So lief der zweite WM-Tag Sprint-König Lyles, Katzberg der Hammer, Halasz lässt Ungarn jubeln
Noah Lyles hat sich bei der Leichtathletik-WM die Sprint-Krone aufgesetzt. Im Siebenkampf triumphierte Katarina Johnson-Thompson, Ivana Vuleta gewann Weitsprung-Gold, Ethan Katzberg haut den Hammer raus und die Ungarn jubeln Bence Halasz zu. Aus deutscher Sicht überzeugten Siebenkämpferin Sophia Weißenberg und das Diskus-Trio. Sprinterin Gina Lückenkemper muss zulegen. Der zweite Wettkampftag in Budapest im Überblick.
100 m - Kerley patzt, Lyles hält Wort und holt Gold
Noah Lyles ist der neue schnellste Mann der Welt. Der Amerikaner gewann beim Sprinter-Showdown über die 100 m in 9,83 Sekunden Gold, Silber ging am Sonntag (20.08.2023) in Budapest an Letsile Tebogo aus Botswana (9,88). Bronze sicherte sich der Brite Zharnel Hughes (9,88).
Titelverteidiger Fred Kerley (USA) war ebenso wie Olympiasieger Marcell Jacobs (Italien) überraschend im Halbfinale ausgeschieden. Für Julian Wagner (Erfurt), den einzigen deutschen Starter, war im Vorlauf Endstation.
Siebenkampf - Johnson-Thompson triumphiert, Weißenberg stark
Die Siebenkämpferinnen boten den 35.000 Zuschauern im WM-Stadion ein Gänsehaut-Finale. Im abschließenden 800-m-Rennen sicherte sich die Britin Katarina Johnson-Thompson (6.740 Punke) Gold vor der Amerikanerin Anna Hall (6.720). Rang drei ging an Anouk Vetter aus den Niederlanden (6.501).
Sophie Weißenberg (Leverkusen) stellte mit 6.438 Punkten eine persönliche Bestleistung auf, verpasste Bronze nur um 63 Zähler und wurde starke Siebte. "Ich bin wirklich ganz doll happy. Bestleistung, was will man mehr", sagte die 25-Jährige.
Hammerwurf - Katzberg sensationell Weltmeister - Bronze für Halasz
Damit hatte keiner gerechnet: Der Kanadier Ethan Katzberg gewann mit 81,25 m Gold im Hammerwerfen und verwies Wojciech Nowicki aus Polen (81,02) auf den Silberrang. Bronze mit 80,82 m holte Bence Halász und bescherte den ungarischen Gastgebern damit die erste WM-Medaille dieser Titelkämpfe.
Weitsprung - Vuleta Weltmeisterin, Luzolo Neunte
Nach dem Verletzungs-Aus von Titelverteidigerin Malaika Mihambo holte sich die Serbin Ivana Vuleta Gold im Weitsprung. Die Europameisterin setzte sich mit der Weltjahresbestleistung von 7,14 m vor der Amerikanerin Tara Davis-Woodhall (6,91) durch, Bronze ging an Alina Rotaru-Kottmann (Rumänien/6,88).
"Jede Medaille ist etwas Besonderes in meinem Alter", sagte die 33-Jährige. "Ich habe jeden einzelnen Moment des Wettbewwerbs genossen. Nach so vielen Jahren und so vielen Medaillen, musste ich eine Goldene bei einer Weltmeisterschaft draußen gewinnen." Bislang hatte sich bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen mehrfach Bronze gewonnen und bei Hallen-Weltmeisterschaften mehrfach Gold geholt.
Maryse Luzolo (Königstein) zeigte einen soliden Wettkampf, mit 6,58 m wurde die 28-Jährige am Ende Neunte und verpasste um fünf Zentimeter den Endkampf der besten Acht. Mikaelle Assani, mit einer Saisonbestweite von 6,91 m nach Ungarn gereist, war in der Qualifikation ausgeschieden.
10.000 m - Titel-Hattrick für Cheptegei - Voigt abgeschlagen
Titelverteidiger Joshua Cheptegei (Uganda) gewann die Hitzeschlacht um 10.000-m-Gold und machte den Titel-Hattrick perfekt. Der Weltrekordler setzte sich in 27:51,42 Minuten vor Daniel Ebenyo (Kenia/27:52,60) und Olympiasieger Selemon Barega (Äthiopien/27:52,72) durch.
