Tour de France Die Wertungen und Regeln
Der Kampf ums gelbe Trikot steht bei der Tour de France im Mittelpunkt. Wie bereits im Vorjahr können dabei Bonussekunden das Zünglein an der Waage spielen.
Das Gelbe Trikot ist das legendärste und begehrteste Trikot im Radsport. Seit dem Jahr 1919 kennzeichnet der Begriff „maillot jaune“ – so heißt es in französisch - den Führenden in der Gesamtwertung der Tour de France.
Für die Gesamtwertung werden die Zeiten der einzelnen Etappen addiert. Sind zwei Fahrer zeitgleich, entscheiden die Hundertstelsekunden aus den beiden Zeitfahren. Herrscht dann immer noch Gleichstand, werden die jeweiligen Etappenplatzierungen addiert und verglichen.
Um das Rennen zusätzlich spannend zu machen, vergeben die Organisatoren an strategisch wichtigen Stellen noch einmal zusätzliche Zeitbonifikationen von acht, fünf und zwei Sekunden. Die Bonifikationen gibt es dieses Jahr am jeweils letzten Anstieg auf der 2., 4., 11. und 17. Etappe
Grünes Trikot: Die Wertung der besten Sprinter
Neben dem Gelben gibt es bei der Tour de France noch drei andere Wertungstrikots: Das Grüne für den beständigsten Sprinter, das Gepunktete für den stärksten Kletterer und das Weiße für den besten Nachwuchsfahrer.
Die Punkte für die Sprintwertung werden jeweils im Ziel einer Etappe und bei den Zwischensprints vergeben. Auf den Flachetappen gibt es bis zu 50 Sprintpunkte für den Tagessieger, auf schweren Bergetappen nur noch 20. Hinzu kommen jeweils bis zu 20 Punkte für den Schnellsten bei den Zwischensprints.
Es gilt folgende Punkteverteilung:
Flachetappen (Etappen 2, 3, 5, 6, 8, 9, 10, 12, 13 und 16): 50, 30, 20, 18, 16, 14, 12, 10, 8, 7 ... bis 2 Punkte für die ersten 15 Fahrer
Mittlere Schwierigkeit (Etappen 1, 11, 17 und 18): 30, 25, 22, 19, 17, 15, 13, 11, 9, 7, 6 ... bis 2 Punkte für die ersten 15 Fahrer
Schwere Etappen (Etappen 4, 14, 15, 19 und 20): 20, 17, 15, 13, 11, 10, 9 ... bis 1 Punkt(e) für die ersten 15 Fahrer
Einzelzeitfahren (7 und 21. Etappe) und Zwischensprints: 20, 17, 15, 13, 11, 10, 9 ... bis 1 Punkt(e) für die ersten 15 Fahrer
Haben zwei oder mehrere Fahrer die gleiche Punktzahl, wird bei der Platzierung zunächst auf die Zahl der Etappensiege, dann auf die Zahl der gewonnenen Zwischensprints geschaut. Gibt es dann immer noch einen Gleichstand, entscheidet die Platzierung im Gesamtklassement.
Gepunktetes Trikot: Die Bergwertung
Mit dem rot-weiß gepunkteten Trikot wird der beste Kletterer der Tour geehrt, also der Gewinner der Bergwertung. Je nach Schwierigkeitsgrad des Anstiegs sammeln die Fahrer unterschiedlich viele Punkte. Bei Punktgleichheit in der Gesamtwertung ist entscheidend, wer mehr höherwertige Steigungen gewonnen hat - also zunächst die Anzahl der besten Plätze bei Bergankünften Hors Catégorie, dann die Anzahl der besten Platzierungen bei den jeweils nächsten Kategorien. Besteht auch da noch Gleichstand, entscheidet die Platzierung in der Gesamtwertung.
Die Bergpunkte in der Übersicht:
"Ehrenkategorie" (Hors Catégorie HC) : 20, 15, 12, 10, 8, 6, 4 und 2 Punkte für die ersten acht Fahrer
1. Kategorie: 10, 8, 6, 4, 2 und 1 Punkt(e) für die ersten sechs Fahrer
2. Kategorie: 5, 3, 2 und 1 Punkt(e) für die ersten vier Fahrer
3. Kategorie: 2 und 1 Punkt(e) für die ersten zwei Fahrer
4. Kategorie: 1 Punkt für den ersten Fahrer
Doppelte Punkte gibt es erneut auf dem Dach der Tour, in diesem Jahr der Cime de la Bonette auf der 19. Etappe. Statt maximal 20 Punkte werden an diesem Anstieg der Hors Catégorie („Ehrenkategorie“) also bis zu 40 Punkte vergeben.
