Olympische Spiele 2024 Olympia in Paris: Wenn Corona wieder zum Risiko wird
Anders als die beiden vorherigen Spiele soll Olympia 2024 in Paris nicht von Corona beeinträchtigt werden, die Zuschauerränge wieder voll sein. Ganz abgeschüttelt ist das Virus aber nicht. Gerade nach den jüngsten Tour-de-France-Fällen versuchen die Veranstalter und einige Mannschaften wie das deutsche Kanu-Rennsport-Team das Risiko zu minimieren - und setzen auf altbekannte Prioritäten.
Die ersten, wenigen FFP2-Masken begegnen einem schon direkt in der Ankunftshalle am Bahnhof Gare de l’Est, sie sind erfreulicherweise mit Blumen verziert, bunter als das weiße Stück Etwas, das man in Deutschland auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie aus Besprechungen, U-Bahnen oder bei Konzerten lange kannte. Ja, so verbreiten sie schon einen Hauch von Olympia-Feeling in der Ankunftshalle.
Das ist in diesem Fall aber nicht die Nachricht, die Nachricht ist: Die Masken sind wieder da. Und mit ihnen die Sorge vor einer Covid-19-Ansteckung. Das Virus treibt in diesem Sommer wieder ein wenig merklicher sein Unwesen, nach mehreren Corona-Fällen herrschte auch beim ersten Großereignis in Frankreich in diesem Sommer, der vor wenigen Tagen zu Ende gegangenen Tour de France, Maskenpflicht für die Menschen, die mit den Fahrern in Kontakt kamen.
Mehrere Corona-Fälle im australischen Wasserball-Team
Kurz vor Beginn des zweiten sportlichen Großereignisses in Frankreich in diesem Sommer gibt es nun aber auch bei Olympia 2024 in Paris erste bekannte Corona-Fälle: Die australischen Wasserballerinnen kämpfen nach eigenen Angaben mit einer Ausbreitung des Virus. Das Australische Olympische Komitee (AOC) gab am Mittwoch (24.07.2024) drei weitere Fälle bekannt, sodass die Zahl der Infizierten auf insgesamt fünf stieg.
Die gesamte australische Olympia-Mannschaft sei auf Corona getestet worden. Die positiven Fälle beschränken sich aktuell aber auf die Wasserballerinnen, wie Australiens Chefin de Mission, Anna Meares, bestätigte. Die betroffenen Athletinnen dürften bei ausreichender Gesundheit noch trainieren. Sie würden Masken tragen, sich möglichst isolieren und stark frequentierte Bereiche des olympischen Dorfes meiden.
Die Meldungen sind ein untrügliches Zeichen dafür, dass drei Jahre nach den Corona-Spielen von Tokio 2021 und Peking im Winter 2022 auch die Olympischen Sommerspiele von Paris 2024 nicht ganz ohne Corona-Angst auskommen werden. Daher wappnen sich die Mannschaften auch.
Deutsches Kanu-Rennsport-Team ergreift Corona-Maßnahmen
Die deutschen Rennsport-Kanuten haben aus Vorsicht vor dem Corona-Risiko am Dienstagnachmittag schon einmal darauf verzichtet, ihre Pressekonferenz in Präsenz abzuhalten: weniger Kontakte, mehr gesunde Sportler, soll die Losung sein. "Wir lassen gesunden Menschenverstand walten und versuchen, die Risiken zu minimieren", sagte die Canadier-Spezialistin Lisa Jahn. Die Stimmung sei "ein bisschen gedrückt, da wir mit den auflebenden Corona-Infektionen wieder mehr aufpassen müssen".
Zudem berichtete sie, dass jeder Athlet vor der Zusammenkunft zu Beginn der finalen Vorbereitungsphase in Duisburg einen Selbsttest absolviert hat, auch aktuell werde dort regelmäßig getestet. Das Team reist dann erst drei Tage vor dem ersten Wettkampf Anfang August an, die Eröffnungsfeier schaut es sich gemeinsam in Duisburg an.
