Fußball | Regeln Schiedsrichter Sather: "Zurück zum Fair Play" dank neuer "Meckerregel"
Nach einem erfolgreichen Testlauf bei der EM wird die Kapitänsregel künftig in allen deutschen Spielklassen übernommen. Wie wird in Mitteldeutschland das neue Modell bewertet?
Die sogenannte Kapitänsregel gilt von nun an in allen deutschen Spielklassen. Das gab der Deutsche Fußball Bund (DFB) am Dienstag (16. Juli 2024) bekannt. Demnach ist es nur noch dem Kapitän oder der Kapitänin erlaubt, mit dem Schiedsrichter oder der Schiedsrichterin zu diskutieren.
Die Meckerregel in Mitteldeutschland
Auch in der Region wird die neue Regel zukünftig angewandt. Zweitliga-Schiedsrichter Alexander Sather begrüßt das. Der 37-Jährige aus Grimma bewertet die Kapitänsregel, auch "Captain Speech" genannt, als einen vollen Erfolg. Laut Sather habe die neu eingeführte Regel bei der Europameisterschaft 2024 für mehr Fair Play und Anstand gesorgt. "Auf der internationalen Bühne der Europameisterschaft war es ein exzellentes Mittel", so der Schiedsrichter, der bereits 70 Zweitliga-Partien und fünf DFB-Pokal-Spiele leitete.
Statistik spricht für neue Regel
Das schlägt sich auch in der Statistik nieder. Bei der EM kam es zu weniger Rudelbildungen rund um den Referee. Zudem wurden Diskussionsversuche von Spielern ohne Kapitänsbinde konsequent mit einer Gelben Karte geahndet. Auf diesen Effekt hofft Sather auch in den niedrigeren Ligen der Republik.
Aue-Kapitän: "Besser konzentrieren"
Zur neuen Richtlinie gehört auch eine Sonderregelung, wenn der Torwart Kapitän eines Teams ist. So wie Martin Männel bei Drittligist Erzgebirge Aue. Dann soll vor dem Spiel ein Feldspieler für die Kommunikation mit dem Referee benannt werden. Beim Auer 1:1 von Mittwochabend gegen Borussia Dortmund war das Niko Vukancic. Und zwar aus einfachem Grund, wie Männel mit einem Augenzwinkern sagt: "Vielleicht bietet sich mit Niko Vukancic jemand an, der viel mit dem Schiedsrichter diskutiert, um nicht von vornherein gelb-rot-gefährdet zu sein."
Am Mittwoch in Aue: Statt Kapitän Männel diskutierte Vukancic (vorn) mit dem Referee.
Aue-Kapitän Männel begrüßt die neue Regel jedenfalls. "Für uns ändert sich nicht viel“, sagte der Spielführer nach dem Spiel gegen Dortmund. Die Kapitänsregel sorge für mehr Ordnung auf dem Platz, so Männel. "Es kommt zu weniger Rudelbildung, somit können wir uns besser auf den Fußball konzentrieren."
Männel fordert Umsetzung mit Augenmaß
Bereits im Spiel gegen Dortmund habe man erste Verbesserungen spüren können, so Männel. Es wurde weniger mit dem Schiedsrichter diskutiert. Es sei ihm jedoch ein Anliegen, dass die Regel von den Unparteiischen "mit etwas Augenmaß" umgesetzt werde, so der Kapitän. Ob wie im Dortmund-Spiel Innenverteidiger Vukancic auch in der Drittligia-Saison die Rolle des alternativ benannten Feldspielers übernehmen wird, stehe aber noch nicht fest. "Vielleicht ist es auch besser, jemanden zu nehmen, der weiter vorn spielt."
Sather: "Wird ein langwieriger Prozess"
Auch wenn Männel im Test gegen Dortmund bereits einen ersten Effekt verspürte, ist sich Schiedsrichter Sather sicher, dass die Umsetzung nicht gleich überall gut klappt. "Es wird ein langwieriger Prozess“, weiß der Referee. Er geht davon aus, dass die neue Regel auch auf Unverständnis stoßen wird. "Das ist so, wenn Veränderungen im Raum stehen. Das dauert seine Zeit", so der Unparteiische weiter. Sather ist wichtig: "Wir sind grundsätzlich an einem Dialog auf dem Feld interessiert, aber nicht mit allen Spielern gleichzeitig."
Vorbild für Amateure
Im Umgang miteinander in den Amateurligen fordert Sather einen fairen Umgang von Spielern. "Wir sind alle fußballvereint und wir halten uns an die Regeln." Da Schiedsrichter in den Amateurklassen teils ohne Assistenten agieren, sind sie Anfeindungen stärker ausgesetzt. "Wir, in den Profiligen, sehen uns in der Pflicht die Regel konsequent und resolut anzuwenden. So wollen wir mit gutem Beispiel voranzugehen."
Therese Werner