Tour de France, 21. Etappe Pogacar gewinnt die Tour - sechster Etappensieg in Nizza
Tadej Pogacar hat seinen dritten Gesamtsieg bei der Tour de France perfekt gemacht. Im abschließenden Einzelzeitfahren zwischen Monaco und Nizza ließ er der Konkurrenz am Sonntag (21.07.2024) erneut keine Chance.
Der 25-jährige Slowene absolvierte am Schlusstag der 111. Frankreich-Rundfahrt auch den einsamen Kampf gegen die Uhr als Schnellster. Er absolvierte die 33,7 Kilometer zwischen Monaco und Nizza in 45:24 Minuten und holte sich damit seinen sechsten Etappensieg in diesem Jahr. Zweiter in Nizza: Jonas Vingegaard mit einem Rückstand von 1:02 Minuten auf den Slowenen. Auf Rang drei fuhr Remco Evenepoel mit einem Rückstand von 1:13 Minuten auf Pogacar.
In der Gesamtwertung thronte Pogacar mit 6:17 Minuten vor seinem großen Rivalen Vingegaard. Evenepoel belegte mit einem Rückstand von 9:18 Minuten Gesamtrang drei.
Erstmals wieder das Double
Für Pogacar bedeutet das: Er ist der erste Radprofi seit 26 Jahren, der das Double aus Tour und Giro d'Italia gewonnen hat. Zwei Siege im selben Jahr bei den beiden wichtigsten Landesrundfahrten der Welt waren zuletzt dem Italiener Marco Pantani 1998 gelungen. Zuvor hatten nur der Spanier Miguel Indurain, die Franzosen Bernard Hinault und Jacques Anquetil, der Belgier Eddy Merckx und der Italiener Fausto Coppi Double-Siege gefeiert.
"Es war unglaublich, eine total verrückte Reise", sagte Pogacar nach seiner dreiwöchigen Gala: "Das war die erste große Rundfahrt, bei der ich wirklich jeden Tag völlig überzeugt und total selbstsicher war. Ich kann nur allen danken."
Anspruchsvolles Zeitfahren zum Abschluss
Die Strecke zwischen dem Fürstentum Monaco und dem benachbarten Nizza war höchst anspruchsvoll und nichts für klassische Zeitfahr-"Roller". 500 Meter betrug der Höhenunterschied zwischen dem niedrigsten und höchsten Punkt der Strecke, nach 11,2 km stand in La Turbie (490 m) die letzte Bergwertung der 111. Tour an - als 2. Kategorie war diese auch durchaus knackig. Nach einer kurzen Abfahrt wartete die Kuppe des Col d'Eze (508 m), von dort ging es in der zweiten Rennhälfte erst eben, dann abwärts und schließlich wieder eben nach Nizza.
Erinnerungen an Anschlag vor acht Jahren
Beim Etappen-Ankunftsort Nizza kamen beim Tour-Tross natürlich auch böse Erinnerungen hoch. Als am 14. Juli 2016, dem Nationalfeiertag, ein Attentäter in Nizza fast 100 Menschen brutal ermordete, traf er auch die damals nur 200 km entfernte Frankreich-Rundfahrt in ihrem Innersten. Das Zeitfahren führte exakt dort an der Promenade des Anglais vorbei, wo ein Islamist beim Volksfest zum Nationalfeiertag in einem Lastwagen in die Menge raste. 86 Menschen starben, rund 400 wurden zum Teil schwer verletzt.
Die Stadt, sonst eine Ausgeburt an Fröhlichkeit, benötigte Zeit, um die Wunden heilen zu lassen. "Wir sind aber stärker aus dieser Zeit hervorgegangen", sagt Bürgermeister Christian Estrosi. Auch das wollte Nizza bei dieser Tour demonstrieren.
Jubel um Mark Cavendish
Pure Freude am Sport zu vermitteln - das gelangen dem Startort Monaco ebenso wie dem Zielort Nizza beim Zeitfahren dann tatsächlich eindrucksvoll. Hundertausende Zuschauer an der Strecke und vor allem in den proppevollen Start- und Zielbereichen sorgten für eine tolle Atmosphäre.
Für erste Begeisterung sorgte zu Beginn des Wettbewerbs Mark Cavendish. Der Brite, der auf der 5. Etappe seinen historisch bedeutenden 35. Tagessieg bei der Tour gefeiert hatte, begab sich sichtlich gerührt auf seine letzten persönlichen Kilometer bei der Frankreich-Rundfahrt. Die 111. Tour wird für den 39-Jährigen nun wirklich die letzte gewesen sein. Das Spalier der jubelnden Fans, die er noch während der Fahrt abklatschte, dürfte für ihn noch einmal ein großer Moment gewesen sein.
Evenepoel legt los wie der Blitz, Vingegard und Pogacar kontern
Um den Sieg aber fuhr Cavendish selbstverständlich nicht. Alles wartete auf die großen drei: Evenepoel, Vingegaard und Pogacar. Und Evenepoel, aktueller Zeitfahr-Weltmeister, ließ es dann auch richtig krachen: Schon bei der ersten Zeitmessung bei km 11,2 hatte er 36 Sekunden Vorsprung auf den mittlerweile vorn liegenden Kanadier Derek Gee. Aber: Der ihm folgende Vingegard war noch einmal 19 Sekunden schneller. Und Pogacar? Der war noch einmal fünf Sekunden fixer unterwegs.
Bei der zweiten Zwischenzeit verfestigte sich der zuvor beobachtete Eindruck: Alle drei Führenden hängten sich noch einmal richtig rein, gaben alles, was sie in den mittlerweile sicher schon etwas müden Beinen hatten. Und Vingegaard war bei der zweiten Zwischenzeit nun 27 Sekunden schneller als Evenepoel. Aber Pogacar ließ auch am Schlusstag nicht locker. Sein Vorsprung nach 17,1 Kilometern: 24 Sekunden auf Vingegaard.
Am Ende riss Pogacar schon ein paar Meter vor der Ziellinie die Arme in die Höhe und ließ sich Sekunden später hinter der Linie in die Arme seiner Helfer fallen. Der sechste Etappensieg war in trockenen Tüchern - und der dritte Gesamtsieg beim wichtigsten Radrennen der Welt sowieso.