WM in drei Ländern Fan-Ärger rund um die Handball-Tickets
Der Zuschauerschnitt bei Handball-WM in Dänemark, Norwegen und Kroatien liegt bislang bei 5.125 pro Spiel, nur die Gastgeber sorgen für volle Hallen. Von den deutschen Fans gibt es vor dem Kracher am Dienstagabend gegen die Dänen (20.30 Uhr, live im Ersten, im Livestream und im Live-Ticker bei sportschau.de) harte Kritik.
3.552, 7.386 und dann 7.528. Das sind die Besucherzahlen der drei deutschen Vorrunden-Partien gegen Polen, die Schweiz und Tschechien. Es gab also in der knapp 15.000 Zuschauer fassenden Jyske Bank Boxen noch reichlich freie Plätze, die Tribünen auf den Kopfseiten hinter beiden Toren waren im ersten Spiel fast komplett leer, danach füllten sie sich ein wenig.
6.155 Zuschauer im Durchschnitt bei den Spielen des DHB-Teams sind aber noch Luxus gegenüber anderen großen Handball-Nationen: Frankreich beispielsweise trat bei seinem 43:19 gegen Kuwait im zweiten Vorrundenspiel in der Športska dvorana Žatika in Poreč vor nur 1.042 Zuschauern an, Islands 34:21 gegen die Kapverden in Zagreb erlebten 850 Zeitzeugen. In Oslo waren die Zahlen etwas besser, aber auch nicht überragend: Portugal gegen die USA (30:21) beispielsweise fand vor 3.980 Zuschauern statt.
Weltverband verramschte freie Plätze
Der Weltverband IHF reagierte auf das fehlende Interesse der Menschen in Kroatien, Norwegen und Dänemark an den Spielen, bei denen nicht ihre eigene Nationalmannschaft am Werk war, mit drastischen Preisnachlässen. So gab es vor dem Deutschland-Spiel gegen Polen plötzlich Stehplatz-Tickets für umgerechnet 9,38 Euro. Die teuersten Sitzplätze, die im Vorfeld rund 120 Euro gekostet hatten, wurden für 21 Euro angeboten.
"Wir sind stinksauer und enttäuscht"
Die Sportschau sprach mit vielen Fans über diese Thematik und hörte immer wieder einen ähnlichen Tenor. Stefan aus dem Spreewald in Brandenburg, der mit seinen drei Kumpels ein Ferienhaus in Herning gemietet hat, sagt: "Wir sind stinksauer und total enttäuscht, vom Weltverband, aber auch vom Deutschen Handballbund. Wir fahren jetzt seit 15 Jahren zu jedem großen Turnier, wir sind immer dabei, egal wo. Und dann müssen wir miterleben, wie die Karten, die wir im Sommer für 70 Euro gekauft haben, jetzt hier zu Dumpingpreisen verhökert werden. Das ist doch Fan-Verar..."
Der deutsche Verband sieht sich allerdings außerstande, etwas für die Anhänger zu tun. Ingo Meckes, Vorstand Sport des DHB, sagt dazu: "Ich kann den Ärger natürlich verstehen, aber wir legen nicht die Preise fest, das ist Sache des Ausrichters. Ich kann nur sagen, dass wir uns über jeden einzelnen Fan hier total freuen. Es lohnt sich auch weiter, hierhin zu kommen und uns zu unterstützen. Bei unserem Schweiz-Spiel sind beispielsweise am Ticketschalter noch rund 1.000 Katrten für unser Match gegen Tschechien verkauft worden, das war toll."
"Müssten einen Fanklub Nationalmannschaft einführen"
Stefans Spreewald-Kumpel Holger präzisiert die Kritik am deutschen Verband: "Die müssten mal wie beim Fußball so einen Fanklub der deutschen Nationalmannschaft einrichten, über den so treue Fans wie wir dann Tickets kaufen können. Gegen Dänemark war dann nämlich plötzlich nichts mehr für uns vier nebeneinander zu bekommen, total frustrierend."
Tatsächlich gab es kein Extra-Kontingent für die Gäste-Fans, nachdem die Paarung samt Uhrzeit feststand - so wie das beim Fußball mit einer Quote von 10 Prozent vorgeschrieben ist. Deshalb werden beispielsweise im ersten Hauptrundenspiel gegen Dänemark nur die deutschen Anhänger in der Halle sein, die sich über den Spielplan der Vorrunde den Dienstag bereits ausgerechnet hatten - oder die einen Pass für das gesamte Turnier gekauft haben.
Nur noch ein paar Stehplätze - für 65 Euro
Beim zweiten Hauptrundenspiel am Donnerstag gegen Italien (18 Uhr) und am Samstag gegen Tunesien (20.30 Uhr, beide im Live-Ticker bei sportschau.de) wird es auch wieder eng, weil am selben Tag in derselben Halle auch Dänemark spielt. Über den DHB sind Ticketbestellungen nicht möglich, die Homepage des Verbands hat nur einen Link zur Ticketseite der WM auf ihre Seite gestellt (ticketmaster.dk). Dort gab es am Dienstagnachmittag um 14 Uhr immerhin noch ein paar Restkarten im Stehplatzbereich - für umgerechnet 65 Euro.