Vor Olympia-Qualifikation Fechtverband stimmt für Zulassung russischer Athleten
Russische und belarusische Fechter dürfen nach einer Entscheidung des Internationalen Fechtverbandes (FIE) an der Qualifikation für Olympia 2024 in Paris teilnehmen.
In einer dreigeteilten Abstimmung entschieden die Delegierten am Freitag (10.03.2023) bei einem online abgehaltenen außerordentlichen Kongress des FIE sowohl für die Teilnahme von Athletinnen und Athleten als auch für die Zulassung von Teams und Delegierten aus Russland bzw. Belarus.
Die Zulassung soll ab der zweiten Aprilhälfte 2023 in Kraft treten. Damit sind die Qualifikations-Wettkämpfe für die nächsten Olympischen Spiele in Paris eingeschlossen.
Eine Entscheidung darüber, ob die Athleten beider Länder unter ihrer eigenen Flagge antreten können, hängt von der Empfehlung des Internationalen Olympischen Komitees ab. Dessen Präsident, Thomas Bach, ist ehemaliger Fechter und Goldmedaillen-Gewinner (Montreal 1976).
Zwei ukrainische Anträge werden abgelehnt
Die Abstimmung, russischen und belarusischen Fechtern die Teilnahme an Einzelwettbewerben "unter Einhaltung der Bedingungen der Neutralität und der individuellen Zulassung" zu ermöglichen, wurde mit 89 zu 46 Stimmen bei einer Enthaltung angenommen. Für die Zulassung der Teams stimmten 85 Delegierte (bei 51 Gegenstimmen und drei Enthaltungen), für die Teilnahme der Offiziellen an den Wettbewerben stimmten 88 Teilnehmer (48 Gegenstimmen, zwei Enthaltungen).
Die Mitglieder wandten sich mit 84 zu 46 Stimmen dagegen, eine Abstimmung über die Rückkehr Russlands und von Belarus von der Tagesordnung auszuschließen. Mit der gleichen Mehrheit wurde es abgelehnt, die Abstimmung zu verschieben, bis eine Entscheidung über eine gegen beide Länder eingereichte Ethikbeschwerde erreicht ist. Zwei Anträge des ukrainischen Fechtverbandes diesbezüglich scheiterten.
Bokel schätzt Fechter-Ergebnis als "Zeichen" ein und erwartet Anfrage
"Das Ergebnis daraus, dass wieder sämtliche Sportler und Sportlerinnen teilnehmen dürfen, könnte ein Zeichen sein für weitere Abstimmungen in den nächsten Wochen in der Sportwelt", schätzt Claudia Bokel, Präsidentin des Deutschen Fechter-Bundes das Ergebnis ein.
Der Deutsche Fechter-Bund erwartet jetzt die Anfrage des Internationalen Fechtverbandes, ob eine Einreise von russischen und belarusischen Sportlern nach Deutschland garantiert werden kann, da Deutschland sonst ein Entzug von internationalen Fechthighlights drohen könnte.
Das Präsidium und der Deutsche Fechter-Bund müssten nun mit den dafür verantwortlichen Instanzen sprechen und abwarten, wie weitere Gremien entschieden, hieß es am Freitagabend in einer Mitteilung des Fechter-Bundes.
Ukraine reagiert schockiert, USA enttäuscht
"Wir sind zutiefst schockiert und empört über diese Entscheidung und werden umgehend eine Präsidiumssitzung einberufen, um über unsere Reaktion auf die Entscheidung der FIE und eine mögliche Berufung zu entscheiden", teilte der ukrainische Verband in einer Erklärung mit.
Der US-Verband zeigte sich in einer Reaktion "enttäuscht, frustriert und beunruhigt – wenn auch nicht allzu überrascht". Phil Andrews, Geschäftsführer von USA Fencing, erklärte: "Diese Abstimmung erfolgt etwas mehr als 100 Tage, nachdem 77 Prozent der Mitglieder desselben Gremiums für die Verlängerung des Verbots gestimmt haben. Was hat sich verändert?"
Mammadov dankt Unterstützern
Der Präsident des Russischen Fechtverbandes, Ilgar Mammadov, dankte den Mitgliedern: "Ich bin meinen Kollegen aus den nationalen ausländischen Verbänden dankbar für diejenigen, die uns sowohl offen als auch hinter den Kulissen unterstützt und geholfen haben", sagte er, "es wurde ernsthafte Arbeit geleistet, dies ist die Arbeit eines großartigen Teams von Menschen."
Die Qualifikationsphase für die Fechtwettbewerbe in Paris 2024 beginnt am 3. April und soll bis zum 1. April nächsten Jahres laufen.