Ringen | Deutsche Meisterschaft Vor knapp 4.000 Fans: Ringer vom ASV Schorndorf wollen Meister werden
Es geht um alles: Nach einer 13:16-Niederlage im Hinkampf gegen den SC Siegfried Kleinostheim will es der ASV Schorndorf im Rückkampf besser machen und Deutscher Meister werden.
Die Burgturnhalle in Schorndorf. Es ist warm und ein wenig stickig. Bevor das Training beginnt, werden drei Ringermatten ausgerollt. Ein paar Sportler werfen mit dem Basketball noch ein paar Körbe, bevor Trainer Sedat Sevsay die knapp 30 Athleten zusammenholt. Bei seiner Ansprache bedankt er sich bei allen Helfern des Hinkampfes um die Meisterschaft. "Wir hatten nur eine Woche Zeit, um dieses Event vorzubereiten. Wir waren zum ersten mal in der Arena in Göppingen und durften erst am Tag des Events in die Halle. Es haben so viele Ehrenamtliche mitgeholfen. Ich bin mega stolz, dass so ein kleiner Verein mit 400 Mitgliedern es geschafft hat, sowas auf die Beine zu stellen."
3.500 Fans waren beim Hinkampf um die Meisterschaft gegen Kleinostheim in der Halle. Die Stimmung laut, fast zu laut für Trainerkollege Jörg Sänger. "Die Emotionen waren sehr angespannt und dementsprechend war auch die Lautstärke in der Halle. Um meinen Ringer auf der Matte zu erreichen, habe ich extrem geschrien. Die Stimme ist lädiert", erzählt der Coach.
ASV-Schorndorfs Jello Krahmer gibt Schlüsselkampf aus der Hand
Der Verlust der Stimme zahlte sich im Hinkampf leider nur bedingt aus. Nach insgesamt zehn Kämpfen in den Disziplinen Freistil und Griechisch-Römisch stand es etwas überraschend 16:13 für Kleinostheim. Die Schorndorfer waren als leichter Favorit angetreten, gaben aber in den entscheidenden Kämpfen Punkte ab. Leistungsträger Jello Krahmer kam nicht über ein 1:1 hinaus. Aufgrund der letzten Wertung ging der Mannschaftspunkt an die Gäste. "Jello war traurig, er hat durch den Stilart-Wechsel nicht die Möglichkeit, nochmal eine Revanche zu nehmen und muss jetzt warten, bis sein nächster Kampf kommt", sagt Sänger.
Der Olympiateilnehmer von Paris war zu Beginn der Woche bei der Vorbereitung auf den Rückkampf nicht dabei. Stattdessen absolvierte er mit der deutschen Ringernationalmannschaft Leistungstests in Leipzig. Neben Krahmer fehlte auch Teamkollege Ertugrul Agca in Göppingen das Glück. Im Freistil gab er in der Gewichtsklasse bis zu 98 Kilogramm Sekunden vor Schluss eine 3:1-Führung aus der Hand. "Das sind halt zwei Big Points", sagt der Coach gegenüber SWR Sport.
ASV-Schorndorf-Coach Sevsay: "Unser Traum lebt weiter"
Trotzdem glauben sowohl Jörg Sänger als auch Sedat Sevsay weiter an den Meistertitel. "Wir haben den Charakter, dass wir das Ding im Rückkampf drehen können", sagt Sevsay im Hinblick auf Samstag. Auch sein Trainerkollege ist davon überzeugt, dass noch etwas möglich ist. "Der Spirit im Team ist gut und wir haben schon gezeigt, dass wir Rückstände drehen können. Wir haben gegen Mainz im Viertelfinale einen Sieben-Punkte-Rückstand gedreht und gegen Burghausen auch mit einem Punkt nach dem ersten Kampf hinten gelegen."
Der Sieg im Halbfinale gegen Burghausen war eine kleine Überraschung. In den letzten sieben Jahren ist das Team fünfmal Meister geworden. In einem spektakulären letzten Kampf holten die Schorndorfer 19 Sekunden vor Schluss die entscheidenden Punkte und zogen in das Finale ein. Jetzt ist der erste Meistertitel mit dem Team nach 50 Jahren wieder ganz nah. Über den Ausgang werden vor allem Taktik und Kader entscheiden, meinen die Trainer. Der Plan, den sich die Schorndorfer überlegen, muss aufgehen. Die Stimmung wird beim Rückkampf am Samstag um 19:30 Uhr in der Aschaffenburger Arena noch lauter als in Göppingen sein. "Ich rechne mit mindestens 4.000 Zuschauern vor Ort und bis zu 400 Fans aus Schorndorf". Drei Fanbusse werden den ASV Schorndorf auswärts begleiten.
Schorndorfs Ringer Lomadze: "Wir sind wie eine Familie"
Nachdem die Coaches ihre Trainingsansprache gehalten haben, gibt es ein kurzes Warm-up im Kreis. Es sind ähnliche Übungen, die man aus anderen Sportarten wie beim Fußball kennt. Danach geht es auf die Matte. Moysen Siyar hat sich für seine Einheit einen MMA-Kämpfer dazugeholt. Das ist oft üblich, um vom Körperbau gleichwertige Trainingspartner zu haben. Der breitgebaute Athlet kann den Rückkampf kaum erwarten. "Ich habe dafür fünf Monate hart trainiert und habe nichts zu verlieren. Wir wollen alles dafür geben, um Deutscher Meister zu werden."
Anders als Moysen Siyar wurde Teamkollege Iuri Lomadze schon in Göppingen eingesetzt. Er konnte seinen Kampf gewinnen. Der Ringer sieht mit seinen längeren lockigen Haaren und Tattoos aus wie ein Rockstar. Als er in die Halle kommt, rennen alle Nachwuchs-Ringer zu ihm. Mit einem Lächeln auf den Lippen nimmt er sich viel Zeit für die jungen Sportler. "Wir sind wie eine Familie und können jeden schlagen. Der Rückkampf wird hart, aber ich glaube an unsere Mannschaft".
ASV Schorndorf plant große Party
Für die Schorndorfer Ringer ist es bereits jetzt eine erfolgreiche Saison. Erst 2019 war der Verein in die Bundesliga aufgestiegen, 2023 dann zum ersten Mal im Finale um die deutsche Meisterschaft dabei. In der aktuellen Saison hat Schorndorf alle Hauptrundenkämpfe gewonnen. Der Titel wäre die Krönung der positiven sportlichen Entwicklung.
Egal, wie der Kampf am Ende ausgeht, danach wird gefeiert werden. "Die Party wird glaube nicht in der Nacht, sondern nach einer ganze Woche enden", sagt Sedat Sevsay. Der Trainer weiß, wie man ordentlich feiert. "Ich singe gerne 'Griechischer Wein' unter der Dusche mit einer Flasche Sekt in der Hand."
Jörg Sänger freut sich bereits auf die Einlage seines Trainerkollegens. "Die Sektdusche bekommt er gerne von mir, ich werde einen guten Sekt besorgen und auch etwas davon trinken", sagt er mit einem Lächeln und beendet das Training.
Sendung am Fr., 24.1.2025 6:00 Uhr, SWR Aktuell am Morgen, SWR Aktuell