Weltspitze weit entfernt Deutschlands Frauentennis sucht den Weg aus der Krise
Beim Billie Jean King Cup liefen die deutschen Tennis-Frauen der Musik nur hinterher. Es gibt aber Talente, die die bedenkliche Lücke zur Weltspitze schließen könnten - doch die brauchen noch Zeit.
Am Finale des Billie Jean King Cups in Malaga nimmt das deutsche Frauen-Team wieder einmal nur als Zuschauer teil. Für das DTB-Team um Jule Niemeier und Laura Siegemund war bereits im Achtelfinale, der ersten Runde des Finalturniers, Schluss.
Großbritannien war beim 0:2 schlicht eine Nummer zu groß. "Klar sind wir enttäuscht. Wir hatten uns mehr vorgenommen", sagte Bundestrainer Rainer Schüttler ernüchtert. Die deutsche Mannschaft wollte erstmals seit 2019 ins Viertelfinale des Wettbewerbs, der einst Fed Cup hieß, einziehen. Daraus wurde nichts.
Bedenkliche Bilanz für Deutschlands Damen
Bereits seit einigen Jahren hinken die deutschen Tennisspielerinnen der Weltspitze deutlich hinterher. Nach der Top-Generation um Angelique Kerber und Andrea Petkovic - beide mittlerweile junge Tennis-Rentnerinnen - klafft eine sehr große Lücke.
Siegemund (36) und Niemeier (25) sind derzeit die besten Spielerinnen beim Deutschen Tennis Bund (DTB) und finden sich in der Weltrangliste auf Platz 82 und 89 wieder. Für den mitgliederstärksten Verband der Welt (rund 1,5 Millionen Vereinsmitglieder) eine eher bedenkliche Ausbeute.
"Juniors" noch nicht international top
Eine, die das für die Zukunft ändern soll, ist Jasmin Wöhr. Die 44 Jahre alte Bundestrainerin ist für die Jugendausbildung und Spitzensport beim DTB zuständig und betreute jüngst das Juniors-Mädchenteam um Julia Stusek, Mariella Thamm und Sonja Zhenikhova beim Billie-Jean-King-Cup der Altersklasse U16 im türkischen Antalya - wo es am Ende den vierten Platz belegte.
"An Position sieben gesetzt sind wir in das Weltfinale gestartet. Am Ende ist der vierte Platz ein sehr gutes Ergebnis für unser Team", sagt Wöhr der Sportschau.
Der Musik hinterher
Fakt ist allerdings auch: Für die internationalen Top-Teams reicht es noch nicht. Gegen den späteren Turnier-Zweiten Rumänien setzte es im Halbfinale eine deutliche 0:2-Niederlage. Auch gegen Tschechien im Spiel um Platz drei gab es eine deutliche Pleite.
"Man muss klar sagen, dass es sich bei den Jahrgängen 2008 und 2009 um international sehr starke Jahrgänge handelt, von denen man später wohl noch einiges hören wird", sagt Wöhr. "Julia und Mariella sind in der Weltspitze mit dabei, sie spielen auch bei den Damen schon gut mit. Und sie haben noch zwei, beziehungsweise drei Jahre bei den Juniors zur Entwicklung. Das ist sehr vielversprechend, aber der Weg ist noch sehr lang", sagt die Bundestrainerin.
Im Doppel-Finale bei den Grand-Slams
Das sehen auch die Spielerinnen selbst so. "Man merkt, dass die Siegerinnen aus den USA ein Stück weiter sind, vor allem auch körperlich. Aber da werden wir aufholen. Uns fehlte in Antalya ein Schritt", sagt Julia Stusek der Sportschau.
Die 16-Jährige, die vor allem bei ihrem Eltern in der Schweiz trainiert, erreichte in diesem Jahr im Doppel zweimal das Finale bei Grand-Slam-Turnieren (Australian Open, US Open). Im Einzel kam sie nur einmal über die erste Runde bei den vier größten Turnieren hinaus.
Stusek auf nationaler Ebene überragend
Wie groß die Unterschiede von nationalen zu internationalen Vergleichen ist, zeigt der Umstand, dass Stusek als 14-Jährige bereits die Deutschen Meisterschaften der U18-Jährgänge gewinnen konnte.
"International spielt man eben gegen die Besten der Besten. Ich habe die harte Arbeit nicht unterschätzt, ich kann und muss mein Niveau steigern", sagt Stusek selbstbewusst.