Albas Louis Olinde (r.) im Spiel gegen Bayern München (imago images/Kirchner)

Basketball-Finalserie Basketball-Finalserie: Starkes Alba Berlin holt in München den Ausgleich

Stand: 10.06.2024 22:45 Uhr

Alba schlägt im BBL-Finale gegen Bayern zurück — und wie: Die Berliner lassen den Favoriten in dessen Halle verzweifeln. Zwei US-Profis überragen. Jetzt geht die Serie in die Hauptstadt.

Alba Berlin hat in der Finalserie um die deutsche Basketball-Meisterschaft gegen den FC Bayern ausgeglichen. Die Hauptstädter gewannen am Montagabend in München mit 79:70 (39:32) und revanchierten sich damit für die Niederlage im ersten Spiel. Das Playoff-Duell der zwei Topteams geht nun mit zwei Spielen am Mittwoch (20:30 Uhr) und Freitag (18 Uhr) in Berlin weiter. Das Team, das in der Best-of-Five-Serie zuerst drei Siege schafft, ist Meister.
 
Überragender Akteur bei Alba war der ehemalige NBA-Profi Matt Thomas mit 21 Zählern. Den Bayern, die offensiv gegen die verletzungsgeplagten Berliner enttäuschten, reichten 17 Punkte von Carsen Edwards nicht für den Heimsieg und eine vermeintliche Vorentscheidung.

Alba Berlins Sterling Brown (re.) im Zweikampf gegen Bayern Münchens Vladimir Lucic (Quelle: IMAGO / Eibner)
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Starke Alba-Energie

Für Israel Gonzalez, den Chef-Coach von Alba, war vor dem Spiel klar, worauf es ankommen würde. "Das Wichtigste ist, dass wir die Kleinigkeiten gut machen", sagte der Spanier und durfte zu Beginn der Partie gleich mal mit ansehen, wie nahezu gar nichts gelang. Die Bayern führten schnell mit fünf Punkten (8:3 und 10:5), nach einem 10:0-Lauf sogar mit 18:5. Offensiv brillierte vor allem der nur 1,80 Meter große Point Guard Carson Edwards, der auch aus den abenteurlichsten Positionen und Entfernungen traf.
 
Defensiv agierten die Hausherren zu Beginn ähnlich stark wie zum Ende von Spiel eins. Alba war so immer wieder genötigt, die 24 Sekunden pro Angriff fast bis zur Neige auszuschöpfen. Am Ende fanden die Berliner dabei zwar häufig einen freien Mann. Die Wurfquote jedoch war zumindest im ersten Viertel mehr als bescheiden. Zum Zeitpunkt des besagten 18:5-Rückstand hatte nur einer von acht Drei-Punkt-Würfen sein Ziel gefunden. Auch die Zweier-Quote war mit zwei von elf nur unwesentlich besser.

Zwar kämpfte sich Alba durch einen kleinen Lauf, angeführt vom wiedergenesenen Weltmeister Johannes Thiemann auf 18:13 heran. Dennoch ließ das 26:19 am Ende des ersten Viertels nichts Gutes ahnen aus Sicht der Hauptstädter. Bayern schien in allen Belangen besser, wacher, fitter. Umso erstaunlicher der absolute Momentum-Wandel bereits im zweiten Viertel. Plötzlich dominierte Alba sowohl offensiv als auch defensiv. Die Abwehr stellte gekonnt die Passwege zu. Sowohl bei den Offensiv- als auch den Defensiv-Rebounds hatten die Berliner nun immer häufiger das bessere Ende für sich. Und so sog sich Alba zunächst an die Bayern heran, um schließlich sogar davon zu ziehen. Mit 20:6 Punkten entschieden die Gäste das zweite Viertel für sich. Mit einer 39:32-Führung ging es demnach in die Halbzeit, in der Bayern Leandro Balmaro nahezu konsterniert ins Mikrofon des TV-Sender Dyn sprach: "Wir müssen physischer, aggressiver spielen!"

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Auch Albas Trainer punktet mit

Die Frage aus Alba-Sicht vor dem zweiten Durchgang: Kann die Mannschaft, auch aufgrund von Verletzungen längst nicht mit so einer tiefen Bank gesegnet wie der ohnehin favorisierte, bayrische Gegner, die Energie oben halten? Die Antwort zunächst: jein. Alba-Coach Gonzalez rotierte. Bis auf Kresimir Nikic und Elias Rapieque erhielten alle Berliner Spieler zehn oder mehr Spielminuten bis zum Ende des dritten Viertels, so dass Albas beste Spieler, dass Matt Thomas, Sterling Brown, Johannes Thiemann und Louis Olinde immer wieder auch Pausen bekamen. Auch deshalb kam Bayern zurück ins Spiel, aber nicht entscheidend heran. Mit 18:17 entschieden sie das dritte Viertel für sich, so dass Alba mit einer 56:50-Führung ins letzte Viertel ging.

Eine Führung, die die Berliner auch im letzten Viertel nicht mehr hergaben, sondern ganz im Gegenteil sogar wieder ausbauten. Immer dann, wenn Bayern gerade drauf und dran schien, einen Lauf zu starten, konterte Alba. Und wer weit im vierten Viertel noch die Energie-Frage stellte, musste nur sehen, wie Albas Louis Olinde und Sterling Brown ihre Brustkörbe aneinander rasseln ließen im Jubel über ein Dunking Browns, das seine Mannschaft die zwischenzeitliche 70:56-Führung bescherte. Kurz darauf wurde daraus gar eine 71:56-Führung, weil nun auch der Trainer entscheidend eingriff. Seine Coaching-Challenge führte zu einer nachträglichen Freiwurf-Entscheidung für die Berliner, von der Tim Schneider einen von zwei Versuchen verwandeln konnte. Kleinigkeiten eben.

"Ich bin unheimlich stolz auf die Mannschaft, der Fokus war total da. Wir haben alle Sachen, die wir machen wollten, gut hinbekommen", sagte Albas Johannes Thiemann nach der Partie dann auch am Dyn-Mikrofon. Denn Alba behielt auch in den letzten Minuten die Ruhe, während die Bayern langsam verzweifelten, anfingen zu meckern. Zwar schien es kurz vor Ende erstmals im Laufe der Partie, als würden die Berliner zu passiv. Doch der Vorsprung hielt. In der nun ausgeglichenen Final-Serie wird es nun sicherlich weiterhin darauf ankommen, ob Alba die Energie-Leistung aus diesem Spiel zwei erneut abrufen kann. Und natürlich auf die Kleinigkeiten.

Sendung: rbb24, 10.06.2024, 22 Uhr