Frankreichs Kapitänin Wendie Renard

Ärger bei der Equipe Tricolore Kapitänin Renard tritt aus Nationalteam zurück

Stand: 24.02.2023 19:01 Uhr

Knapp fünf Monate vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland gibt es große Unruhe bei Titelanwärter Frankreich: Ein Trio angeführt von Kapitänin Wendie Renard hat überraschend den Rücktritt aus dem Nationalteam erklärt.

Renard, Star-Verteidigerin von Olympique Lyon, teilte am Freitag (24.02.2023) in den Sozialen Netzwerken mit, sie könne "das derzeitige System nicht länger unterstützen."

Kurz darauf schlossen sich die Stürmerinnen Kadidiatou Diani (27) und Marie-Antoinette Katoto (24) an. Auch die beiden Spielerinnen von Paris St. Germain erklärten ihren Rücktritt. Sie forderten in den Sozialen Netzwerken "notwendige Änderungen" im Management des Teams.

Kritik von Star-Trio um Renard und Ultimatum an den Verband

"Ich liebe Frankreich über alles, ich bin bei Weitem nicht perfekt, aber ich kann das derzeitige System nicht mehr unterstützen, das weit von den Anforderungen entfernt ist, die auf höchstem Niveau verlangt werden", sagte die 142-malige Nationalspielerin Renard. Unter solchen Bedingungen werde sie nicht an der Endrunde in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) teilnehmen, schrieb die achtmalige Champions-League-Siegerin.

Verhältnis zwischen Renard und Diacre gilt als belastet

Es sei "ein trauriger, aber notwendiger Tag, um meine mentale Gesundheit zu bewahren", schrieb Renard weiter. "Mein Gesicht mag den Schmerz verbergen. Aber mein Herz leidet. Und ich habe keine Lust mehr zu leiden." Dies könnte man wohl als Hinweis auf das Verhältnis zur französischen Nationaltrainerin Corinne Diacre verstehen. Renard erwähnte Diacre in ihrem Statement nicht, ihre Beziehung gilt aber schon länger als belastet.

Diacre hatte der Abwehrchefin 2017 die Kapitänsbinde abgenommen, im Herbst 2021 erfolgte die Rolle rückwärts. In der jüngsten Länderspielpause hatte Renard ihr Team noch beim "Tournoi de France" angeführt. Beim Heim-Einladungsturnier holten Les Bleues zwei Siege gegen Dänemark und Uruguay sowie ein Remis gegen Norwegen. Die 1,87 Meter große Innenverteidigerin absolvierte seit ihrem Debüt 2011 bislang 142 für das französische Nationalteam.

Unterstützung von Hegerberg: "Zeit zu handeln"

Die Äußerungen der Spielerinnen um Renard lassen sich auch als allgemeinere Kritik an mangelnder Professionalität und dem Führungsstil bei Frankreichs Verband deuten. Ada Hegerberg, Renards Teamkollegin bei Olympique, signalisierte sofort Unterstützung und beklagte mangelnden Respekt für die Fußball-Nationalspielerinen: "Wie lange müssen wir noch diese zähen Kampfe führen? Ich fühle mit dir, Wendie. Und mit allen anderen, denen es genauso geht. Es ist Zeit, zu handeln." Die Norwegerin Hegerberg hatte zwischenzeitlich ebenfalls nicht mehr fürs Nationalteam gespielt, aus Protest gegen die Benachteiligung von Spielerinnen.

Frankreichs Verband reagiert

Der französische Fußballverband (FFF) reagierte in einem ersten Statement zurückhaltend. Der Verband kündigte an, dass sich das Exekutivkomitee am kommenden Dienstag mit der Angelegenheit befassen werde. Zugleich bekräftigten die Offiziellen aber in ihrer Erklärung, dass "kein Individuum über der Institution französische Nationalmannschaft" stehe.