1. Fußball-Bundesliga Fünf Hinweise darauf, wie Union Berlin durch die Rückrunde kommt
Mit Steffen Baumgart als neuem Trainer startet der 1. FC Union in die zweite Saisonhälfte. Was dafür - und was dagegen - spricht, dass der seit Ende Oktober sieglose FCU in dieser Saison nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben wird.
Pluspunkt: der Trainer-Effekt
Steffen Baumgart ist der personifizierte Trainereffekt – und das wird sich bei seinem neuen (alten) Arbeitgeber Union Berlin nicht ändern. Bei all seinen vergangenen drei Stationen (Paderborn, Köln und Hamburg) gelang Baumgart bei seinem Pflichtspiel-Debüt ein Sieg. Auch beim 1. FC Union Berlin dürfte Baumgart mit der richtigen Ansprache und Einstellung dafür sorgen, sein neues Team zum Auftakt zu einem "Dreier" zu führen.
Der neue FCU-Coach zeigte sich nach dem Testspiel gegen Holstein Kiel (1:2) bereits zuversichtlich. "Ich habe ein gutes Spiel gesehen, ich habe hohe Intensität gesehen", sagte Baumgart, "Ich habe Tor-Chancen gesehen und aus meiner Sicht nach nicht das richtige Ergebnis gesehen. Aber ich habe viel von dem gesehen, was ich sehen will."
Der 1. FC Heidenheim, Unions erster Pflichtspiel-Gegner nach der Winterpause, dürfte den Eisernen dabei einigermaßen gelegen kommen - und ist auf dem Papier eine vergleichsweise dankbare Auswärtsaufgabe. Die Heidenheimer haben in der laufenden Bundesliga-Saison erst ein Heimspiel gewonnen (am 2. Spieltag mit 4:0 gegen den FC Augsburg) und warten seit dem 28. September (2:0-Sieg in Mainz) auf ein Erfolgserlebnis.
Pluspunkt: Alte Försterei bleibt eine Festung
12 seiner 17 Punkte sammelten die Eisernen in der Saison 2024/25 vor heimischem Publikum. Das Stadion An der Alten Försterei ist nach wie vor eine Festung. Lediglich der amtierende Double-Sieger Bayer 04 Leverkusen konnte bislang drei Punkte aus Köpenick entführen (1:2) – und auch nach der Winterpause könnte der FCU im eigenen Stadion die nötigen Zähler für den Klassenerhalt sammeln.
Zumal Union nach aktuellem Stand sieben Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz und neun Punkte Vorsprung auf den ersten sicheren Abstiegsrang hat. Mit anderen Worten: Die Konkurrenz im Tabellenkeller war bislang viel zu harmlos, um Union ernsthaft in den Abstiegskampf zu ziehen.
Möglicher Minuspunkt: Baumgart hält an seinem System fest
Der FCU hat somit alle Trümpfe und den Liga-Verbleib in der eigenen Hand. Es bleibt jedoch die große Frage, ob Steffen Baumgart mit seiner favorisierten Spielweise - inklusive bevorzugter Viererkette und bisweilen wilden Offensivfußballs - auch nachhaltig zu dem Kader passt, den der Trainer in Berlin vorfindet.
Gefährlich könnte es für Union werden, wenn die Balance im Spiel nicht stimmt – und die Defensive weiter so anfällig bleibt wie schon zuletzt unter Baumgarts Vorgänger Bo Svensson. Zumal in Heidenheim (Samstag, 15:30 Uhr) sowohl Stammkeeper Frederik Rönnow (Ellbogenverletzung) als auch Abwehrchef Kevin Vogt (Magenverstimmung) auszufallen drohen.
Minuspunkt: Direkte Duelle fast ausschließlich auswärts
Was außerdem gegen eine sorgenfreie Rückrunde sprechen könnte: Gerade gegen direkte Konkurrenten (Heidenheim, St. Pauli, Hoffenheim und Bochum) müssen die Eisernen in den kommenden Wochen und Monaten jeweils auswärts ran. Vor dem Hintergrund, dass Union in der laufenden Spielzeit erst ein Auswärtsduell gewinnen konnte, scheint es zumindest fraglich, ob der FCU in diesen direkten Aufeinandertreffen die nötigen Zähler sammeln wird, um sich sämtlicher Abstiegssorgen zu entledigen.
Minuspunkt: Sturm-Problem bisher ungelöst
Über die anhaltenden Offensivprobleme des FC Union wurde in den vergangenen Wochen hinreichend debattiert und geschrieben. Und natürlich bleibt bis auf Weiteres nur der Blick in die Glaskugel, um zu mutmaßen, wer sich nach der Winterpause als Unions neuer Knipser entpuppen wird – oder ob die Köpenicker sogar nochmal auf dem Transfermarkt tätig werden.
Baumgart ist optimistisch, dass sein Kader über genügend Qualität und Optionen verfügt, um vor dem gegnerischen Tor wieder produktiver zu werden als in den ersten 15 Spielen (14 Treffer). "Ich bin der Meinung, dass wir von der Anzahl der Stürmer gut besetzt sind", sagte er gegenüber dem rbb. "Als Stürmer ist es ganz wichtig, dass du zu Chancen kommst. Wenn du die nicht hast, kannst du der beste Stürmer der Welt sein und wirst trotzdem nicht treffen. Es geht also erst einmal darum, dass wir uns Tor-Chancen erarbeiten, dann werden die Jungs, die hier sind, auch zu Abschlüssen kommen und treffen."