Basketball "Zweiköpfiges Monster": Schröder und Wagner in WM-Form
Franz Wagner wird bei seiner Rückkehr nach Berlin bester Werfer der deutschen Basketballer im Spiel gegen Kanada. Der NBA-Profi erlebt einen emotionalen Abend.
Schon zu Beginn der nächsten Medaillen-Mission kommt Bundestrainer Gordon Herbert ins Schwärmen, wenn er über Basketball-Jungstar Franz Wagner spricht.
"Er hat sehr viel Einfluss auf unser Spiel. Mit ihm und Dennis können wir ein zweiköpfiges Monster haben", sagte der 64-Jährige nach dem zweiten Sieg im zweiten Test des WM-Sommers. Der erst 21 Jahre alte Wagner und der erfahrene Kapitän Dennis Schröder (29) steuerten beim 86:81 gegen Kanada clever das Spiel und behielten in den entscheidenden Situationen die Nerven. Gut zwei Wochen vor dem Beginn der Weltmeisterschaft im japanischen Okinawa wartet nun schon am Samstag in Hamburg gegen China der nächste Härtetest.
Mit Selbstvertrauen zur WM
Noch davor verlängerte der Deutsche Basketball Bund etwas überraschend den Vertrag mit Herbert vorzeitig. Bis mindestens nach der EM 2025 bleibt der Kanadier Chefcoach, wie Verbandspräsident Ingo Weiss in einer Medienrunde verkündete. "Gordie hat sich sehr schnell bekannt und gesagt: Er hat Spaß daran und er will das", sagte Weiss: "Für mich ist es wichtig, dass wir eine lange Strecke zusammen gehen." Laut Weiss sei es nicht ausgeschlossen, dass Herbert sogar noch länger bleibt: "Wenn es nach mir geht, werden wir auch noch weiter zusammenarbeiten. Kontinuität bringt am Ende des Tages Erfolg."
Nach EM-Bronze im Vorjahr soll es auch in Asien wieder eine Medaille geben. Ein am Ende konzentriert heraus gespielter Erfolg gegen WM-Mitfavorit Kanada gibt dafür Selbstvertrauen. 18 Punkte gelangen Topscorer Wagner am Mittwoch in seiner Geburtsstadt Berlin. Auch emotional war es ein besonderer Auftritt, denn am Geburtstag seines Vaters stand er mit Bruder Moritz Wagner erstmals an der Spree gemeinsam im Nationaltrikot auf dem Parkett. "Es war sehr, sehr cool. Ich hatte ein paar Mal Gänsehaut, als ich hier herausgelaufen bin", sagte Wagner.
"Der Sieg war erst mal zweitrangig", sagte der vielseitig einsetzbare Profi der Orlando Magic aus der NBA. "Wir haben relativ gut gespielt, in der ersten Halbzeit sah das schon sehr gut aus. Die zweite war sehr lehrreich für uns." Trotzdem gibt es noch viel zu tun, um ab dem 25. August mit den Schwergewichten bei der WM mithalten zu können. "Wir haben nur drei Trainingseinheiten und vier Spiele, bevor wir nach Japan fliegen. Wir müssen die Spiele nutzen, um in die richtige Form zu kommen", forderte Herbert.
Da Silva und Kratzer gestrichen
Am Donnerstag strich er in Oscar da Silva (FC Barcelona) und Leon Kratzer (Paris Basketball) zwei Spieler aus dem Kader und legte sich so schnell auf sein zwölfköpfiges WM-Aufgebot mit vier NBA-Profis fest. Dass dies sogar noch vor dem Supercup in Hamburg passierte, wo es am Sonntag ein zweites Mal gegen Kanada gehen könnte, kam durchaus etwas überraschend. Auch ein Spiel gegen Neuseeland ist zum Abschluss für die DBB-Auswahl möglich. Weitere Testspiele gibt es in der kommenden Woche gegen Gold-Favorit USA und Griechenland in Abu Dhabi.
Eine feste Achse um Schröder, die Wagner-Brüder und den ebenfalls in der NBA unter Vertrag stehenden Daniel Theis von den Indiana Pacers spielt sich dabei bereits ein. Auch Andreas Obst vom FC Bayern war mit fünf getroffenen Dreipunktwürfen gegen Kanada in der Offensive ein wichtiger Faktor. "Für uns geht es darum, dass wir als Team gewinnen. Wer am Ende Punkte macht, ist egal", sagte Theis. Der 31-Jährige sei nach einer überstandenen Verletzung so fit wie seit Jahren nicht mehr, sagte der gebürtige Niedersachse: "Ich hatte vier Monate Zeit, mich vorzubereiten mit Fitness und Ernährung. Das habe ich gut genutzt."
Langer Weg bis zur Medaille
Gegen China sollen Schwächephasen wie zu Beginn der zweiten Halbzeit gegen Kanada im nächsten Schritt der Vorbereitung vermieden werden. "Konstanter spielen" sei das Ziel, sagte Theis: "Wichtiger sind die Details als das Resultat." Auch Bundestrainer Herbert sind Siege in der Vorbereitung nicht ganz so wichtig, vielmehr will er Fortschritte im Spiel sehen. "Wir haben noch einen langen Weg vor uns", sagte Herbert angesprochen darauf, ob es auch in diesem Sommer eine deutsche Medaille geben wird: "Die meisten Leute sind schon in guter Form, aber wir müssen sie noch in die richtige Basketball-Form bringen."