Prognose Prognose: Auf diese Startelf wird Hertha-Trainer Fiél zum Saisonauftakt gegen Paderborn setzen
Fußball-Zweitligist Hertha BSC startet am Samstag in die neue Saison. Trainer Cristian Fiél scheint sich bereits auf eine Startelf festgelegt zu haben, die zwar zu seinem Fußball passt, aber Fragezeichen offen lässt. Marc Schwitzky wagt eine Prognose.
Das Ziel von Hertha BSC für die kommende Saison ist klar: die Rückkehr in die erste Liga. "Vielleicht machen wir in zehn Monaten ja eine Aufstiegsfeier", ließ Interimspräsident Fabian Drescher bei der Saisoneröffnung am Sonntag die Berliner Ambitionen durchscheinen.
Ein positiver Saisonstart könnte dafür ein Schlüssel sein. Und so wird Neu-Trainer Cristian Fiél alles daran setzen, den Auftakt gegen den SC Paderborn am kommenden Samstag siegreich zu gestalten. In der Saisonvorbereitung hat sich eine mehrheitlich klare Startelf ergeben – doch es bleiben Fragezeichen.
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Eine klare Nummer eins
Jene Fragezeichen beginnen allerdings keinesfalls im Tor der Berliner. Dort ist Tjark Ernst klar gesetzt. Der 21-Jährige hat eine starke Debütsaison als Nummer eins hinter sich, passt auch zu den Anforderungen von Trainer Fiél, der seine Torhüter aktiv ins Aufbauspiel einbindet.
Ersatztorhüter Marius Gersbeck bleibt auch weiter nur die Bank, vor allem im Spiel mit dem Fuß hat er das Nachsehen. Eigengewächs Tim Goller soll zwar das Tor der U23 in der Regionalliga hüten, bei einem etwaigen Ausfall Ernsts könnte er aber – noch vor Gersbeck - bei den Profis zwischen die Pfosten rücken, da er eine auffällige Vorbereitung spielte und fußballerisch der womöglich sogar beste Torwart der Hauptstädter ist.
Generationswechsel in der Innenverteidigung
Gleich sechs Optionen hat Trainer Fiél für die zwei Plätze in der Innenverteidigung. Trotz der großen Auswahl haben sich zwei Spieler wohl klar durchgesetzt. Links wird Marc Oliver Kempf gegen den SC Paderborn starten. Der 29-Jährige hat zwar eine wackelige Vorsaison mit zwischenzeitlichen Wechselgedanken hinter sich, sich zum Ende jedoch stabilisiert.
In der Vorbereitung wirkte Kempf, der sich öffentlich für einen Verbleib bei Hertha aussprach, überaus fokussiert und motiviert. Mit seinem Aufbauspiel, aber vor allem seinem Tempo und Kopfballspiel macht sich der Linksfuß unersetzlich. Das Nachsehen hat Marton Dardai, der aufgrund seiner EM-Teilnahme weite Teile der Saisonvorbereitung verpasste, sodass sich Kempf festspielen konnte.
Neben Kempf hat sich Linus Gechter festgespielt. Der 20-Jährige ging keinesfalls als Favorit auf den Stammplatz in die Saisonvorbereitung, ist aber vielleicht der größte Gewinner der letzten Wochen. Das Berliner Eigengewächs präsentiert sich in beeindruckender Frühform – körperlich wie mental, er machte den womöglich besten Eindruck in den zurückliegenden Testspielen. Auch für den Rechtsfuß sprechen Passspiel, Körpergröße und Geschwindigkeit.
Damit setzt sich Gechter vor allem gegen die Konkurrenten Pascal Klemens und Toni Leistner durch. Leistner ist zwar Herthas Kapitän, doch sein limitiertes Aufbauspiel und noch eingeschränkteres Tempo disqualifizieren ihn nahezu für den Spielstil Fiéls. So findet ein kleiner Generationswechsel in Herthas Innenverteidigung statt. Agustin Rogel wäre ebenfalls eine Option, doch der Uruguayer soll den Verein noch verlassen.
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Dreikampf auf der Rechtsverteidigerposition
Auch auf den beiden Außenverteidiger-Positionen hat Coach Fiél zahlreiche Optionen. Links wird Michal Karbownik vor Jeremy Dudziak gesetzt sein. Der Pole passt bestens zu Fiéls Anforderungen, indem er mit Ball regelmäßig ins Mittelfeldzentrum zieht und den Spielaufbau von dort unterstützt. Dem 23-Jährigen kommt damit eine Schlüsselrolle im neuen System zu.
