Das Peloton auf der 9.Etappe 2022 von Aigle nach Chatel les Portes du Soleil

FAQ Häufige Fragen zur Tour de France

Stand: 24.06.2024 21:32 Uhr

Welche Leistungswerte erreichen Spitzenfahrer? Wie sieht die Team-Taktik bei einem Rennen aus? Warum kann ein Sprinter nicht die Tour gewinnen? Und was passiert eigentlich mit den ganzen Trinkflaschen bei der Tour? Wir geben Antworten auf die häufigsten Zuschauerfragen rund um das wichtigste Radrennen der Welt.

1) Welche Leistungswerte können die Spitzenfahrer erbringen?

Die Profis im Tour-Peloton können über einen längeren Zeitraum Werte von mehr als 300 Watt treten. Oft wird nicht nur mit der Durchschnittsleistung, sondern einem normalisierten Wert - der "normalized power" gerechnet. Damit wird mithilfe einer komplizierten Rechnung versucht, die wechselnde Belastung bei einem Rennen genauer zu erfassen.

Bei seinem Sieg beim Eintagesrennen Strade Bianche 2021 gab das Team Alpecin-Fenix die "normalized power" für Mathieu van der Poel über die gesamte Renndistanz mit 389 Watt an, auf den letzten 60 Kilometern sogar mit 439 Watt. Und im Zielsprint trat MVDP 20 Sekunden lang einen Schnitt von über 1000 Watt.

2) Warum kann ein guter Sprinter nicht auch ein guter Bergfahrer sein?

Es sind ganz unterschiedliche Muskelgruppen, die beim Sprinten und Bergfahren beansprucht werden. Sprinter leben von ihrer Explosivität und Schnellkraft, Bergfahrer brauchen dagegen eine leichte Ausdauermuskulatur. Der wichtigste Faktor ist das Gewicht:

Das Watt pro Kilogramm-Verhältnis ist für den Bergfahrer ganz entscheidend. Gute Bergfahrer sind in der Regel deshalb auch klein und schmal, im Gegensatz zu den Topsprintern im Feld. Ein Sprinter, der vielleicht 80 Kilogramm wiegt, müsste über einen langen Zeitraum viel mehr Watt treten, um einen Berg ähnlich schnell zu erklimmen wie ein 60 Kilo leichter Kletterer.

3) Dürfen Helfer selber auf Sieg fahren oder müssen sie immer auf ihren Kapitän Rücksicht nehmen?

Oft hat ein Team einen Plan A, das heißt einen Kapitän, der entweder die Rundfahrt gewinnen oder als Sprintkapitän möglichst viele Etappensiege einfahren soll. Diesem Plan A wird die Teamtaktik zunächst untergeordnet.

Grundsätzlich stellen sich die Helfer in den Dienst der Mannschaft und ihres Kapitäns – auf einigen Etappen bekommen sie aber durchaus auch mal freie Fahrt. Und sollte sich während der Rundfahrt herauskristallisieren, dass der Kapitän nicht mit den Besten mithalten kann – einer seiner Helfer dagegen schon – kann sich die Teamtaktik auch ändern.

4) Warum reißt ein Fahrer aus, wenn er doch keine Aussicht auf Erfolg hat?

Die Tour de France ist das wichtigste Radrennen des Jahres. Sie wird in 190 Ländern übertragen, hat alleine in Europa rund 150 Millionen Fernsehzuschauer. Das bedeutet gerade für kleinere Teams und deren Sponsoren eine enorme Aufmerksamkeit und Medienpräsenz. Und ein Ausreißversuch ist immer eine Möglichkeit, sich in Szene zu setzen - selbst wenn die Aussichten auf einen Etappenerfolg äußerst gering sind.

Aber natürlich fährt immer auch die Hoffnung mit, dass sich die Teams in der Verfolgung möglicherweise nicht einig sind, zu spät in die Nachführarbeit einsteigen und am Ende doch ein Ausreißer durchkommt.

Gerade in den vergangenen Jahren hat sich aber auch viel im Radsport getan, um Rennen abwechslungsreicher und attraktiver zu gestalten. Bei der Tour beispielsweise gibt es mehr kürzere Etappen oder immer wieder Etappenprofile, die Ausreißern entgegenkommen. Diese Änderungen treffen auf eine neue Fahrergeneration und eine neue Mentalität im Radsport: Früher angreifen, einfach mal was probieren - auch wenn der Plan am Ende nicht immer aufgeht.

Selbst die Topstars wie Tadej Pogacar gehen gerne mal ein Risiko an. Seinen Sieg bei der Strade Bianchi im Frühjahr zum Beispiel holte der Slowene mit einem 80-Kilometer-Solo.

