Viertes Weitsprung-Gold bei Paralympics "König", "Herr der Lüfte" - Rehm setzt sich die Krone auf
Weitspringer Markus Rehm ist am Mittwoch (04.09.2024) zum vierten Mal zu Gold bei den Paralympics gesprungen. Um ihn zu beschreiben, greifen seine Weggefährten nur noch in die Kiste der Superlative.
Der Satz von Sportschau-Experte Heinrich Popow ist so eindringlich wie unbestritten: "Er ist der König unter den paralympischen Athleten." Gesagt hat der Paralympics-Champion von 2012 (100 Meter) und 2016 (Weitsprung) das, nachdem sein ehemaliger Teamkollege Rehm zum vierten Mal in Folge im Weitsprung in der Klasse T64 und zum fünften Mal insgesamt bei den Paralympics Gold geholt hatte.
"Ich weiß nicht, ob 'König Markus' korrekt ist, aber ich bin auf jeden Fall unfassbar stolz und dankbar. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen", sagte der 36-Jährige selbst im Sportschau-Interview nach seinem erneuten Triumph-Wettkampf. Rehm war schon vorher das Aushängeschild der Para-Leichtathletik, sportlich ohnehin der Beste seines Fachs - auch in seinem 14. Jahr hat er bisher jeden Wettkampf gewonnen - und er hat es geschafft, den Para-Weitsprung zur Diamond League zu bringen. Rehm hat Einfluss wie kein anderer, und er liefert weiter ab.
"Bei vierten Spielen die vierte Goldmedaille ist unfassbar"
Daran, dass er Gold gewinnen wird, hatte wohl niemand Zweifel. Aber die Umsetzung muss dann eben schon noch her. Vielen seiner Leichtathletik-Kollegen ist das in Paris nicht gelungen, Rehm aber schon mit der Selbstverständlichkeit eines echten Champions - sein erster Sprung (7,83 m) hätte schon gereicht, vier von sechs Versuchen waren goldwürdig.
Am Ende standen 8,13 m zu Buche, was hinter den eigenen Ansprüchen, aber klar vor den US-Amerikanern Derek Loccident (Silber, 7,79 m) und Jarryd Wallace (Bronze, 7,49 m) lag. Der zweite Deutsche, der Kölner Noah Bodelier, wurde mit 6,98 m Sechster.
"Es war ein schwerer Wettkampf für uns alle, aber am Ende des Tages zählt die Medaille, und Gold ist unfassbar großartig", sagte Rehm. "Wenn man bei den vierten Spielen die vierte Goldmedaille holt, ist das unfassbar. Das war das Ziel, aber das am Ende des Tages auch bei einer starken Konkurrenz zu machen, ist eine andere Sache."
Das Rehm-Denkmal wächst weiter an
"Nach der Weite von heute fragt keiner mehr", sagte Popow, was Rehm trotz aller Neun-Meter-Ambitionen mit seinen Aussagen unterstrich. Es zählte nur Gold, nur das Geschichte-Schreiben, weil er nun neben Carl Lewis, ein Vorbild jedes Weitspringers, der einzige ist, der viermal in Folge bei Olympischen oder Paralympischen Spielen als Leichtathlet ganz oben in seiner Disziplin auf dem Podium stand. "Markus ist einer der größten Weitspringer die es gibt", sagte Silber-Gewinner Loccident, "Er motiviert mich sehr, er ist ein Trendsetter, er ebnet den Weg für alle anderen."
Rehm schwebt durch Paris. Dass er eine Ausnahmestellung hat, verdeutlichte nochmals die Eröffnungsfeier der Paralympics, als er als Fackelläufer eingesetzt wurde. Und mit seiner Leistung im Wettkampf hat er diese Eindrücke stehen lassen, sein Denkmal bröckelte nicht eine Sekunde lang, sondern es wurde noch ein Stück weit größer.
Der "Herr der Lüfte" schlägt wieder zu
Auf einer Flasche, die er von seiner Trainerin Steffi Nerius erhielt, steht "Herr der Lüfte" - der nächste Superlativ, dem vermutlich niemand widersprechen würde. Für einen Athleten, der seinen Sport über ein Jahrzehnt lang derart prägt und schlichtweg unschlagbar ist. "Da lässt sich Steffi immer etwas ganz Besonderes einfallen. Das gibt uns immer noch die Extra-Motivation", sagte Rehm.
Der kündigte eine lange Party-Nacht nach seinem erneuten Gold-Coup an - die jedoch aufgrund einer verlorenen Wette ein pikantes Detail beinhalten wird. "Weil ich 8,20 Meter nicht geschafft habe, muss ich auf der Feier in einem ganz speziellen Outfit bedienen. Aber das mache ich sehr gerne und in großer Freude", sagte Rehm. Er kann also auch verlieren - nur eben in seinem Sport nicht.