Weißes Trikot: Das Klassement des besten Jungprofis
Bei der Nachwuchswertung fahren die Jungprofis, die nach dem 1. Januar 1999 geboren sind – also nicht älter als 25 Jahre sind, um das Weiße Trikot. Das Trikot trägt der jeweils im Gesamtklassement am weitesten vorne platzierte Jungprofi.
Kämpferischster Fahrer und Mannschaftswertung
Neben den vier Trikots, die täglich neu vergeben werden, gibt es bei der Tour de France noch zwei zusätzliche Wertungen: Die Mannschaftswertung und die Auszeichnung für den kämpferischsten Fahrer.
Als „kämpferischster“ Fahrer wird der Fahrer geehrt, der sich durch seine Angriffslust und aktive Fahrweise hervorgetan hat. Die Auszeichnung wird bei allen Etappen – ausgenommen der Zeitfahren und der Schlussetappe – von einer Jury vergeben. Der Gewinner des Prix de la combativité du Tour de France trägt auf der darauffolgenden Etappe seit dem vergangenen Jahr eine goldene Rückennummer. Davor war es die rote Rückennummer. Täglich winken dem jeweils kämpferischsten Fahrer einer Etappe 2000 Euro. Wer nach der letzten Etappe zum kämpferischsten Fahrer der gesamten Tour, dem „Super combatif“ gekürt wird, darf gar 20.000 Euro mit nach Hause nehmen.
Noch einmal höher ist das Preisgeld in der Mannschaftswertung: Dort fließen täglich die Zeiten der drei besten Fahrer eines Teams ein. Sie werden pro Etappe zusammengerechnet und ergeben so das Mannschaftsklassement. Bei Zeitgleichheit in der Gesamtwertung entscheidet die Zahl der Etappensiege – oder, wenn auch die gleich sind, die Anzahl der zweiten Plätze, dann der dritten Plätze und so weiter. Als Auszeichnung tragen die Fahrer des besten Teams eine gelbe Rückennummer und gelbe Helme. Für das jeweils stärkste Team des Tages gibt es 2800 Euro. Wer im Endklassement ganz oben steht, erhält 50.000 Euro für die Mannschaftskasse.
Zeitlimit richtet sich nach dem Schwierigkeitsgrad
Von den 176 Fahrern, die in Florenz an den Start der Tour de France gehen, schaffen es längst nicht alle bis nach Nizza, dem diesjährigen Ziel der Rundfahrt. Einige müssen verletzungs- oder krankheitsbedingt aufgeben, andere fallen aus dem Zeitlimit und werden von der Jury aus dem Rennen genommen. Das Zeitlimit, bzw. die Karenzzeit richtet sich nach dem Schwierigkeitsgrad der Etappe und der Durchschnittsgeschwindigkeit. Je höher die Schwierigkeit und das Tempo, desto größer darf der Abstand der Nachzügler auf die Siegerzeit sein.
