Heim-Pleite gegen Neapel Frankfurt bekommt nach Kontrollverlust die Grenzen aufgezeigt
Im Achtelfinal-Hinspiel gegen Neapel spielt Eintracht Frankfurt 20 Minuten stark – und darf dann die ganze Klasse des Gegners bestaunen. Fußball gibt es nur noch in eine Richtung, Hoffnung (so gut wie) keine mehr.
Eintracht Frankfurt hat das Achtelfinal-Hinspiel im Champions-League-Achtelfinale gegen die SSC Neapel verloren. Beim 0:2 (0:1) am Dienstag im Waldstadion trafen für die Italiener Victor Osimhen (40.) und Giovanni Di Lorenzo (65.). Kevin Trapp hielt einen Foulelfmeter (36.), Randal Kolo Muani sah außerdem nach einem Foulspiel die Rote Karte (58.).
20 Minuten sieht es gut aus
Wer die ersten 15, vielleicht 20 Minuten dieser Champions-League-Partie im Frankfurter Waldstadion beobachtete und es mit der heimischen Mannschaft aus Frankfurt hielt, konnte eigentlich frohen Mutes sein. Die Eintracht begann forsch und munter, spielte clever nach vorne und setzte Neapel vom Anpfiff weg unter Druck.
Es fehlte allein am letzten Pass, an der zündenden Idee, um sich die ganz großen Möglichkeiten herauszuspielen. "Wir hatten einen sehr guten Start, daraus haben wir aber kein Kapital geschlagen", fasste es Eintracht-Coach Oliver Glasner hinterher treffend zusammen. Und vor allem: Die Frankfurter machten nicht weiter so. Denn nach 20 Minuten änderte sich dieses Fußball-Spiel auf rasante Art und Weise.
70 Minuten Einbahnstraßen-Fußball
Ab dann glich das Spielfeld im Waldstadion einer Einbahnstraße. Und die Eintracht fuhr in der falschen Richtung rein und wusste nicht mehr hinaus. Nach 20 Minuten hatten die Gäste die Feldvorteile übernommen, nach 30 machten sie ernst. Erst traf Hirving Lozano den Pfosten (31.), dann hielt Kevin Trapp einen Elfmeter von Khvicha Kvaratskhelia (36.) und kurz darauf traf Victor Osimhen zum 1:0 (40.).
Die Eintracht hatte zu diesem Zeitpunkt Glück, dass es nur mit einem Tor Rückstand in die Pause ging. "Nach dem Gegentor hatten wir eine Phase, in der wir die Kontrolle verloren haben", erklärte Sportvorstand Markus Krösche richtigerweise. Zum ersten Mal in der Partie war ein Klassenunterschied zu erkennen. Das Pech der Eintracht: Im zweiten Abschnitt ließen die Italiener nicht nach, trafen durch Giovanni di Lorenzo noch verdientermaßen zum 2:0 (65.).
"Wir waren in manchen Situationen überfordert", erkannte auch Glasner. "Wir sind heute hingefallen. Das ist aber wichtig für unsere Lernkurve." Der Eintracht wurden an einem Abend gegen eine deutlich stärkere Mannschaft die Grenzen aufgezeigt. "Mit welcher Dynamik sie unsere Fehler ausgenutzt haben, war beeindruckend. Heute müssen wir einfach akzeptieren, dass Neapel besser war", betonte Glasner. Wie wahr.
Trapp rettet mehrmals
Was auch zu diesem Spiel gehört, ist der Umstand, dass aus dem 0:2 auch problemlos ein 0:3 oder 0:4 hätte werden können – wenn die Frankfurter nicht Nationaltorwart Trapp im Tor hätten. Der Keeper war der mit Abstand beste Mann bei den Hessen, hielt nicht nur einen Elfmeter, sondern parierte im zweiten Abschnitt auch in höchster Not gegen Lozano und Kvaratskhelia.
Am Frankfurter Keeper lag es nicht, dass die Hessen nun mit einer Zwei-Tore-Hypothek ins Rückspiel gehen. "Kevin und Neapel selbst haben uns eine Möglichkeit für das Rückspiel gelassen", betonte Glasner nach der Partie. Und Sportvorstand Krösche erklärte nur kurz und knapp: "Für mich ist Kevin einfach der beste deutsche Torwart."
Rot für Kolo Muani sorgt für Diskussionen
Was den Abend für die Frankfurter richtig bitter machte, war das, was sich in der 58. Minute ereignete. Angreifer Kolo Muani ging etwas ungestüm in einen Zweikampf mit André-Frank Zambo Anguissa, traf seinen Gegenspieler unglücklich mit der offenen Sohle und sah dafür von Schiedsrichter Artur Dias die Rote Karte. Eine Entscheidung, die nicht alle verstehen konnten.
"Die Rote Karte finde ich schon sehr hart in der Situation. Er tritt ihm auf den Fuß, aber beide wollen zum Ball", analysierte einerseits Keeper Trapp. "Es gibt bei der Roten Karte eine klare Regel: Er kam etwas zu spät, das ist hart, aber zu vertreten", verkündete andererseits Sportvorstand Krösche. Egal, wie man es nun bewertete: Die Eintracht musste bei sowieso vorhandener spielerischer Unterlegenheit die letzten 30 Minuten auch noch in numerischer Unterlegenheit bestreiten. Wenn es nicht läuft, läuft es eben nicht.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Kein Kolo Muani, ein 0:2-Rückstand, auswärts in Neapel: Eigentlich gibt es nichts, was den Hessen noch Hoffnung machen würde, ein weiteres Mal in dieser Saison die Champions-League-Hymne im Waldstadion hören zu können. Zu groß war der Klassenunterschied, zu deutlich die Niederlage.
Und dennoch wollte bei den Frankfurtern nach diesem ernüchternden Abend niemand voreilig die weiße Fahne hissen. "Wir werden nicht als Touristen ins Maradona-Stadion fahren", kündigte Glasner direkt an. "Es ist ein Ergebnis, das wir noch in der Lage sind, zu drehen", fügte Trapp hinzu. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.