Der deutsche Starter Nils Voigt spielte beim Kampf um die Medaillen wie erwartet keine Rolle. Der Wattenscheider belegte bei seinem WM-Debüt den 21. Platz (29:06,79).
100 m - Gina Lückenkemper sprintet ins WM-Halbfinale
Europameisterin Gina Lückenkemper hat bei der WM in Budapest ihre erste Pflichtaufgabe gelöst. In ihrem Vorlauf über 100 m kam sie bei Gegenwind in 11,21 Sek. als Dritte ins Ziel und sicherte sich damit einen Platz für das Halbfinale am Montag (21.08.2023, 20.35 Uhr, im Live-Ticker bei sportschau.de). "Der Start war halbwegs okay. Dann habe ich aber was im Rücken gespürt, das war unangenehm im Rennen. Da wollte ich nicht zu hart pushen", erklärte die 26-Jährige am Sportschau-Mikrofon. Nun seien die Physiotherapeuten gefordert, sie für die nächste Runde wieder topfit zu bekommen. Lückenkempers Saisonbestzeit sind 11,00 Sek., gelaufen im Mai in den USA.
Ich traue mir eine bedeutend schnellere Zeit zu als heute.
Rebekka Haase schied hingegen mit einer Zeit von 11,43 Sek. aus. "Ich hatte mir was anderes vorgenommen. Aber ich wusste auch, dass es nach sechs Wochen Wettkampfpause eine harte Nummer werden würde", sagte Haase. Beide Deutsche hatten in der Staffel vor einem Jahr WM-Bronze gewonnen und wollen auch in Ungarn einen erfolgreichen Auftritt mit dem ersatzgeschwächten Quartett hinlegen.
Hochsprung - Tobias Potye mit 2,28 m im WM-Finale
Tobias Potye hat mit etwas Zittern das Hochsprung-Finale erreicht. In der Qualifikation übersprang der Münchner die 2,28 m erst im dritten Versuch. Am Ende überwanden 13 Springer diese Höhe und bilden am Dienstag (22.08.2023, 19.58 Uhr, live im Ersten und bei sportschau.de) das um einen Teilnehmer erweiterte Finalfeld. "Ich habe schon beim ersten Versuch gemerkt, dass ich was draufhabe. Trotzdem habe ich es mir auf der schnellen Bahn etwas schwer gemacht", bilanzierte der 28 Jahre alte Vize-Europameister. Im vergangenen Jahr hatte Potye das Finale bei der WM in Eugene verpasst.
Diskuswurf - DLV-Trio erreicht das Finale
Claudine Vita, Shanice Craft und die EM- und Olympia-Zweite Kristin Pudenz haben sich für das WM-Finale im Diskuswurf am Dienstag (22.08.2023, 20.20 Uhr, live im Ersten und bei sportschau.de) qualifiziert. Die EM-Dritte Vita übertraf als einzige aus dem DLV-Trio in der Qualifikation die geforderten 64 m mit einem Wurf auf 64,51 m. "Ich bin natürlich glücklich. Qualis haben ihre eigenen Gesetze. Dass es bei der Hitze und so früh am Morgen so gut geklappt hat, ist umso schöner", sagte Vita.
Pudenz warf in ihrem besten Versuch 62,71 m weit und war mit Platz zehn in der Qualifikation nicht zufrieden. "Das reicht fürs Finale, aber es war nur ein Herantasten. Im Finale muss dann mehr kommen", sagte sie. Shanice Craft, die zwischen 2014 und 2018 dreimal nacheinander EM-Dritte war, erreichte als Sechste mit 63,42 m den Endkampf. Die beste Weite erzielte Gold-Favoritin Valarie Allman aus den USA (67,14 m), die Kroatin Sandra Perkovic warf mit 65,62 m Saisonbestleistung. Auch Titelverteidigerin Feng Bin (China/65,68 m) überzeugte.
