Fußball | Bundesliga Talente, "Mentalitätsmonster" und ein Rekordtransfer - die Neuen des VfB Stuttgart
Nach der überraschenden Vizemeisterschaft haben wichtige Leistungsträger den VfB Stuttgart verlassen. Mit diesen Transfers haben die Schwaben bisher reagiert.
Der VfB Stuttgart steht erneut vor einem Umbruch. Mit Hiroki Ito (zum FC Bayern München) und Waldemar Anton (zu Borussia Dortmund) haben zwei wichtige Abwehr-Spieler den VfB Stuttgart verlassen. Trotz der aktuellen Hängepartie, scheint auch der Transfer von Serhou Guirassy zu Borussia Dortmund nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Um in der anstehenden Champions-League-Saison mit mindestens acht zusätzlichen internationalen Spielen bis Ende Januar bestehen zu können, hat der VfB Stuttgart die Kauf-Optionen für Jamie Leweling, Leonidas Stergiou und Anthony Rouault gezogen und schon im Laufe der vergangenen Saison auf dem Transfermarkt nachgelegt.
Ermedin Demirovic neuer Rekordtransfer des VfB Stuttgart
Der VfB hat seinen Wunschstürmer verpflichtet: Ermedin Demirovic kommt vom FC Augsburg. Ein Schnäppchen ist der Angreifer nicht. Dem Vernehmen nach zahlt der VfB Stuttgart eine Ablösesumme um die 20 Millionen Euro. Der bosnische Angreifer ist in jedem Fall der Rekordtransfer der Schwaben. Bislang war Nicolas Gonzalez der teuerste Neuzugang, der 2018 für rund elf Millionen Euro von den Argentinos Juniors gekommen war.
Demirovic kann als Mittelstürmer, hängende Spitze oder über die linke Außenbahn eingesetzt werden. In der vergangenen Saison hatte der Augsburger Kapitän 15 Treffer erzielt und zehn weitere vorbereitet. Der 26-Jährige, der in Hamburg geboren ist, stand von 2020 bis 2022 beim SC Freiburg unter Vertrag.
Jeff Chabot als neuer Abwehrchef für den VfB Stuttgart?
Innenverteidiger Jeff Chabot kommt mit viel internationaler Erfahrung zum VfB Stuttgart. Sparta Rotterdam, FC Groningen, Sampdoria Genua und 1. FC Köln sind seine bisherigen Stationen. Beim 1. FC Köln überzeugte der 1,95 Meter große und wuchtige Abwehrspieler in der vergangenen Saison vor allem mit seiner Zweikampfstärke und als "Mentalitätsmonster". "Ich denke, meine Robustheit und meine Lautstärke bringen was mit", sagte der 26-Jährige im Interview mit SWR Sport.
Sein neuer Trainer schätzt überdies auch Chabots Qualitäten als potenzieller neuer Abwehrchef: "Jeff ist ein Spieler, der auf jeden Fall direkt Präsenz hat. Er hat auch gleich angefangen zu coachen", sagte Sebastian Hoeneß nach dem erfolgreichen Testspiel beim FSV Hollenbach Anfang Juli. Chabot freut sich auf die neue Aufgabe: "Es ist ein Traum, in der Champions League zu spielen: Drei Spiele in der Woche, ich habe einfach Bock auf mehr."
Fabian Rieder bringt internationale Erfahrung zum VfB Stuttgart
Vom französischen Erstligisten Stade Rennes hat der VfB Stuttgart Fabian Rieder ausgeliehen. Der 22-jährige offensive Mittelfeldspieler absolvierte 21 Pflichtspiele für den Tabellenzehnten der Ligue 1 und erzielte dabei drei Tore. Zuvor lief er sechs Jahre für BSC Young Boys auf, mit dem er insgesamt dreimal die Schweizer Meisterschaft gewann. In der Spielzeit 2022/2023 kam der Schweizer Pokal hinzu.