5) Was befindet sich in den Verpflegungsbeuteln der Fahrer?

An den offiziellen Verpflegungspunkten bekommen die Fahrer ihre Verpflegungsbeutel. Die enthalten in der Regel zwei Trinkflaschen, eine mit Wasser und eine mit einem Isodrink. Außerdem sind noch zwei Energieriegel, ein oder zwei Energiegels sowie die sogenannten Silberlinge enthalten. Das sind in Alufolie eingepackte Waffeln, Kuchen oder Brötchen mit Marmelade oder Käse.

Für die Fahrer ist es enorm wichtig, während einer Etappe genug Energie und vor allem auch Flüssigkeit aufzunehmen. In Wettkampfzeiten haben die Profis einen täglichen Energieverbrauch von 6000 bis 10.000 Kalorien. Beim Trinken gilt die Faustformel: Jede halbe Stunde eine 0,5-Liter Trinkflasche. Bei langen, heißen Bergetappen können es auch mal mehr sein – bis zu 20 Flaschen.

6) Was passiert mit den weggeworfenen Trinkflaschen?

Pro Jahr werden im Profi-Radsport rund 630.000 Trinkflaschen verbraucht.Es gibt zwar mittlerweile strenge Regeln, dass die Flaschen außerhalb der "Müll-Zonen" nicht mehr an den Straßenrand geworfen werden dürfen, wiederverwendet werden die Flaschen aus hygienischen Gründen aber dennoch nicht. Teils werden bereits kompostierbare Trinkflaschen verwendet – zudem sind die Flaschen auch ein beliebtes Souvenir bei Fans.

7) Was machen die Fahrer, wenn sie während des Rennens auf Toilette müssen?

Bei einem ruhigen Rennverlauf und in eher unbewohnten Streckenabschnitten halten die Fahrer durchaus am Straßenrand an. Wird es jedoch hektisch oder geht es dem Finale zu, müssen es sich die Fahrer verkneifen – oder im Notfall "laufen lassen".

8) Welche Preisgelder gibt es bei der Tour?

Insgesamt werden bei der Tour Preisgelder in Höhe von rund 2,3 Millionen Euro ausgeschüttet. Ein Etappensieger erhält 11.000 Euro, der Zweitplatzierte 5500 Euro und der Dritte 2800 Euro. Mit jedem weiteren Platz reduziert sich die Summe. Vom 15. bis zum 20. Platz gibt es jeweils noch 300 Euro.

Der Gewinner der Tour de France kassiert ein Preisgeld in Höhe von 500.000 Euro, der Zweite erhält 200.000, der Dritte 100.000 Euro. Auch in allen anderen Wertungen gibt es Tages- und Gesamtprämien. Eine Übersicht über sämtliche Prämien gibt es hier im offiziellen Reglement der Tour.

Das komplette Geld landet allerdings in der Regel in der Mannschaftskasse, wo es nach der Tour dann unter den beteiligten Fahrern und dem Betreuerstab verteilt wird.

9) Was wiegen die Räder der Profis und wie viel kosten sie?

Die Räder dürfen laut Reglement nicht leichter als 6,8 Kilogramm sein. Die Gewichtsuntergrenze gilt auch für die Zeitfahrmaschinen. Die Preisspanne für ein Tourrad liegt etwa zwischen 7000 Euro und 15.000 Euro. Sie sind normal im Fachhandel erhältlich.

10) Welche Übersetzung fahren die Fahrer in der Regel?

Lange Zeit war eine Kurbel mit 53/39 Zähnen Standard. Mittlerweile sieht man im Profibereich aber immer häufiger größere Kettenblätter – etwa 54er oder 55er Blätter. Sprinter lassen sich sogar noch größere Kettenblätter auflegen. Hinten werden in der Regel mittlerweile 11 bis 30 Zähne gefahren.

Dass die Profis vermehrt größere Blätter auflegen, hat auch mit einer verbesserten Aerodynamik zu tun. Dadurch sind höhere Geschwindigkeiten möglich.

11) Wie überträgt die ARD?

Die ARD überträgt die Tour de France von ersten bis zur letzten Etappe im TV sowie im Livestream bei sportschau.de. Anders als in den vergangenen Jahren gibt es dabei vorab keine Übertragung in ONE. Stattdessen startet die Übertragung im Ersten früher.

Die jeweiligen Starts der Etappen sind weder in der ARD, noch im Livestream zu sehen, weil der Vertrag hier ein Exklusivrecht für einen anderen TV-Sender vorsieht.