400 m Hürden - Abuaku und Agyekum im Halbfinale
Die Sprinter Joshua Abuaku (Frankfurt) und Emil Agyekum (Berlin) haben dank starker Leistungen das WM-Halbfinale über 400 m Hürden erreicht. Abuaku kam in persönlicher Bestzeit von 48,32 Sek. und als Sieger seines Vorlaufs weiter. "Ich habe vorher angekündigt, dass ich gut drauf bin. Der erste Schritt ist getan, morgen geht es weiter", sagte der deutsche Meister. Ebenfalls im Semifinale steht Emil Agyekum aus Berlin, der in 49,00 Sek. über die Zeitregelung weiterkam. "Schön, dass das geklappt hat. Ich bin fokussiert auf das, was kommt", sagte er.
Das WM-Halbfinale findet am Montag (21.08.2023, 19.33 Uhr, im Live-Ticker auf sportschau.de) statt. Der unter Rückenproblemen leidende Constantin Preis schied dagegen in 49,45 Sek. aus. "Trotz Verletzung habe ich alles versucht. Dass ich heute gelaufen bin, ist ein Wunder." Olympiasieger und Weltrekordler Karsten Warholm (Norwegen/48,76) erreichte ebenso wie Titelverteidiger Alison dos Santos aus Brasilien (48,12) mühelos die nächste Runde.
1.500 m - Hassan nach "Hinfall-Tag" im Finale
Nach dem bitteren Sturz im 10.000-m-Rennen am Vortag ist Sifan Hassan souverän ins Finale über 1.500 m gelaufen. Die Niederländerin hatte, nachdem auch Landsfrau Femke Bol über 400 m gestürzt war, von einem "nationalen Hinfall-Tag" gesprochen. Im Semifinale über 1.500 m am Sonntag qualifizierte sich Hassan mit Pflastern an beiden Beinen und am rechten Arm als Dritte (3:55,48) für das Finale am Dienstag (21.31 Uhr, live im Ersten und bei sportschau.de). "Heute hat mir alles wehgetan", sagte die Driefach-Starterin, die auch die 5.000 m laufen will. "Mental ist das schwierig für mich."
Ingebrigtsen aufreizend lässig
Bei den Männern zog Olympiasieger und Europameister Jakob Ingebrigtsen alle Augen auf sich, als er sein Halbfinale aufreizend lässig, mit Siegergesten schon weit vor der Ziellinie, gewann. WM-Gold über die 1.500 m fehlt dem 22 Jahre alten Norweger noch in seiner Titelsammlung.
20 km Gehen - Saskia Feige ohne Chance
Geherin Saskia Feige aus Leipzig war im WM-Rennen über 20 km chancenlos: Mit fast acht Minuten Rückstand auf Weltmeisterin Maria Perez (1:26:51 Std.) kam die 27-Jährige in 1:34:49 Std. auf Platz 30 ins Ziel. Silber sicherte sich am Heldenplatz die Australierin Jemima Montag (1:27:16) vor der italienischen Olympiasiegerin Antonella Palmisano (1:27:26).
400 m - Manuel Sanders scheidet aus
Manuel Sanders hat das Halbfinale über 400 m knapp verpasst. Der deutsche Meister lief im Vorlauf 45,34 Sek. - dem Dortmunder fehlte am Ende eine Zehntel zum Weiterkommen. Der 25-Jährige war bereits am Vortag über die 4x400 m in der Mixed-Staffel zweimal angetreten und hatte dort gemeinsam mit dem Team den siebten Platz erreicht. "Natürlich war das keine optimale Wettkampfvorbereitung. Das Mixed-Finale war aber das Hauptziel. Trotzdem ist es ärgerlich, dass es nicht geklappt hat", sagte Sanders.
400 m - Shaune Miller-Uibo und Britton Wilson raus
Über 400 m ist Titelverteidigerin und Olympiasiegerin Shaunae Miller-Uibo von den Bahamas bei ihrem Comeback nach einer Baby-Pause bereits im Vorlauf ausgeschieden. Die 29-Jährige lief in 52,65 Sek. zwar Saisonbestzeit, konkurrenzfähig mit den Weltklasse-Athletinnen war sie aber nicht. Ihre persönliche Bestzeit - aufgestellt bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio - liegt bei 48,36 Sek. Mit Britton Wilson aus den USA schied auch eine der Topfavoritin auf den WM-Erfolg im Vorlauf nach einem Kräfteeinbruch in indiskutablen 53,87 Sek. aus. Die schnellste Zeit in den WM-Vorläufen lief Marileidy Paulino aus der Dominkanischen Republik (49,90 Sek.).