Fahrer an der Spitze des Pelotons fahren im Windschatten

Tour de France Von "Aerob" bis "Windstaffel" - das Tour-Lexikon

Stand: 21.06.2024 17:48 Uhr

Von "Aerob" bis "Windstaffel" - im Lexikon zur Tour de France erklären wir die wichtigsten Begriffe rund um die "Grand Boucle".

Aerob und anaerob

Bei einer Ausdauerbelastung entsteht im Muskel Milchsäure, die der Körper in der Regel abbaut. Geschieht dies in normalem Maß, spricht man von einer aeroben Belastung. Wird die Anstrengung jedoch zu hoch, kann die Milchsäure (auch Laktat genannt) nicht mehr abgebaut werden. Diese Form der Belastung nennt man anaerob. Der Muskel übersäuert, in Folge dessen nimmt die Leistungsfähigkeit ab. Es kann zu Muskelbrennen und Übelkeit kommen.

Allrounder

Fahrer, der sowohl im Flachen als auch im Zeitfahren und bergauf eine gute Rolle spielt, aber kein Siegfahrer für eine Rundfahrt ist.

A.S.O.

Abkürzung für Amaury Sport Organisation. Die französische Sportevent-Agentur ist Veranstalter der Tour de France und verschiedener anderer Radrennen, wie zum Beispiel der Vuelta, Paris-Roubaix, Lüttich-Bastogne-Lüttich oder der Deutschland Tour sowie des Paris-Marathons und der Rallye Dakar.

L' Autobus

Gruppe von Fahrern - vornehmlich Sprinter und deren Helfer - die bei Bergetappen nicht vorne mithalten können oder wollen. Im Deutschen "Omnibus" genannt, im italienischen "gruppetto".

Baroudeur (frz.: alter Haudegen)

Im Radsport ist "Baroudeur" die Bezeichnung für einen Fahrer, der ständig attackiert und versucht auszureißen. Oftmals sind diese Versuche jedoch nicht von Erfolg gekrönt.

Belgischer Kreisel

Windschattenfahren in der Gruppe. Dabei wird gleichmäßig von vorne nach hinten durchgewechselt. Kein Fahrer bleibt länger als ein paar Sekunden an der Spitze und dadurch im Wind.

Besenwagen

Das letzte Fahrzeug eines Rennens, in welches Fahrer steigen, die das Rennen wegen Erschöpfung, Verletzung, Krankheit oder ähnlichem aufgeben müssen. Dies wird symbolisch durch die Abgabe der Startnummer an den Rennkommissar signalisiert.

Communiqué

Alle Ergebnisse des Tages werden von der Renn-Jury im Communiqué bekannt gegeben. Auch die Strafen und Stürze des Tages sowie ein medizinischer Kurzbericht sind Inhalt des Communiqués. Es dient zudem als kurzfristiges Informationsmedium zwischen Schiedsgericht, Organisation und den teilnehmenden Teams.

Dach der Tour

Höchster Punkt, der im Verlauf der Rundfahrt überquert wird. In der Regel ist die Bergwertung auf dem Dach der Tour auch mit einem Sonderpreis verbunden, dem mit 5.000 Euro dotierten Souvenir Henri Desgrange in Erinnerung an den Begründer der Tour de France.

Edelhelfer / Edeldomestik

Im Radsport: Fahrer, die meist die Qualität haben, selbst auf Sieg zu fahren, sich aber für den Teamkapitän aufopfern und ihre Ambitionen hinten anstellen. Edelhelfer, auch Edeldomestik genannt, sind ein unverzichtbarer Teil eines Topteams.

EPO

Erythropoetin, um die Jahrtausendwende DAS Dopingmittel für Ausdauersportler. Das Hormon erhöht die Zahl der roten Blutkörperchen und beschleunigt somit den Sauerstofftransport im Körper. Erhöhte Sauerstoffkonzentration in der Muskulatur erhöht die Leistungsfähigkeit. Erythropoetin ist eigentlich ein körpereigenes Hormon, das auch industriell hergestellt wird. Ursprünglich wurde es für medizinische Zwecke entwickelt, etwa bei Blutarmut oder für nierenkranke Menschen.

Die Anwendung dieses Medikaments kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, da durch die Einnahme das Blut verklumpen kann.

Flamme Rouge

Dreieckiges, rotes Tuch, das zur Kennzeichnung des letzten Kilometers einer Etappe oder eines Rennens über der Straße aufgehängt wird. Ein anderer Name ist "Teufelslappen".

Gruppetto

Gruppe von Fahrern - vornehmlich Sprinter und deren Helfer - die bei Bergetappen nicht vorne mithalten können oder wollen. Im Französischen "l'autobus" genannt, in Deutschland "Omnibus".

Hämatokritwert

Anteil der roten Blutkörperchen im Blut. Er steigt automatisch bei jedem Menschen in der Höhe an, kann aber durch Zugabe von Erythropoetin (EPO) künstlich angehoben werden. Das gilt als Doping und ist verboten.

Hors Catégorie

Außerordentliche Kategorie von Bergen im Radsport. "Hors" bedeutet auf deutsch "außerhalb". Eine Bergwertung der Hors Catégorie ist somit das Maximum. Im Deutschen wird Hors Catégorie mit "Ehrenkategorie" übersetzt. Daneben gibt es die Kategorien 1 bis 4, wobei die 4. Kategorie die niedrigste und die 1. Kategorie die höchste ist.

Hungerast

Plötzlicher Energieverlust des Körpers wegen zu später, nicht ausreichender oder gar nicht erfolgter Nahrungsaufnahme. "Essen bevor der Hunger kommt", lautet daher eine ganz wichtige Devise für Radfahrer und für Ausdauersportler im Allgemeinen.

