Verschmutztes Seine-Wasser Triathlon der Männer - nächste Entscheidung in der Nacht
Der olympische Triathlon der Männer wird wegen zu schmutzigen Wassers in der Seine verschoben. Im besten Fall auf Mittwoch. In der Nacht müssen aber noch die neuesten Testergebnisse begutachtet werden. Die Situation sei "maximal unglücklich", sagte DTU-Sportdirektor Martin Veith und übt Kritik.
Um 4 Uhr am Dienstagmorgen (30.07.2024) war das, was seit Tagen befürchtet wurde, für Athleten und Team-Verantwortliche Gewissheit: Der für 8 Uhr angesetzte Triathlon-Wettkampf der Männer kann nicht stattfinden, weil die Wasserqualität der Seine nicht ausreicht. Die deutschen Teilnehmer hatten bereits in den Startlöchern gestanden, doch dann kam die Absage. "Ich hatte tatsächlich schon die Tasche gepackt, wollte gerade frühstücken", berichtete Lasse Lührs.
Die Situation sei "maximal unglücklich", sagte Martin Veith, Sportdirektor der Deutschen Triathlon Union (DTU), der Sportschau. "Man ist voll im Fokus, vielleicht hat man schlecht geschlafen, weil man sowieso aufgeregt ist vor so einem großen Wettkampf, dann macht man sich fertig und schon die Startnummern dran und dann kommt die Nachricht, 'Das wird nix'. Das wirft alles um." Die Athleten müssten "jetzt nochmal umdenken, sich neu orientieren. Das ist natürlich alles andere als gut. So will man sich das nicht vorstellen für Olympische Spiele."
Lührs: "Bringt nichts, sich lang darüber zu ärgern"
Olympia-Debütant Lührs war ebenso wie seine Teamkollegen Tim Hellwig und Jonas Schomburg bereits um 4 Uhr aufgestanden. "Dann habe ich mich nochmal hingelegt und versucht, noch ein bisschen zu schlafen, was mehr oder weniger geklappt hat. Jetzt muss man möglichst schnell umdenken. Die Situation ist für alle die gleiche. Es bringt ja auch nichts, sich lang darüber zu ärgern", so der Bonner.
Kritik an den Organisatoren
Intern beschäftigt sich das Team schon längst mit der letzten Möglichkeit, einem Duathlon aus Laufen, Radfahren und wieder Laufen, falls es auch in den nächsten Tagen nicht klappt. "Dann hätten wir einen Olympiasieger, der immer mit einem 'Naja' versehen wäre", sagte Bundestrainer Thomas Möller. Für starke Schwimmer wie Hellwig und Lührs wäre das ohnehin bitter.
"Es trifft einen ja nicht völlig unvorbereitet, deswegen konnten wir schon ein paar Szenarien durchspielen", erläuterte Veith, der aber auch Kritik an den Organisatoren übte: "Für uns ist schwer nachzuvollziehen, wenn man so eine lange Vorbereitungszeit hat, dass man dann so kurzfristige Sachen immer noch abwarten muss. Das macht einfach sehr viel Unruhe."
Hoffen auf beide Rennen am Mittwoch
Das Männer-Rennen soll nun einen Tag später ab 10.45 Uhr im Anschluss an den Wettkampf der Frauen stattfinden (8 Uhr). Voraussetzung sei, dass "die nächsten Tests den Standards entsprechen", teilten das Organisationskomitee der Pariser Spiele und der Verband World Triathlon mit. Erst am frühen Mittwochmorgen, um 3.30 Uhr, soll eine finale Entscheidung getroffen werden.
Bei der potenziellen neuen Startzeit "müssen wir uns auf sehr warme Bedingungen, vielleicht sogar auf Hitze einstellen", prognostizierte Möller. Der Weltverband geht indes nach Konsultationen mit Meteorologen davon aus, dass die Temperaturen auch am späten Vormittag noch regelkonform sein werden.
Wir müssen mit der Situation umgehen, das ist für alle gleich. Ich bin mir sicher, dass unsere Athleten das gut hinbekommen.
Weiterer möglicher Termin ist der Freitag (02.08.2024). Drei Tage später steht das Mixed-Staffel-Rennen an, zeitlich würde es dann eng.
"Wir wollen nicht nochmal eine Verschiebung erleben müssen auf Freitag, das wäre unglücklich", betonte Veith. Allerdings erwartet der staatliche Wetterdienst Meteo France für Dienstagabend Unwetter mit mehrstündigem Regen, der erneut zu einer Verschlechterung der Wasserqualität führen könnte.
Fantastischer Morgen - aber die Seine spielt nicht mit
Große Enttäuschung herrschte am Morgen auch bei vielen Triathlon-Fans. Hunderte hatten sich in der Nacht auf den Weg zur eindrucksvollen Pont Alexandre III gemacht, um das Rennen von dort auch ohne Ticket zu verfolgen. Eine grandiose Kulisse, blauer Himmel, fantastisches Wetter - doch die Seine macht den Organisatoren weiterhin einen Strich durch die Rechnung.
Der frühe Vogel... Nichts zu holen für die Fans am Dienstag beim Triathlon.
"Ich bin sehr enttäuscht. Ich habe mich so darauf gefreut und bin extra dafür nach Paris gekommen", sagte ein deutscher Fan, der nun auf den Mittwoch hofft. "Wir sind auf jeden Fall um 6 Uhr am Start, um einen guten Platz zu kriegen."
"Ich würde nicht da reingehen"
Ein Fan aus Franken hatte noch vor Tagesanbruch eine große Deutschland-Fahne an die Brücke geknüpft, schließlich nahm er sie wieder ab. Sehr traurig war er nicht. "Ich hatte das besondere Erlebnis, um 5 Uhr durch die stille Stadt zu fahren und einen wunderbaren Sonnenaufgang", schilderte er. Eine Frau aus dem US-Bundesstaat Louisiana, die sich gemeinsam mit ihrer Familie auf den Weg gemacht hatte, war dagegen vollkommen frustriert: "Ich konnte vor Aufregung nicht schlafen und bin jetzt total fertig."
Verständnis haben sie alle für die Verschiebung: "Ich würde reingehen für ein paar Minuten, aber länger auch nicht. Aber nicht als Profi, das kann ich schon verstehen. Die gesundheitlichen Folgen sind nicht zu unterschätzen", überlegte ein deutscher Hobby-Triathlet, und eine Zuschauerin aus Hannover würde mit Blick auf die bräunliche Brühe ohnehin von vornherein passen: "Ich würde nicht da reingehen. Es sieht dreckig aus und man kann nicht einschätzen, was da alles so drin rumtobt."
Wasserqualität seit Tagen problematisch
Seit Tagen gibt es Sorgen um die Austragung der Wettkämpfe. Wegen der Regenfälle vom Freitag und Samstag ist das Wasser des Pariser Flusses verschmutzt. Mikrobiologische Proben ergaben, dass die Sauberkeits-Grenzwerte überschritten waren. Deswegen hatten bereits zwei Trainings nicht stattfinden können.
Die Wettbewerbe der Triathleten sind die ersten, die im Fluss von Paris stattfinden. Für "Team Deutschland" sind Hellwig, Schomburg und Lührs sowie Nina Eim, Laura Lindemann und Lisa Tertsch am Start. Auch die Freiwasserschwimmer um Florian Wellbrock und Leonie Beck sollen ihre Wettkämpfe am 8. und 9. August in der Seine austragen.