Mit Rennes und Bern spielte Rieder zwölfmal in der Europa League (zwei Tore, zwei Vorlagen). Hinzu kommen sechs Champions League Spiele (ein Tor, eine Vorlage) mit dem Schweizer Hauptstadt-Klub. Auch mit der Nationalmannschaft hat Rieder bereits reichlich internationale Erfahrung gesammelt - unter anderem bei der FIFA WM 2022 in Katar (zwei Spiele) und zuletzt bei der EURO 2024 (fünf Spiele): Im letzten Gruppenspiel gegen Deutschland, im Achtelfinale gegen Italien und im Viertelfinale gegen England war Rieder sogar Stammspieler.
Yannik Keitel will beim VfB Stuttgart "den nächsten Schritt" machen
Yannik Keitel kommt vom SC Freiburg. Er galt dort stets als Riesentalent und war sogar Kapitän der U21-Nationalmannschaft. Sein aktueller Marktwert beträgt fünf Millionen Euro (laut transfermarkt.de). Dennoch konnte sich der defensive Mittelfeldspieler beim Sport-Club nicht dauerhaft durchsetzen. Das hatte vor allem Verletzungsgründe. Inzwischen ist Yannik Keitel aber topfit: "Ich fühle mich sehr gut, bin auch gut in die Vorbereitung gestartet", sagte er. "Es zwickt nichts. Jetzt will ich weiter Gas geben. Dann schauen wir mal, wie die Saison läuft."
Nick Woltemade gilt beim VfB Stuttgart als Perspektiv-Spieler
Nick Woltemade kam ablösefrei aus Bremen zum VfB Stuttgart. Für den Offensivmann ging ein "Traum" in Erfüllung, denn der 22-Jährige hat eine besondere Beziehung zum Verein. Ein Teil seiner Familie lebt in der Landeshauptstadt, sein Vater und sein Opa sind glühende VfB-Fans. "Wenn wir die Familie hier besucht haben, waren wir auch immer im Stadion", erzählt der 22-Jährige.
Trainer Sebastian Hoeneß beschreibt ihn als "hoch spannenden Spieler" mit einer "unglaublichen Erscheinung". Als Guirassy-Ersatz dürfe man den 1,98 Meter großen Neuzugang aber nicht sehen. "Er ist nicht der klassische Stoßstürmer wie Serhou", kündigte Hoeneß bereits beim Trainingsauftakt der Stuttgarter an. Er lasse sich auch mal nach hinten fallen. "Am liebsten spiele ich auf der Zehn", verriet Woltemade, "aber auch in der Doppelspitze fühle ich mich wohl. Das sind die beiden Positionen, in denen ich meine Stärken am besten einbringen kann."
Zu denen zählt er selbst vor allem seine gute Technik. "Ich habe den Ball gerne am Fuß und kann meine Mitspieler gut einsetzen", sagte der Offensivmann. "Die Technik ist für meine Größe mein Aushängeschild. Es ist einfach unangenehm, gegen mich zu spielen, weil ich so groß bin."
Justin Diehl soll sich beim VfB Stuttgart entwickeln
Justin Diehl kommt vom 1. FC Köln und gilt als eines der größten Offensiv-Talente seines Jahrgangs (2004). Mit nur 1,74 Metern Körpergröße ist der 19-Jährige keine furchteinflößende Erscheinung, dafür ist er aber umso hungriger auf Tore. Diehl konnte in der Saison 2022/23 mit der U19 des FC den DFB-Pokal der Junioren gewinnen. Zudem debütierte er ein Jahr zuvor auch in der UEFA Youth League auf europäischer Bühne. In der abgelaufenen Saison erzielte er zwölf Tore in 19 Spielen für die U23 der Kölner in der Regionalliga West und bereitete neun weitere Treffer vor.
Offensiv-Talent Justin Diehl soll sich beim VfB Stuttgart entwickeln.
Diehl hat auch schon erste Bundesliga-Erfahrung, neunmal lief er für den 1. FC Köln in Deutschlands Elite-Liga auf. In der Rückrunde stoppten ihn jedoch mehrere Verletzungen. Zuletzt war er auch vom Training suspendiert worden: FC-Trainer Timo Schultz hatte ihn gegen Union Berlin nicht in den Kader berufen; statt ins Stadion ging Diehl darauf auf eine Hochzeit - sehr zum Ärger seiner Vorgesetzten.