Klassiker

Traditionsreiche, teilweise schon mehr als 100 Jahre alte Eintagesrennen, von denen die meisten in Belgien, den Niederlanden und dem angrenzenden Nordfrankreich stattfinden. Den Auftakt der Klassiker-Saison macht alljährlich das Rennen Mailand-San Remo im März. Im April folgen dann unter anderem die Flandern-Rundfahrt, Lüttich-Bastogne-Lüttich oder Paris-Roubaix.

Königsetappe

In der Regel die schwierigste Etappe einer Rundfahrt. Häufig liegt auch der höchste Berg, das sogenannte "Dach der Tour", auf der Strecke.

Maillot Jaune

Französisch für Gelbes Trikot

Monumente des Radsports

Die fünf bedeutendsten Klassiker-Rennen werden auch "Monumente des Radsports" genannt. Dazu zählen: Mailand-Sanremo, die Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix, Lüttich-Bastogne-Lüttich und die Lombardei-Rundfahrt.

Pavés

Im Radsport: berühmt-berüchtigte Kopfsteinpflaster-Passagen in Nordfrankreich und Belgien. Besonders gefürchtet wegen ihrer "Pavés" sind die Rennen Paris-Roubaix und Flandern-Rundfahrt. Auch bei der Tour de France bauen die Veranstalter immer häufiger Pavés-Passagen ein.

Palmarès

Im Radsport bezeichnet der Palmarès eine listenförmige Aufstellung der Erfolge eines Fahrers.

Peloton

Französischer Ausdruck für das Hauptfeld eines Radrennens.

Peloton groupé

Zusammenschluss des Hauptfeldes nach der Verfolgung von Ausreißern oder dem Aufholen verschiedener Gruppen nach Tempoverschärfungen.

Poursuivant

Französisch für Verfolger. Damit werden Fahrer oder die Gruppe hinter dem Führenden bezeichnet.

Prolog

Kurzes Einzelzeitfahren zum Auftakt einer Rundfahrt. Meist nur wenige Kilometer lang, dient der Prolog zur Vorstellung der Teilnehmer und zur Ermittlung des ersten Trägers des Führungstrikots. Bei der Tour de France war er seit 1967 häufig Bestandteil, aber gerade in der jüngeren Vergangenheit verzichten die Veranstalter immer wieder darauf.

Puncheur

Ein bestimmter Fahrertyp im Straßenradsport. Der Begriff ist abgeleitet vom Handwerksberuf Punzer (führt Prägearbeiten in Leder und Metall durch) und dem englischsprachigen "punch" ("Stempel" oder auch "Schlag"). Puncheure sind oft sehr endschnelle Männer, die ihre Stärke vor allem auf welligem Profil und bei kurzen, deftigen Anstiegen ausspielen können.

Radio Tour (Tourfunk)

Radio Tour ist der Teil der Funkverbindungen innerhalb einer Rennorganisation, der auch den Teams zur Verfügung steht. Zur Durchsage kommen Themen wie: Defekte, Stürze, Zeitabstände und organisatorische Fragen, die die Teams betreffen.

Regenbogentrikot

Trikot zur Kennzeichnung des aktuellen Weltmeisters: Es ist weiß mit fünf Streifen in den Regenbogenfarben auf Brusthöhe und an den Ärmeln. Ehemalige Weltmeister tragen die Regenbogenfarben auf dem Ärmel ihres Team-Trikots.

Rouleur

Rouleur ist ein Rennfahrer, der im flachen und leicht welligen Gelände gut zurechtkommt. Sehr oft können Rouleure auch gut zeitfahren. Rouleure sind athletische Typen - aufgrund ihrer Körpergröße und ihres Gewichtes aber keine Experten fürs Hochgebirge.

Sprint Royal

Massensprint, an dem im Idealfall alle Sprintfavoriten teilnehmen und sich dabei ein spannendes Finale liefern. Dabei sollte die Zielpassage eine möglichst lange Gerade sein, die es erlaubt, den optimalen Sprint anzuziehen.

Tête de la course

Französisch für "Die Spitze des Rennfeldes".

Teufelslappen

Rotes, dreieckiges Stofftuch, das den letzten Rennkilometer markiert. Auch "Flamme rouge" genannt.

UCI

Abkürzung für "Union Cycliste Internationale". Die UCI ist der Radsport-Weltverband.

Wasserträger

Unverzichtbarer Bestandteil eines Radteams. Wasserträger versorgen ihre Teamkapitäne mit Nahrung und Getränken und sind immens wichtige Helfer, beispielsweise bei der Verfolgung von Ausreißern oder als Windschatten-Spender.

Windschatten

Im Windschatten seines Vordermannes zu fahren, bedeutet je nach Position eine Kraft-Ersparnis von gut 30 Prozent. Somit ist das Windschattenfahren ein wichtiger Bestandteil des Radfahrens. Man unterscheidet verschiedene Techniken des Windschattenfahrens in der Gruppe wie zum Beispiel den Belgischen Kreisel, die Windstaffel oder das Fahren in der Reihe.

Windstaffel

Windschattenfahren in der Gruppe bei mittlerem bis starkem Wind von der Seite. An der diagonalen Staffelung einer Gruppe unter Ausnutzung der gesamten Straßenbreite kann auch der Zuschauer sofort erkennen, ob die Fahrer mit Wind zu kämpfen haben. Bläst der Wind zum Beispiel von vorne rechts, so beginnt die Staffel auf der rechten Straßenseite. Dort fährt der erste Fahrer im Wind. Nach hinten links versetzt folgt der nächste. Wichtig ist auch hier ein sauberer Führungswechsel. Ein Auseinanderreißen der Gruppe kann für die Zurückfallenden mit riesigen Zeitabständen enden.