Charles Bolzinger in letzter Sekunde

Portugal verpasst Historisches Kopf-Parade sichert Frankreich die Bronze-Medaille

Stand: 02.02.2025 18:20 Uhr

Die erste Medaille bei der Handball-WM ist vergeben. Rekordweltmeister Frankreich bezwingt Portugal im Spiel um Platz drei mit 35:34 (19:17) und bejubelt dank eines starken Aymeric Minne (10 Tore) die Bronzemedaille. Charles Bolzinger wird mit einer Kopf-Parade kurz vor Schluss zum Matchwinner.

Von Julie Bärthel

Portugals Rechtsaußen António Areia - der ausgerechnet für Tremblay in Frankreich spielt - warf drei Sekunden vor dem Spielende völlig freistehend ans rechte Ohr des 24-jährigen Torwarts. Die Entscheidung eines rasanten Spiels, das nach der packenden Schlussphase eine Verlängerung verdient gehabt hätte.

Diese letzten Spielminuten erlebte Frankreichs Trainer Guillaume Gille "mit viel Aufregung, viel Nervosität, viel Leidenschaft", sagte er im Sportschau-Interview. "Ich finde, das sind Begriffe, die perfekt zum Handball passen."

Gille - "Ich bin sehr, sehr zufrieden"

Sportschau Handball-WM 2025, 02.02.2025 18:12 Uhr

Aymeric Minne - der kommende Saison voraussichtlich für Flensburg-Handewitt spielen wird - traf allein in der ersten Halbzeit sieben Mal. Zum Spieler des Spiels wurde etwas überraschend Portugals Torwart Gustavo Capdeville (elf Paraden) gewählt, der sein Team in der zweiten Hälfte zurück ins Spiel brachte. Nach Spielende wurde zudem Portugals Supertalent Francisco Costa als bester junger Spieler des Turniers ausgezeichnet.

Costa - "Wir werden wieder hier sein"

"Das ist schön, aber ich hätte lieber Bronze gewonnen", sagte "Kiko" im Sportschau-Interview. "Für Portugal ist es großartig, das viertbeste Team der Welt zu sein. Aber für mich ist das nicht genug." Sein Bruder Martim sagte: "Wir werden wieder hier sein, das verspreche ich."

Die Voraussetzungen in der ausverkauften Unity Arena in Oslo im Spiel um den dritten Platz hätten unterschiedlicher kaum sein können. Die Portugiesen mit der historischen Chance auf ihre erste Medaille, die Franzosen mit dem Versuch, die überraschende Halbfinal-Niederlage gegen Kroatien durch Edelmetall abzumildern. Trainer Giullaume Gille verzichtete für dieses Unterfangen im Rückraum auf seine beiden etatmäßigen Stars Elohim Prandi und Dika Mem und ließ dafür Aymeric Minne und Melvyn Richardson starten.

Frankreich mit Tempo - Minne dominiert die Anfangsphase

Ein erfolgsversprechender Schachzug, denn Regisseur Minne eröffnete direkt mal den Torreigen (1.). Es war der Beginn einer temporeichen Anfangsphase. Nach fünf Minuten hatte der 27-Jährige vom HBC Nantes bereits vier Tore erzielt und stellte die Portugiesen mit seinem Tempo immer wieder vor Herausforderungen.

Da aber auch Portugal sich keinesfalls schonte, entwickelte sich in den ersten 15 Minuten ein enger Schlagabtausch, beide Defensivreihen agierten in dieser Phase viel zu passiv (8:8). Frankreich fand als erstes den richtigen Zugriff in der Abwehr und zog direkt mit einem 4:1-Lauf bis auf 15:12 (23.) davon. Martim Costa (4 Tore) hielt offensiv dagegen, sodass die Teams mit 19:17 in die Pause gingen.

Torhüter erst nach der Pause im Spiel

Auf eine Torwartleistung warteten beide Kontrahenten vergeblich in der ersten Hälfte, bis dato glich die Partie einem Torfestival (36 Treffern). Die Hereinnahmen von Charles Bolzinger und Gustavo Capdeville sollten das ändern. Erstmal sorgte aber das fünfte Tor von Martim Costa dafür, dass die Südeuropäer erstmals in Führung (21:20) gehen konnten. In der Folge konnte sich keins der beiden Teams absetzen, erst als Frankreich mehrmals an Capdeville scheiterte und Areia per Siebenmeter zum 26:24 (45.) für Portugal traf.

Es folgte ein 3:0-Lauf auf der anderen Seite. Das neunte Tor vom starken Aymeric Minne brachte plötzlich wieder Frankreich in Führung (27:26). Hinten bekam der Rekordweltmeister aber Kreisläufer Victor Iturriza (7/7) einfach nicht in den Griff, auch der besser werdende Bolzinger im Tor war chancenlos. Damit war die Partie in den letzten Minuten wieder völlig offen.

Torwart Charles Bolzinger wird zum Matchwinner

Nach der etwas enttäuschenden Leistung von Francisco Costa gegen Dänemark zeichnete sich der junge Linkshänder gegen Frankreich vor allem in der Schlussphase mit zwei wichtigen Treffern aus (33:33). Aber Portugals Traum von der ersten WM-Medaille platzte, weil Richardson vom Siebenmeterpunkt cool blieb und Areia nur Bolzingers Ohr traf.