Beim VfB freut man sich indes auf den ablösefreien Neuzugang. "Justin Diehl zählt auf seiner Position zu den spannendsten Spielern in Deutschland. Er hat in der abgelaufenen Spielzeit die ersten Schritte in der Bundesliga gemacht, beim VfB wollen wir seine Fähigkeiten weiter ausbauen und fördern", sagte Sportvorstand Fabian Wohlgemuth.
Auch Frans Krätzig soll beim VfB Stuttgart reifen
Frans Krätzig kommt vorerst für ein Jahr vom FC Bayern München zum VfB Stuttgart. Dem Vernehmen nach sicherten sich die Schwaben auch eine Kaufoption. Der 21-Jährige gilt als Spieler mit starker Mentalität, ist dabei auch ausgesprochen flexibel: Linksverteidiger, offensiver Außenbahnspieler, zentraler Mittelfeldspieler. Frans Krätzig ist vielseitig verwendbar. Er gilt als spielintelligent und technisch stark. Ein solider Backup für Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt.
Linksverteidiger Frans Krätzig soll beim VfB Stuttgart reifen.
Zuletzt spielte Krätzig von Januar bis Saisonende für Austria Wien. Für den österreichischen Traditionsverein machte er 17 Spiele, schoss ein Tor und legte drei weitere Treffer auf. Aber auch in München zeigte sich Krätzig in der Vorrunde der vergangenen Saison bereits viermal in der Bundesliga, kam sogar in einer Champions-League-Partie zum Einsatz.
Ramon Hendriks kommt als Verteidiger mit Entwicklungspotenzial zum VfB Stuttgart
Ramon Hendriks kommt von Feyenoord Rotterdam, war in den vergangenen beiden Spielzeiten jedoch an den FC Utrecht und Vitesse Arnheim ausgeliehen. In der abgelaufenen Saison absolvierte er 31 Spiele für Vitesse, bei seiner Zeit in Utrecht wurde er von einem Kreuzbrandriss ausgebremst. Dennoch traut VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth Hendriks den Sprung in die Bundesliga zu, "gleichzeitig sehen wir bei ihm weiteres Entwicklungspotenzial".
Schafft Innenverteidiger Ramon Hendriks beim VfB Stuttgart den Sprung in die Bundesliga?
Als sofortiger Ersatz für Anton und Ito ist der 1,89 Meter große Hendriks bei den Schwaben nicht eingeplant, wohl eher als Perspektivspieler, der Zeit bekommen soll, sich an die Bundesliga zu gewöhnen. "Es ist ein großer Schritt für mich und ich bin sehr glücklich, hier zu sein", sagte Hendriks. "Ich kann es kaum erwarten, die Mannschaft und den Staff kennenzulernen, hier zu trainieren und in diesem großartigen Stadion zu spielen."
VfB Stuttgart ist weiterhin auf dem Transfermarkt tätig
Doch damit sind die Transfer-Aktivitäten des VfB Stuttgart noch nicht beendet. Sportvorstand Fabian Wohlgemeuth arbeitet aktuell daran, das 18-Tore-Stürmer und EM-Teilnehmer Deniz Undav auch in der kommenden Saison für die Schwaben auflaufen kann.
Zudem ist der VfB noch auf der Suche nach einem weiteren Innenverteidiger. Für diese Position sind der deutsche Linksfuß Jordan Torunarigha (KAA Gent) und der slowenische EM-Teilnehmer Jaka Bijol (Udinese Calcio) im Gespräch. Für Bijol würde seine internationale Erfahrung (53 Länderspiele, sechs Europa-League- und drei Champions-League-Spiele) sprechen. Zudem wäre er als Rechtsfuß der naheliegendere Ersatz für den abgewanderten Kapitän Waldemar Anton (ebenfalls Rechtsfuß). Im Vergleich zu Torunarigha dürfte Bijol jedoch relativ teuer sein.
Sendung am Sa., 13.7.2024 14:00 Uhr, Stadion, SWR1