Fußball-Bundesliga Union Berlin steht vor wichtigem Abstiegsduell mit Mainz
Das Auswärtsspiel bei Mainz 05 ist für den 1. FC Union wegweisend: Mit einem Sieg hätten die Eisernen neun Punkte Abstand auf einen direkten Abstiegsplatz.
Fakten zum Spiel
- Für Mainz und Union Berlin ist es eine sehr wichtige Begegnung im Ringen um den Klassenerhalt. Mainz steht mit elf Zählern auf Abstiegsplatz 17. Union hat als Tabellen-15. aktuell 17 Punkte.
- Beide Fußball-Bundesligisten haben in dieser Saison schon ihre Trainer getauscht. Bei Union beerbte Nenad Bjelica den früheren Erfolgscoach Urs Fischer. In Mainz machte Bo Svensson Platz, Jan Siewert übernahm.
- Mainz ist die schlechteste Heimmannschaft der Liga. Lediglich ein Sieg und fünf Punkte stehen zu Buche. Union reist als schlechteste Auswärtself an. In der Fremde holten die Köpenicker erst vier Punkte.
- In den letzten sechs Auswärtsspielen in der Bundesliga blieb Union bei 0:12 Toren immer ohne Treffer. Der letzte Auswärts-Torschütze war der inzwischen zu Fenerbahce Istanbul gewechselte Italiener Leonardo Bonucci am 7. Oktober bei der 2:4-Niederlage in Dortmund.
- In Mainz gab es bislang vier Bundesliga-Duelle zwischen beiden Clubs. Union siegte 2020/21 (2:1) und 2019/20 (3:2). 2022/23 gab es ein Remis (0:0). Lediglich 2020/21 (0:1) mussten die Eisernen eine Niederlage hinnehmen.
So läuft es sportlich für Mainz
Eigentlich reichen zwei Zahlen, um die Probleme der Mainzer auf den Punkt zu bringen: In 19 Spielen gelang ihnen in dieser Saison nur ein Sieg, 14 geschossene Tore sind gemeinsam mit dem 1. FC Köln der schlechteste Wert der Liga.
Kein Wunder, dass das Spiel gegen den ebenfalls abstiegsbedrohten 1. FC Union besonders wichtig ist. "Union ist nach Werder das zweite Do-oder-Die-Spiel", sagt Jan Budde, der sich in seinem Podcast "Hinterhofsänger" den 05ern widmet und jedes Spiel der Mannschaft eng verfolgt.
Das erste dieser entscheidenden Spiele haben die Mainzer am vergangenen Wochenende gegen Bremen mit 0:1 verloren – einem Ergebnis, das typisch für sie ist. Denn Jan Siewert, der bei Mainz übernahm, nachdem Bo Svensson seinen Hut genommen hatte, sei es bisher zwar gelungen, die Mannschaft defensiv zu stabilisieren, so Experte Budde. Aber: "Wir haben keine Spielidee." Der Mannschaft fehle es an Ideen, wie sie in die gegnerische Hälfte kommen soll. Zwar schössen die Mainzer trotzdem häufig aufs Tor, sagt Budde, "aber die Positionen sind zu schlecht."
Helfen kann nach Buddes Ansicht nur, offensiver zu pressen und die gesamte Mannschaft höher zu positionieren, um den Weg nach vorne zu verkürzen. Bisher sei es Mainz' einziger Plan, auf Fehler des Gegners zu lauern. Insbesondere bei einem Rückstand funktioniere das aber nicht. "Wenn ich zurückliege, muss ich dem Gegner wirklich an die Kehle gehen", fordert Budde. Dafür wäre eine mutigere Spielweise notwendig.
Das bewegt die Fans
Im Abstiegskampf gilt die Aufmerksamkeit der Mainzer Fans derzeit vor allem der sportlichen Lage. Gerade die Trainerfrage treibt den Verein um: Die ursprüngliche Interimslösung Siewert bekam kurz vor Weihnachten einen Vertrag bis 2026. Dabei hätten viele Experten und Fans schon bei seiner Ernennung nicht verstanden, warum Siewert Svensson beerbte, so Budde.
