland und Belarus aufgrund des Angriffskrieges gegen die Ukraine ausgeschlossen. Die Organisatoren von Wimbledon haben russische und belarusische Sportler ebenfalls gesperrt. Die ATP und die WTA hingegen verfolgen die gegensätzliche Linie und haben Wimbledon sogar mit hohen Geldstrafen belegt – wie ist Ihre Haltung in diesem Konflikt?

"Meine Haltung ist da eindeutig: Wir sollten die Sportler aus diesen Ländern ohne Flagge spielen lassen - aber die Mannschaften nicht. Deshalb ist es für mich richtig, dass im Tennis Russland und Belarus vom Davis Cup und vom Billie Jean King Cup ausgeschlossen werden."

Werden Sie bei Ihrer Kandidatur im September Gegenkandidaten haben?

"Ja, der aktuelle Amtsinhaber David Haggerty aus den USA will wieder antreten. Schaun wir mal."