Alle Schwierigkeitsgrade im Überblick
Etappen ohne besondere Schwierigkeit (Koeffizient 1)
Bei der Tour 2024 folgende Etappen: 3, 5, 6, 10, 12, 13 und 16
Der Rückstand auf die Siegerzeit darf nicht größer sein als:
4 % bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit kleiner oder gleich 36 km/h
5 % von 36 km/h bis 38 km/h
6 % von 38 km/h bis 40 km/h
7 % von 40 km/h bis 42 km/h
8 % von 42 km/h bis 44 km/h
9 % von 44 km/h bis 46 km/h
10 % von 46 km/h bis 48 km/h
11 % von 48 km/h bis 50 km/h
12 % bei mehr als 50 km/h
Etappen mit leichten Schwierigkeiten (Koeffizient 2)
Bei der Tour 2024 folgende Etappen: 2, 8, 9
Der Rückstand auf die Siegerzeit darf nicht größer sein als:
6 % bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit kleiner oder gleich 35 km/h
7 % von 35 km/h bis 36 km/h
8 % von 36 km/h bis 37 km/h
9 % von 37 km/h bis 38 km/h
10 % von 38 km/h bis 39 km/h
11 % von 39 km/h bis 40 km/h
12 % von 40 km/h bis 41 km/h
13 % von 41 km/h bis 42 km/h
14 % von 42 km/h bis 43 km/h
15 % von 43 km/h bis 44 km/h
16 % von 44 km/h bis 45 km/h
17 % von 45 km/h bis 46 km/h
18 % bei mehr als 46 km/h
Etappen auf sehr rauem Terrain (Koeffizient 3)
Bei der Tour 2024 folgende Etappen: 3, 11, 17, 18
Der Rückstand auf die Siegerzeit darf nicht größer sein als:
10 % bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit kleiner oder gleich 35 km/h
11 % von 35 km/h bis 36 km/h
12 % von 36 km/h bis 37 km/h
13 % von 37 km/h bis 38 km/h
14 % von 38 km/h bis 39 km/h
15 % von 39 km/h bis 40 km/h
16 % von 40 km/h bis 41 km/h
17 % von 41 km/h bis 42 km/h
18 % von 42 km/h bis 43 km/h
19 % von 43 km/h bis 44 km/h
20 % bei mehr als 44 km/h
Sehr schwere Etappen (Koeffizient 4)
Bei der Tour 2024 folgende Etappen: 15
Der Rückstand auf die Siegerzeit darf nicht größer sein als:
7 % bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit kleiner oder gleich 30 km/h
8 % von 30 km/h bis 31 km/h
9 % von 31 km/h bis 32 km/h
10 % von 32 km/h bis 33 km/h
11 % von 33 km/h bis 34 km/h
12 % von 34 km/h bis 35 km/h
13 % von 35 km/h bis 36 km/h
14 % von 36 km/h bis 37 km/h
15 % von 37 km/h bis 38 km/h
16 % von 38 km/h bis 39 km/h
17 % von 39 km/h bis 40 km/h
18 % bei mehr als 40 km/h
Sehr schwere, kurze Etappen (Koeffizient 5)
Bei der Tour 2024 folgende Etappe: 4, 14, 19, 20
Der Rückstand auf die Siegerzeit darf nicht größer sein als:
10 % bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit kleiner oder gleich 29 km/h
11 % von 29 km/h bis 30 km/h
12 % von 30 km/h bis 31 km/h
13 % von 31 km/h bis 32 km/h
14 % von 32 km/h bis 33 km/h
15 % von 33 km/h bis 34 km/h
16 % von 34 km/h bis 35 km/h
17 % von 35 km/h bis 36 km/h
18 % bei mehr als 36 km/h
Für die 20. Etappe von Nizza zum Col de la Couillole gibt es sogar noch drei Prozent zusätzlich pro Geschwindigkeitsklasse.
Einzelzeitfahren (Koeffizient 6)
Bei der Tour 2024 folgende Etappe: 7, 21
30 % auf die Siegerzeit
Die Rennleitung kann die Karenzzeit auf den einzelnen Etappen ausweiten, etwa nach Stürzen, bei schwierigen Wetterbedingungen oder bei anderen unvorhersehbaren Ereignissen.
Falsche Sitzhaltung kann zum Rennausschluss führen
Immer wieder ein Diskussionsthema im Radsport, insbesondere nach schweren Stürzen, ist die Sicherheit der Fahrer. Etliche Vorgaben des Weltradsportverbandes UCI aus der jüngeren Vergangenheit zielen darauf ab, diese Sicherheit zu erhöhen.
So wurden ab 2021 zum Beispiel bestimmte Sitzhaltungen auf dem Rad, wie beispielsweise das Auflegen der Unterarme auf dem Lenker oder der Sitz auf dem Oberrohr, verboten. Diese Haltungen sind aerodynamischer, der Fahrer hat aber auch weniger Kontrolle über das Rad und wird daher mit einer Strafe bedacht.
Flaschen wegwerfen wird strenger bestraft
Streng bestraft wird auch, wer seinen Müll und die Trinkflaschen außerhalb der dafür vorgesehenen Zonen an den Straßenrand wirft. Dabei geht es nicht nur um den Umweltschutz, sondern auch um die Fahrersicherheit – schon mehrfach haben umherrollende Flaschen auf der Straße Massenstürze ausgelöst.