Denn im Nachwuchs der Mainzer arbeitet mit Benjamin Hoffmann "der beste Jugendtrainer Deutschlands", wie es Jan Budde formuliert. Hoffmann wurde mit der Mainzer u19-Mannschaft deutscher Meister und Pokalsieger. Seit Januar trainiert er die zweite Mannschaft der 05er.
Budde schlussfolgert: "Er wäre also schon bereit gewesen, die u19 zu verlassen." Das alles mache die Aufgabe für Cheftrainer Siewert nicht einfacher. Wenn er Trainer bleiben wolle, müsse er sowohl gegen Union als auch danach gegen Stuttgart gewinnen.
Unabhängig vom sportlichen Ausgang der Saison stünden dem Vorstand nach der Saison noch Diskussionen bevor, sagt Budde. Weil die Vereinsführung entgegen dem Votum des Aufsichtsrates bei der Abstimmung über den DFL-Investorendeal "ja" sagte, schwelt ein Konflikt mit der aktiven Fanszene.
Die Ultras brachten bereits einen Obstkorb auf die Geschäftsstelle. Die Botschaft: Die Mainzer Fans fühlen sich von ihrem Verein zum Obst gemacht.
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Auf diesen Spieler muss Union achten
Hoffnung, dass zumindest die Mannschaft bald für bessere Stimmung sorgen könnte, macht Budde vor allem ein Winterneuzugang. Nadiem Amiri spielte gegen Bremen zum ersten Mal für Mainz und überzeugte sofort. Zum Beispiel schoss der ehemalige Nationalspieler die Standards gegen Werder und war an diversen Offensivaktionen beteiligt.
"Unfassbar, was der für eine Qualität mitbringt", schwärmt Budde. Amiri sei ein Führungsspieler, das habe er zum Beispiel gezeigt, als er den Balljungen Instruktionen gab, wie sie das Spiel für die Mainzer beschleunigen sollen. Gegen Bremen wurde Amiri nach 85 Minuten ausgewechselt. Gegen Union könnte es schon für ein ganzes Spiel reichen.
Die Stimmen der Trainer
Marie-Louise Eta (Vertretung für Nenad Bjelica/ Union Berlin): "Wir erwarten ein sehr zweikampfbetontes Spiel. Mainz hatte zuletzt sicherlich nicht die Erfolgserlebnisse, aber auch Spiele, die nicht zum Ergebnis gepasst haben. Für uns wird es darum gehen, den Kampf anzunehmen, alles reinzuschmeißen, das eigene Tor zu verteidigen und dann eine gute Balance zum Spiel mit dem Ball zu erreichen.
Jan Siewert (Mainz 05): "Wir können unser Spiel noch gradliniger nach vorne bringen. Wir müssen Union direkt unter Druck setzen."
So könnte Union spielen
Frederik Rönnow konnte nach überstandener Krankheit wieder trainieren und wird in Mainz das Tor hüten. Interessant wird es auf der rechten Außenbahn, wo mit Josip Juranovic (verletzt) und Christopher Trimmel (gesperrt) beide Optionen fehlen. So könnten entweder Jerome Roussillon oder Robin Gosens die Seite wechseln.
Im Sturm könnte Mikkel Kaufmann den Vorzug vor Benedict Hollerbach bekommen. Bei der Niederlage in Leipzig fehlte Union ein großer Angreifer als Anspielstation in der Spitze.
Unions mögliche Startelf: Rönnow – Roussillon, Doekhi, Vogt, Leite, Gosens – Kral – Haberer, Schäfer – Vertessen, Kaufmann
Die Prognose
Der Tipp des Gegner-Experten: Auf die Frage, wie er das Spiel tippen würde, antwortet Budde "oh Gott" und schiebt den Grund gleich hinterher. Sein Tipp: "Ich rechne mit einem dreckigen 1:1".
Der Tipp des Autors: Union und Mainz gehören nicht umsonst zu den Teams mit den wenigsten geschossenen Toren. Davon profitiert am Mittwoch in erster Linie Union. Die Mannschaft hat gegen Darmstadt, Köln und Gladbach gezeigt, dass sie es gegen die Tabellennachbarn kann: 1:0 für Union.
Sendung: rbb24 Inforadio, 06.02.2024, 16:15 Uhr