Missbrauchsvorwürfe im Turnen Deutscher Turnbund schaltet Kanzlei ein
Der Deutsche Turner-Bund hat aufgrund der im Raum stehenden Vorwürfen über Fehlverhalten am Bundesstützpunkt in Stuttgart beschlossen, eine Frankfurter Kanzlei mit der Untersuchung der Vorwürfe zu beauftragen.
"Ziel der unabhängigen anwaltlichen Untersuchung ist zum einen, die einzelnen Vorwürfe zu untersuchen. Zum anderen sollen die Vorkommnisse mit Blick auf mögliche organisatorische und systemische Mängel betrachtet werden", hieß es in einer Mitteilung des Verbands. Die Untersuchung durch die Kanzlei soll umgehend beginnen und schnellstmöglich abgeschlossen werden.
DTB will unabhängigen Expertenrat einsetzen
Darüber hinaus hat das Präsidium des DTB beschlossen, einen unabhängigen Expertenrat einzusetzen. Dieser soll im Anschluss an die anwaltliche Untersuchung die Trainingsmethoden und den Umgang mit den Turnerinnen sowie die diesbezüglichen strukturellen Rahmenbedingungen aufarbeiten. Der Expertenrat soll das Präsidium und den Vorstand des DTB auch zu etwaigen erforderlichen organisatorischen Verbesserungsmaßnahmen beraten.
Das Gremium soll dabei auch die weiter zurückliegende Vergangenheit in den Blick nehmen. Ziel ist es, aus den vielfältigen Beschreibungen möglicher Missstände beim Umgang mit den Turnerinnen Verbesserungen der Rahmenbedingungen durch konkrete Empfehlungen für die Zukunft abzuleiten. Das Gremium soll interdisziplinär besetzt werden, um Expertise aus verschiedenen Bereichen auch über den Sport hinaus einfließen zu lassen. Dabei ist auch die Einbindung einer Betroffenenvertretung vorgesehen.
Ulla Koch lässt Amt ruhen
Zuvor war bekanntgeworden, dass Ex-Bundestrainerin Ulla Koch ihr Amt als DTB-Vizepräsidentin vorübergehend ruhen lässt. Der Schritt geschehe "im Sinne eines optimalen Aufarbeitungsprozesses" und gelte für die Dauer der Aufarbeitung, hieß es vom Verband. Koch, die seit gut drei Jahren Vizepräsidentin ist, habe sich selbst dazu entschlossen.
Zahlreiche Turnerinnen hatten Misstände öffentlich gemacht
Ende Dezember vorigen Jahres hatten zahlreiche Turnerinnen mit den früheren Auswahl-Athletinnen Tabea Alt und Michelle Timm an der Spitze Missstände am Stuttgarter Bundesstützpunkt öffentlich gemacht. Angeprangert wurde unter anderem "systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch". In der Folge hatte der DTB gemeinsam mit dem Schwäbischen Turnerbund (STB) eine Aufklärung angekündigt.
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