Leichtathletik-EM 2024 in Rom - Weitsprung Malaika Mihambo - die Gejagte greift nach Gold
Olympiasiegerin Malaika Mihambo ist derzeit die prominenteste deutsche Leichtathletin. Bei der Leichtathletik-EM in Rom greift die Weltklassse-Weitspringerin heute (12.06.2024) nach Gold. Ein Selbstläufer wird das aber nicht.
In der Qualifikation für das Finale (20.54 Uhr, im Live-Ticker bei sportschau.de) setzte Mihambo am Dienstagmorgen (11.06.2024) ein erstes Ausrufezeichen: Mit 7,03 m im ersten und einzigen Versuch übersprang sie nicht nur die für den direkten Finaleinzug geforderten 6,70 m deutlich. Mit ihrem ersten Sprung über die Sieben-Meter-Marke in diesem Jahr stellte sie auch eine europäische Jahresbestleistung auf. "Ich wusste, dass das in mir steckt. Dass es jetzt hier gleich im ersten Sprung so gut geklappt hat, ist natürlich super", sagte die 30-Jährige im ARD-Interview.
Mit Selbstvertrauen und Optimismus ins EM-Finale
Mihambo unterstrich mit dem weiten Satz in der Qualifikation im Stadio Olimpico ihre Titelambitionen. Die EM in Rom könnte für die Ausnahmeathletin genau zur richtigen Zeit kommen, um Schwung aufzunehmen für den Saisonhöhepunkt Olympische Spiele in Paris. "Ich bin schon mit viel Selbstvertrauen angereist und fühle mich gut. Meine Form ist noch besser geworden. Jetzt hoffe ich, dass ich im Finale noch mehr daraus machen kann", blickte Mihambo optimistisch auf den Kampf um die EM-Medaillen voraus.
Saisonstart verlief nicht ganz wie gewünscht
Vor der EM hatte Mihambo in ihren ersten Saisonwettkämpfen ihre Form nur angedeutet. "Ich konnte es in den Wettkämpfen nicht so zeigen, weil auch mal das Wetter nicht mitgespielt hat oder Sprünge knapp ungültig waren", sagte Mihambo. So kam es, dass sie mit Bestweiten von 6,74 m und 6,79 m unter freiem Himmel nach Rom anreiste. Damit lag sie etwas unter dem Weltklasse-Niveau, das sie in den vergangenen Jahren ausgezeichnet hat. Hinzu kam allerdings noch ein Sprung von 6,95 m unter dem Hallendach, beim Indoor-ISTAF im Februar, der bisher als europäische Jahresbestleistung geführt wurde.
Titelverteidigerin Spanovic fehlt in Rom
Der vor EM-Beginn noch mäßige Freiluft-Saisonverlauf brachte die nervenstarke und stets locker wirkende Athletin, die 2019, 2020 und 2021 zur Sportlerin des Jahres gekürt wurde, nicht aus der Ruhe. "Ich versuche, für mich einen guten Wettkampf zu machen, mit Spaß und Freude mein Potenzial zu entfalten. Wenn mir das gelingt, wäre ich schon sehr glücklich", hatte Mihambo noch vor ihrem ersten Sprung im Olympiastadion in Rom gesagt.
Wer mich kennt, weiß: Für mich geht es schon lange nicht mehr nur um Medaillen.
Auch wenn sie das große Ziel EM-Gold nicht direkt ausspricht: Mihambo ist die Gejagte in der Weitsprung-Konkurrenz. Zumal eine ihrer ärgsten Konkurrentinnen, die Serbin Ivana Spanovic, in Rom nicht dabei ist. Spanovic hatte Mihambo vor zwei Jahren die Show gestohlen, als sie in München den EM-Sieg vor der durch eine Corona-Infektion geschwächten Deutschen davontrug. Die Portugiesen Agatha de Sousa, die in diesem Jahr schon 6,88 m gesprungen ist, könnte Mihambo stattdessen in Rom gefährlich werden.
Saisonhöhepunkt sind die Olympischen Spiele in Paris
Spanovic konzentriert sich nach dem WM-Titel im vergangenen Jahr in diesem Sommer auf den Olympiasieg - den letzten großen Titel, der ihr noch fehlt. Natürlich haben auch die Spiele in Paris für Mihambo absolute Priorität, darauf sei ihr ganzes Training ausgerichtet, sagte sie vor dem EM-Start. Nur an den sportlichen Erfolg denkt Mihambo aber nicht. "Wer mich kennt, weiß: Für mich geht es schon lange nicht mehr nur um Medaillen. Für mich geht es darum, mich weiterzuentwickeln, als Mensch zu wachsen", sagte sie im ARD-Interview in Rom. Der Wettkampf sei dabei ein guter Weg, diese "innere Meisterschaft" zu überprüfen. Nichtsdestotrotz will Mihambo natürlich weit springen und auch in diesem Jahr Erfolge erreichen. Ein zweiter Olympiasieg, eine Titelverteidigung, die es in dieser Disziplin noch nie gab - das wäre natürlich die Krönung.
2019 gelang Mihambo in Rom schon einmal ein Sieben-Meter-Sprung
Jetzt aber erst mal Rom - und an diesem "ewigen" Ort, da war doch noch was. Was sie mit Rom verbinde, wurde Mihambo gefragt. "Die vielen Sehenswürdigkeiten und natürlich meinen ersten Sieben-Meter-Sprung", antwortet sie. Vor fast auf den Tag genau fünf Jahren landete sie beim Diamond-League-Finale in Rom bei 7,07 m.