Drei-Kilometer-Regel und Zeitnahme auf Sprintetappen
Schon seit längerem gilt die Drei-Kilometer-Regel auf Flachetappen und die neue Zeitnahme bei Sprintankünften. Bei Etappen mit flachen Zielankünften werden alle Fahrer, die auf den letzten drei Kilometern stürzen oder eine Panne haben, mit der gleichen Zeit gewertet wie die Gruppe, der sie zum Zeitpunkt des Sturzes angehörten. Dadurch können vor allem die Teams der Klassementfahrer die letzten Kilometer einer Etappe etwas entspannter angehen und müssen nicht mit den Sprinterteams um die beste Position kämpfen. Aktuell ist geplant, die Sturzregel bei der Tour de France in einer Testphase sogar auf fünf Kilometer auszuweiten.
Zusätzlich wurde bei Sprintankünften die Zeitnahme derart angepasst, dass ein Fahrer oder eine Fahrergruppe erst dann mit einem Zeitabstand gewertet wird, wenn zwischen zwei Fahrern mindestens drei Sekunden liegen. Bei 60 km/h können also gut 50 Meter zwischen zwei Fahrern liegen, bevor die Uhr neu gestoppt wird. Bei Etappen mit hügeligen Ankünften bleibt es bei der ursprünglichen Zeitnahme: Sobald mehr als eine Sekunde zwischen zwei Fahrern liegt, wird das auch als Zeitabstand gewertet.
Klare Vorgaben für die Räder
Welche Räder bei der Tour - oder generell bei Straßenrennen - zugelassen sind, richtet sich nach den Vorgaben des Weltradsportverbandes UCI. Dort ist zum Beispiel festgelegt, dass die Räder grundsätzlich so konstruiert sein müssen, dass sie auch im Handel gekauft und von jedem Radsportler genutzt werden könnten. Die Form des Rahmens ist vorgeschrieben - ebenso gelten für die Maße klar begrenzte Spielräume. Eine Einschränkung gibt es auch beim Gewicht: Eine Rennmaschine darf inklusive des fest verbauten Zubehörs wie Flaschenhalter nicht weniger als 6,8 Kilogramm wiegen.
(Keine) Hilfe von anderen Teams
Radsport ist ein Teamsport – gegenseitig unterstützen dürfen sich die Fahrer allerdings nur im eigenen Team. So können Fahrer zwar einem Kollegen aus einer anderen Mannschaft mal mit einer Trinkflasche aushelfen, aber ein kompletter Radtausch - etwa bei einem Defekt - ist ausgeschlossen und nur zwischen Mitgliedern ein und desselben Teams erlaubt.
Windschatten regelkonform nutzen
Windschattenfahren ist eines der zentralen Elemente beim Radsport – immerhin sparen die Fahrer so bis zu 30 Prozent Energie. Aber auch hier gibt es klare Vorgaben: Andere Fahrer dürfen Windschatten spenden, Begleitfahrzeuge oder Motorräder nicht. Auch das Festhalten an Fahrzeugen ist nicht erlaubt. Die Rennkommissäre drücken allerdings auch mal ein Auge zu, wenn ein Fahrer sich nach einem Sturz oder Defekt wieder durch die Reihen der Begleitfahrzeuge ins Feld zurückkämpft und dabei kurze Zeit den Windschatten der Autos nutzt.
Besondere Regeln gibt es beim Einzelzeitfahren. Dort ist beispielsweise auch der Windschatten von Fahrern, die überholt werden, tabu.
Regelverstöße werden je nach Schwere unterschiedlich geahndet. Das können Geld- oder Zeitstrafen sein - oder auch ein Punktabzug in der Berg- und Sprintwertung. Bei besonders gravierenden Regelverstößen kann die Jury Fahrer auch vom weiteren Rennen ausschließen. Ab dem 1. August 2024, also erst nach der diesjährigen Tour de France, wird testweise auch die „Gelbe Karte“ eingeführt. Ähnlich wie beim Fußball wird dann zunächst verwarnt, bei der zweiten Gelbe Karte im Rennen wird man disqualifiziert.
Verpflegungszeiten per Reglement vorgeschrieben
Was die Profis während eines Radrennens an Nahrung und Getränken zu sich nehmen, ist zwar nicht vom Reglement vorgeschrieben - sehr wohl aber, wann sie sich versorgen dürfen. Frühestens 30 Kilometer nach dem Start und bis maximal 20 Kilometer vor dem Ziel dürfen die Fahrer aus dem Teamfahrzeug oder von offiziellen Begleitfahrzeugen aus versorgt werden. Bei außergewöhnlichen klimatischen Bedingungen gibt die Rennleitung die Verpflegung früher frei. Außerdem gibt es natürlich die festen Verpflegungszonen, die meist in der Mitte einer Etappe liegen.