Ein Schiedsrichter hält eine rote Karte hoch.

buten un binnen Neue Regeln sollen Gewalt im Bremer Amateur-Fußball eindämmen

Stand: 30.01.2025 18:32 Uhr

Im Bremer Amateur-Fußball kam es in dieser Hinrunde zu 17 Gewalt-Vorfällen. Damit sich das ändert verfolgen Vereine, Verband und auch die Behörde verschiedene Ansätze.

Von Felix Ilemann

Die zweite Fußball-Mannschaft des Bremer SV hatte sich zum Trainingsabend einen besonderen Gast an den Hohweg eingeladen. Astrid Touray, eine Konfliktmanagerin. Sie ist für ein Spezieltraining gekommen, damit sich Szenen nicht wiederholen, mit denen auch Spieler des Bremer SV im März 2024 bundesweit in die Schlagzeilen geraten waren: brutale Gewalt auf dem Fußballplatz.

Touray soll den Spielern dabei helfen gewaltfreie Lösungen zu finden. "Ich sage immer, der Hals wird vorher dick, das merkst du ja", erklärt sie buten un binnen: "Und dafür brauchst du den sogenannten Handwerkskoffer. Die Strategien, was ich tun kann, wenn ich es merke, die müssen wir den Menschen auch beibringen."

"Denke zwei Mal darüber nach, ob man ausrastet"

Ein Fußball-Spieler wird an den Kopf getreten

Ein Fußball-Kreisligaspiel zwischen dem Bremer SV II und Bremen United war Anfang März 2024 in heftige Gewalt eskaliert.

Und Trainingsspiele mit falschen Schiedsrichterentscheidungen seien eine gute Übung, betont Touray. Denn die Unparteiischen sind oft Ziel der Gewalt. Bei Spielern wie Paliz Shaghaghi vom Bremer SV haben die Übungen schon etwas bewirkt.

"Wenn ich in der Saison mal emotional werde, dann denkt man auf dem Spielfeld wirklich aktiv zwei Mal darüber nach, ob man laut wird und ausrastet", sagt Shaghaghi: "Oder ob man ruhig bleibt und den Schiedsrichter einfach entscheiden lässt, abhakt und weitermacht. Ich habe gemerkt, dass man es mit so einem Kurs wirklich verinnerlicht, auch im Unterbewusstsein."

Beschluss sieht Hausverbote für Gewalttäter vor

Auf so viel Einsicht allein wollen sich die Behörden in Bremen jedoch nicht verlassen. Zum 1. Februar 2025 haben sie deshalb eine neue Ordnung für die Bremer Sportstätten beschlossen. Wichtigster Punkt gegen die Gewalt: Hausverbote für Gewalttäter.

Im Beschluss heißt es: "Außerdem soll (...) die Möglichkeit (...) geschaffen werden, (...) einjährige Nutzungsuntersagungen für Personen auf städtischen Sportanlagen schriftlich zu erteilen. Bei schweren Vergehen kann sich der Zeitraum verlängern." Der für Sport zuständige Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) hält den Schritt für wichtig.

Es gibt immer wieder Neue, die sich nicht benehmen können und damit haben wir eine klare Rechtsgrundlage. Wir nutzen das Hausrecht und wer nicht folgt, dann kommt Polizei und hilft nach.
(Bremens Innensenator Ulrich Mäurer bei buten un binnen)

221 Sportstätten und 131 Vereine vom Verbot betroffen

Ein Hausverbot ist weitreichend und könnte abschrecken und Wiederholungstätern einen Riegel vorschieben. Immerhin betrifft das Verbot 221 Sportstätten, auf denen 131 Vereine aktiv sind. Der Bremer Fußball-Verband (BFV) blickt zuversichtlich nach vorn.

"Ich bin der Meinung, dass diejenigen, die für Werte im Fußball einstehen, lauter werden und diese auch einfordern von allen Beteiligten", so Christoph Schlobohm, Referent für Gesellschaftliche Verantwortung beim BFV: "Ich hoffe, dass dies so bleibt, und dass wir gemeinsam als Fußballfamilie aus der Thematik herauskommen."

Auch Gewalttäter nicht alleine lassen

Astrid Touray will dieses Ziel mit anderen Mitteln erreichen. Geht es nach ihr, sollten Gewalttäter nicht allein gelassen werden. "Ich finde, der Fußballsport ist zu schön, als dass man ihn daran kaputtgehen lässt. Und dass man Menschen ausschließt von dem Sport, weil sie sich nicht im Griff haben. Oder weil in ihrem Leben der Rucksack gerade ganz voll ist mit Sorgen."

Es ändert sich etwas auf Bremens Sportplätzen. Schon der nächste Spieltag wird zeigen, ob durch die neuen Maßnahmen der Fußball wieder im Vordergrund steht.

Im Video: Hier eskaliert die Gewalt bei einem Bremer Fußballspiel

Mehr zum Thema:

Dieses Thema im Programm:
Sportblitz, 30. Januar 2025, 18:06 Uhr