Kajak-Kanute Liebscher-Lucz: Nicht mehr jedem die Hand schütteln
Jahns Kajak-Kollege Tom Liebscher-Lucz fügte hinzu: "Wenn einer Kaffee trinken geht, setzt er sich nicht an den vollsten Tisch. Wenn er sich mit jemandem treffen will, geht er nicht in den kleinsten Raum." Schließlich wisse die Mannschaft, "was in zwei Wochen stattfindet und was wir dann erreichen können. Wir wissen, um was es geht".
Er werde bis zu den erst am 6. August startenden Wettkämpfen von Paris eben "nicht mehr jedem die Hand schütteln", die Schutzmaske öfter aufsetzen. Altbekannte Vorsichtsmaßnahmen also, die sich auch andere zu Herzen nehmen.
Schwimmer-Direktive Schutzmasken
Auch die deutschen Schwimmer verzichten auf die Eröffnungsfeier auf der Seine. Die ersten Athleten starten bereits zu Beginn der Spiele am Samstag, da will die Mannschaft zusammenbleiben. In Paris regiert "Team Vorsicht", zu schwer würde ein plötzliches Olympia-Aus für die einzelnen Athleten wiegen. Sie haben schließlich in den vergangenen drei Jahren für diesen einen Moment trainiert, da soll natürlich nicht eine in einem unvorsichtigen Moment eingefangene Erkrankung den olympischen Medaillentraum zerstören.
Zudem gilt auch beim DSV: "Wir haben die Direktive ausgegeben, dass bei Anreise und größeren Menschenansammlungen Masken getragen werden müssen", berichtete der Leistungssportdirektor Christian Hansmann. Ebenfalls mit Maske unterwegs sein will einem Bericht von "Le Soir" zufolge Belgiens gesamtes Olympia-Team.
Pariser Organisationskomitee mahnt Schutzmaßnahmen an
Damit handeln diese Mannschaften übrigens auch sensibler, als es das Pariser Organisationskomitee vorgibt. Das verschickte noch zu Beginn der Woche ein Dokument mit Hinweisen für den Umgang mit Infektionskrankheiten. Dabei beruhigt es explizit, dass es bislang "keine Hinweise auf ein erhöhtes Vorkommen von Infektionskrankheiten" gebe. Trotzdem gelte es, die Vorsichtsmaßnahmen zu berücksichtigen: Händewaschen, Fenster öffnen und lüften, in den Ellenbogen niesen und so weiter.
Und: "Wenn Sie Symptome einer Atemwegserkrankung haben, sollten Sie eine Maske tragen und den Körperkontakt mit anderen auf ein Minimum beschränken." Während der Spiele werde das OK in Zusammenarbeit mit dem französischen Gesundheitsministerium die Daten weiter überwachen.
In einer Zeit, in der das Wort "Corona" im gesellschaftlichen Leben meist wieder zu einer Bestellung in einer Bar geworden ist, gilt es nun trotzdem wieder achtsamer zu sein. Es lauern ja neben dem wieder aufkommenden Coronavirus auch andere ansteckende Erkrankungen, wenn die ganze Welt für ein Großereignis zusammenkommt. Vor sechs Jahren bei Winter-Olympia in Pyeongchang beklagten einige Sportler etwa Norovirus-Ansteckungen.
"Corona gibt es immer noch, und es ist durchaus möglich, dass wir mit weiteren Herausforderungen für unser Immunsystem konfrontiert werden", sagte der Schweizer Teamarzt Hanspeter Betschart dem "Blick". "Es können aber auch andere Viren sein, damit müssen wir auch in Paris rechnen." Die hübschen Blumenmasken dürften im Austragungsort der Olympischen Sommerspiele also vermutlich noch weitere Verbreitung finden.