Auf der rechten Seite dürfte zunächst Jonjoe Kenny den Vorzug erhalten. Doch die Betonung liegt auf "zunächst", denn der Engländer könnte Hertha noch verlassen, da er nur noch ein Jahr Vertrag hat und zu viel für Zweitliga-Verhältnisse verdient. Der 27-Jährige hat allerdings eine gute Vorsaison hinter sich, ist wichtig für das Mannschaftsgefüge und passt ins System – gegen Paderborn wird Kenny daher starten. Mit Deyovaisio Zeefuik und Leihrückkehrer Julian Eitschberger stehen mehr als zufriedenstellende Alternativen bereit. Fiél hat hier die Qual der Wahl.
Zentrales Mittelfeld: Prunkstück mit Fragezeichen
Er kam, sah und spielte. Diego Demme ist der Stammplatz auf der so wichtigen Sechserposition im 4-3-3 unter Fiél sicher. Der Routinier soll mit all seiner Klasse und Erfahrung der Balleroberer hinter den kreativen zentralen Mittelfeldspielern sein und darüber hinaus den Spielaufbau ankurbeln. Mit Spielern wie Klemens oder Andreas Bouchalakis als Ersatz ist der 32-Jährige nahezu konkurrenzlos. Ein Schlüsselspieler – sowohl gegen Paderborn als auch für die gesamte Saison.
Das einzige Fragezeichen steht hinter Demmes Fitnesszustand, da er in den letzten Jahren bei der SSC Neapel kaum zum Einsatz kam.
Aufgrund der Verletzung von Neuzugang Kevin Sessa sind auch die beiden Achterpositionen klar besetzt. Zum einen mit Michael Cuisance, neben Gechter der wohl größte Gewinner der Vorbereitung. Der französische Neuzugang zeigte in den Testspielen all seine Klasse, mit herausragender Technik und Übersicht dominierte er das Berliner Spiel.
Daneben wird wohl Eigengewächs Ibrahim Maza spielen. Der 18-Jährige wird nach wie vor mit einem Wechsel in Verbindung gebracht, was seine Leistungen allerdings nicht schmälert. Durch seine beeindruckenden Fähigkeiten im Offensivspiel ist Maza gesetzt.
Sorgen bereitet die Kaderbreite im zentralen Mittelfeld. Der Ausfall Sessas reißt ein Loch, das Bouchalakis und Palko Dardai nur bedingt schließen können. Bilal Hussein wäre eine weitere Option, spielte in der Vorbereitung jedoch keinerlei Rolle und soll verliehen werden.
Der Ausfall von Reese wiegt schwer
Der schwerwiegendste Ausfall bei den Hauptstädtern ist jedoch der von Fabian Reese. Der Flügelangreifer verletzte sich ebenso wie Sessa im Testspiel gegen Energie Cottbus und wird auch länger – und somit gegen Paderborn - fehlen. Hertha ist auf seiner Position nicht ideal besetzt, Reese kann kaum ersetzt werden.
Fiél wird es wohl mit Derry Scherhant versuchen, der zwar über viel Tempo und Trickreichtum verfügt, aber meist selbst den Abschluss und nicht den besser postierten Mitspieler sucht. Darunter könnte Mittelstürmer als designierter Abnehmer Haris Tabakovic leiden. Doch Hertha fehlen die Alternativen, Konkurrent Gustav Christensen fehlt aufgrund seines jungen Alters noch die nötige Reife.
Auf dem rechten Flügel wird Marten Winkler seinen Platz sicher haben. Der 21-Jährige hat in der zurückliegenden Saison einen signifikanten Entwicklungssprung gemacht und überzeugt vor allem mit seiner herausragenden Geschwindigkeit. Besonders durch das Fehlen von Reese wird Winkler die nötige Tiefe in Herthas Angriffsspiel herstellen müssen. Sein erster Herausforderer ist Palko Dardai, der auf gleich mehreren Positionen eingesetzt werden kann.
Viele Optionen im Mittelsturm, aber nur eine Wahl
Florian Niederlechner, Smail Prevljak, Luca Schuler, Oliver Rölke – Herthas Trainer Fiél hat eine immense Auswahl für die Rolle des Mittelstürmers. Doch gegen den SC Paderborn wird nur ein Name auf dem Spielbogen unter "Startformation" auftauchen: Haris Tabakovic. Der 30-Jährige ist in der vergangenen Saison mit 22 Toren Torschützenkönig geworden, hat dazu sechs Vorlagen beigesteuert. Kurzum: Neben Reese war Tabakovic die Lebensversicherung der Berliner – und das wird er auch weiterhin als Stammspieler sein.
Neuzugang Schuler hat die besten Chancen, sein erster Vertreter zu sein. Niederlechner wird vor allem in neuer Rolle im Mittelfeld zu Einsätzen kommen, Prevljak soll den Verein noch verlassen. Eigengewächs Rölke ist neu zu den Profis gestoßen, wird aber zunächst für die zweite Mannschaft auf Torejagd gehen.
Sendung: rbb24 inforadio, 30.07.2024, 22 Uhr