Probleme mit Wasserqualität Seine zu schmutzig - Triathlon-Training abgesagt
Die Absage des ersten Schwimmtrainings der Triathleten bei den Olympischen Spielen in Paris nährt die Zweifel an den geplanten Wettbewerben in der Seine. Die Deutsche Triathlon Union zeigt sich gelassen, Schwimm-Bundestrainer Bernd Berkhahn dagegen ist skeptisch.
Am Sonntag (28.07.2024) strahlte nach tagelangem Dauerregen endlich wieder die Sonne vom makellos blauen Himmel in Paris. Ruhig lag die Seine in goldenem Licht - doch der Schein trog.
Weil die Wasserqualität bei den täglichen Messungen nicht ausreichend war, entschieden die Organisatoren der Sommerspiele in Abstimmung mit dem Triathlon-Weltverband und den örtlichen Behörden am Morgen, auf die Übungseinheiten der Männer im Schwimmen am zu verzichten. Nur das Lauf- und Radtraining auf der olympischen Strecke fanden statt.
Regen spült Dreck in die Seine
Die am Samstag durchgeführten Tests hätten nicht die vom Triathlon-Dachverband geforderten Garantien für eine ausreichende Sauberkeit des Wassers geliefert, um das Schwimmen erlauben zu können, hieß es einer Mitteilung. "Paris 2024 und World Triathlon bekräftigen, dass die Gesundheit der Athleten Priorität hat", so die Olympia-Macher.
Bereits am Vortag habe es beim täglichen Briefing den Hinweis gegeben, "dass die Wasserqualität aufgrund der Regenfälle der letzten zwei Tage wahrscheinlich kurz schlecht sein wird", sagte Bundestrainer Thomas Moeller der Sportschau. Am frühen Sonntagmorgen sei den Teams dann die Entscheidung mitgeteilt worden. Die Männer sollen nun am Training der Frauen am Montagmorgen teilnehmen, sofern das wie geplant stattfinden kann.
DTU: "Konnten uns darauf einstellen"
Die Deutsche Triathlon Union geht gelassen mit der Situation um. "Am Nachmittag findet nun ein Training in der Halle statt. Die Athleten können also noch ihr Schwimmtraining machen und alles ist gut", erklärte Moeller. "Das ist natürlich ungewöhnlich und auch nicht superschön, aber wir konnten uns darauf einstellen, denn die Diskussion gibt es seit dem letzten Jahr."
Da hatten die deutschen Athleten an einem Testwettkampf teilgenommen und waren gesund geblieben. "Wenn wenn wir gesagt kriegen, das Wasser ist safe, dann geben wir das wie letztes Jahr an unsere Athleten weiter", sagte Moeller. Die letzte Entscheidung fällen die Sportler selbst.
Besseres Wetter macht Hoffnung
Die Wettervorhersage mit viel Sonne stimmt die Organisatoren derzeit noch optimistisch, man sei zuversichtlich, dass die Grenzwerte bis zur ersten Triathlon-Entscheidung wieder unterschritten werden. "Nach allem, was wir hören, wird es gehen", so der Coach. In den nächsten Tagen sind allerdings auch Gewitter möglich. Das Rennen der Männer ist für Dienstag (30.07.2024, 8 Uhr) terminiert, bei den Frauen sollen die Medaillen einen Tag später vergeben werden.
Sollten Verschiebungen nötig werden, ist der 2. August der letzte Termin, an dem beide Events stattfinden können. Drei Tage später werden die olympischen Medaillen in der Mixed-Staffel vergeben. Dazwischen benötigen die Athleten eine Pause. Letzte Option ist dann ein Duathlon ohne Schwimmen.
Strömung hat wieder stark zugenommen
Neben der möglichen gesundheitlichen Belastung spielt für die Aktiven vor allem die Fließgeschwindigkeit der Seine eine wichtige Rolle. Die hat nun wieder stark zugenommen. "Es wäre schon gut, noch einmal reinzuspringen, um die Strömung zu testen", sagte Jonas Schomburg (Waspo 98 Hannover), der seine Stärken auch im Schwimmen hat. Moeller wägte ab: "Es ist sicher gut, wenn man das im Vorfeld etwas erfühlen kann. Aber es ist kein Muss."
Mit wissenschaftlicher Unterstützung hatten die deutschen Triathleten erst kürzlich die Strömung in der Seine messen lassen, um die Ideallinie zu finden. Die Athleten schwimmen während des Wettkampfs zunächst flussabwärts mit der Strömung, flussaufwärts geht es dann darum, eine Position mit möglichst geringer Gegenströmung zu finden.
"Paletten und Autoreifen": Schwimm-Bundestrainer skeptisch
Schwimm-Bundestrainer Bernd Berkhahn bereitet die starke Strömung Kopfzerbrechen. "Die Kulisse ist toll. Da wollen wir alle schwimmen, das ist gar keine Frage. Aber die Triathleten werden Probleme haben, immer wieder zurückzukommen. Die Schwimmer werden es vielleicht schaffen, aber lange brauchen", sagte Berkhahn am Sonntag. Bei der aktuellen Strömungsgeschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde zu schwimmen, mache "überhaupt keinen Sinn".
Die Verschmutzung sei zwar nicht mehr so stark wie noch vor ein paar Wochen, "aber da gab es halt auch Bilder die letzten Tage, wo dann Paletten durchschwammen und Äste. Heute war es ein Autoreifen. Das wird auch dem Anspruch eines Olympiarennens nicht gerecht. Ob sie das noch unter Kontrolle kriegen, weiß ich nicht."
Die Freiwasserschwimmer um Florian Wellbrock und Leonie Beck gehen eine Woche nach den Triathleten an den Start. Als Alternative ist für sie die Ruderregatta-Strecke vorgesehen.
1,4 Milliarden Euro für verbesserte Wasserqualität
Lange Zeit war in Paris darüber diskutiert worden, ob die Qualität des Wassers in der Seine wirklich gut genug ist, damit dort Wettkämpfe stattfinden können. 1,4 Milliarden Euro waren im Großraum Paris in den vergangenen Jahren in Kläranlagen und das Abwassersystem investiert worden, um die Wasserqualität zu verbessern. Verhindert wird nun unter anderem, dass bei Starkregen mit den Wassermassen auch Toilettenabwässer in den Fluss gelangen.
Bei Kontrollen in den vergangenen Monaten ließ die Wasserqualität dennoch zu wünschen übrig. Dies begründete die Stadt mit der ungewöhnlichen feuchten Witterung und niedrigen Temperaturen. Denn bei höheren Temperaturen und einem niedrigeren Wasserstand der Seine würden Krankheitserreger dort schneller abgebaut.